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Unterschätzte Metropole am Balkan: Die besten Tipps für Podgorica

Unbekannt und unterschätzt: Die Hauptstadt Montenegros wird häufig links liegen gelassen, dabei hat Podgorica mehr verdient als das undankbare Etikett „most boring city in Europe“. Die Schönheit der Stadt offenbart sich zwar nicht auf den ersten Blick, genauer hinsehen lohnt sich aber: Podgorica hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu erfunden und entwickelt sich immer mehr zum Geheimtipp am Balkan.


Unterschätzte Metropole am Balkan: Die besten Tipps für Podgorica ♥ Lesezeit: 8 Minuten


#1 Highlight in Podgorica: Auferstehungskathedrale

Alles so schön bunt hier: Die größte orthodoxe Kirche in Montenegro wirkt auf den ersten Blick geschichtsträchtig, ist aber sehr jung: Die serbisch-orthodoxe Kathedrale „Saborni hram hristovog vaskrsenja“ – auf Deutsch: die Kathedrale der Auferstehung Christi – wurde erst 1993 errichtet. Seither ist der gewaltige Bau mit der auf alt gemachten Steinfassade das Wahrzeichen der Stadt.

Die Innenräume erstrecken sich auf einer Gesamtfläche von 4.000 Quadratmetern und wurden auf einem kreuzförmigen Grundriss errichtet. Das Highlight des Hauptraums ist die 35,5 Meter hohe Kuppel, die ein vier Meter hohes vergoldeten Kreuz schmückt. Die Kathedrale überrascht mit vielen Farben und zahlreichen Elementen wie Mosaiken, Ikonen, Fresken und Holzschnitzereien. Alles wurde auf vergoldetem Untergrund aufgezeichnet, die Malereien nehmen eine Fläche von 6.200 Quadratmeter ein. Kurioses Detail: Da die Auferstehungskathedrale erst 2013 fertiggestellt wurde, gibt es auch zeitgenössische Themen zu entdecken. Ein Fresko zeigt beispielsweise Karl Marx, Friedrich Engels und den jugoslawische Diktator Tito in der Hölle.

#2 Tipps für Podgorica: Architektur 

Im Zweiten Weltkrieg trafen rund 70 Luftangriffe der Alliierten Podgorica, fast die ganze Stadt wurde zerstört. Nach der Befreiung im Dezember 1944 durch jugoslawische Partisanen wurde Podgorica nach Josip Broz Tito in Titograd umbenannt. Erst 1992 wurde Podgorica geboren. Auf Deutsch bedeutet der Name „am Fuß des Hügels“.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg dauerte, die heutige Architektur ist ein bunter Mix aus Kommunismus, Brutalismus und sozialistischer Moderne. In der Zeit des sozialistischen Jugoslawiens wurden viele große Wohnblöcke erbaut. Es dauerte bis in die späten 1990er-Jahre, als erste moderne Gebäude in Podgorica errichtet wurden. Spaziert man heute durch die Stadt, wechselt ständig die Szene: vom riesigen, aber schmucklosen Trg Republike, dem Republikplatz, geht es zu kahlen Betonklötzen, verglasten Hochhäusern bis zur Stara Varoš, dem ältesten Teil von Podgorica, der von den Osmanen geprägt wurde.

#3 Tipps für Podgorica: Stara Varoš 

Es ist genau jene Ecke in Podgorica, die einen in eine andere Welt zu katapultieren scheint. Zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert lag das Herz der Stadt in Stara Varoš, deren Besiedelung bis in die osmanische Zeit zurückreicht. Der türkische Einfluss hier ist noch heute prägend für die Stadt.

Zwar wurde die Gegend während des Zweiten Weltkriegs schwer zerstört, ein paar alte Gebäude sind aber erhalten, wie der Glockenturm am Rande des Viertels und zwei Moscheen. Bis heute schallt der Ruf des Muezzins aus der Osmanagić Moschee und der Starodoganjska Moschee über die historischen Straßen von Stara Varoš.

#4 Tipps für Podgorica: Uhrturm 

Neben der Starodoganjska Moschee aus dem 15. Jahrhundert und der Osmanagić Moschee aus dem 18. Jahrhundert thront am Trg Bećir Bega Osmanagića ein weiteres Beispiel islamischer Architektur, die erhalten werden konnte: ein im Jahr 1667 erbauter Uhrturm aus Stein. Die Uhr soll aus Italien importiert worden sein, das Kreuz an der Spitze des Turms wurde angeblich am Ende der 19. Jahrhundert angebracht.

Das 16 Meter hohe Gebäude hat den Krieg überdauert und steht seit dem 17. Jahrhundert nahezu stoisch auf seinem Platz, auf der einen Seite begrenzt von der historischen Altstadt Podgoricas, auf der anderen von einer vierspurigen Ausfallstraße und einem farblosen Geschäftsviertel. 

#5 Highlight in Podgorica: Skaline

Eine völlig andere Seite zeigt Podgorica an der Skaline. In unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum, wo die Flüsse Ribnica und Morača aufeinandertreffen, bauten die Osmanen einst eine beeindruckende Festung. Noch heute gibt es Überreste davon zu sehen. Über den Flüssen liegen zahlreiche Treppenstufen, Mäuerchen, Plattformen und verwinkelte Wege zwischen üppigem Grün und dem Rauschen des Wassers. An den Ufern wird im Sommer gerne gebadet und gefeiert.

Kurios: Im Jahr 1914 wurde hier von den Franzosen eine Funktelegrafenstation für die Kommunikation mit dem Balkan gebaut – im Flussbett der Ribnica. In das Höhlengelände wurden im Abstand von hundert Metern Löcher mit einem Durchmesser von drei Metern gegraben und drei 150 Meter hohe Betonpfeiler errichtet. Im Ersten Weltkrieg zerstörten die Franzosen die Funkgeräte allerdings freiwillig, damit sie nicht in die Hände Österreich-Ungarns fielen.

#6 Tipps für Podgorica: Millennium-Brücke

Über das Wasser der Morača spannen sich mehrere Brücken. Die beeindruckendste wurde erst am 13. Juli 2005 offiziell eingeweiht, am Nationalfeiertag der Republik. Die Millennium-Brücke gilt seither als Symbol des Aufschwungs des Landes und als Wahrzeichen von Podgorica. Die Schrägseilbrücke ist 173 Meter lang und besteht aus 57 Pylonen, die mit Schrägseilen und Gegengewichten befestigt wurden. 

Die Millennium-Brücke verbindet das Stadtzentrum westlich der Morača mit dem neuen Stadtteil östlich. Der Bau kostete sieben Millionen Euro. Den besten Blick auf die Brücke hat man von der naheliegenden Gazela-Fußgängerbrücke. Von hier aus thront die Schrägseilbrücke stolz vor den dahinterliegenden Berge. Auf der anderen Flussseite zeigt Podgorica wieder ein anderes Gesicht. Hier stehen vorwiegend schnell errichtete Nachkriegsbauten. 

#7 Tipps für Podgorica: Einkaufsstraße Vasa Raičkovića

Podgorica ist keine klassische Shopping-Stadt. Hippe Boutiquen, Vintage-Läden oder Designerstores sucht man eher vergeblich. Diese findet man Touristenorten wie Budva oder Kotor. Podgorica trägt vielmehr den Titel „Capitol of Malls“ und Shopping konzentriert sich auf die Einkaufszentren der Stadt: die „Delta City Mall“, die „Mall of Montenegro“„The Capital Plaza“ oder das „Bazar Shopping Centre“. 

Als Einkaufsstraße in der Innenstadt von Podgorica gilt am ehesten die Vasa Raičkovića. An der boulevard-artigen Straße reihen sich mehrere Geschäfte aneinander, allerdings eher mit einer Prise Ostblock-Charme und wenig Vielfalt.

#8 Highlight in Podgorica: Partystraße Bokeška

Viel bunter und lauter geht es indes in der Bokeska-Straße zu, vor allem am Abend. Die als Partymeile bekannte Straße verwandelt sich ab dem Sonnenuntergang zum Zentrum des Nachtlebens in Podgorica. Die Bokeska ist zwar nicht länger als 30 Meter, dafür aber voller Cafés und Bars. Auch in den umliegenden Straßen ist viel los.

Hier ist alles möglich: Von der entspannten Kneipe bis hin zum Balkan-Club ist alles da. Vor allem im Sommer ist das Viertel der Treffpunkt schlechthin. Dann bauen alle Bars ihre Sitzgelegenheiten auf der Straße auf und die Bokeška scheint sich in eine einzige, lange Bar zu verwandeln. Feiern in Podgorica ist übrigens sehr günstig: Ein Bier kann man schon ab 1,50 Euro bekommen.

#9 Tipps für Podgorica: Karver Bookstore

Podgorica hat auch eine alternative Seite. Ein verborgener Schatz befindet sich in einem ehemaligen Badehaus unter einer Brücke, die über den Fluss Ribnica führt. Zwischen bunten Graffitis und dem Wasser des Flusses versteckt sich der „Karver Bookstore“. Seit 2005 dreht sich hier alles um Kunst, Kultur und Kaffee: Das alternative Buchcafé gilt als Treffpunkt von lokalen Künstlern.

Innen kann man sich von einer ausgezeichneten Buchauswahl inspirieren lassen und shoppen, draußen sitzt man zwischen Wasser, Brücke und bunter Streetart. Einige der besten Orte, um die schönste Straßenkunst in Podgorica zu sehen, sind neben dem „Karver Bookstore“ noch die Viertel Blok 5 und Preko Morače.

#10 Tipps für Podgorica: Njegošev-Park 

Mit zwölf Parks ist Podgorica viel grüner, als man auf den ersten Blick meinen würde. Von der Innenstadt dauert es nur wenige Minuten in den Njegošev-Park. Dieser erstreckt sich auf beiden Seiten des Flusses Morača und wurde 1942 erbaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Park schwer beschädigt, allerdings bereits 1951 wiederhergestellt. Benannt wurde der Park nach Petar II Petrovic Njegos, Fürstbischof von Montenegro und einer der bedeutendsten Dichter des serbischen Sprachraums. Ein Denkmal im Park erinnert an ihn.

Wer Denkmäler und ihre Geschichten mag, ist in Podgorica genau richtig. Eines der spannendsten liegt in unmittelbarer Nähe. Die Statue Crnogorsko Oro ist ein Symbol der montenegrinischen Kultur und Tradition und ahmt den Nationaltanz aus den montenegrinischen Bergen nach. Das Denkmal ist mehr als fünf Meter hoch und besteht aus acht Skulpturen. Viele Denkmäler erinnern an wichtige Herrscher Montenegros, wie König Nikola I. Petrović. In einem Park gegenüber des Parlaments thront die imposante, vier Meter hohe Statue, die den letzten König von Montenegro, König Nikola, auf einem Pferd zeigt.


Offenlegung

Im Rahmen einer Pressereise reiste ich durch Montenegro. Die Recherche in Podgorica habe ich selbst bezahlt.

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