Montenegro zeigt hoch oben sein schönstes Gesicht. Dann offenbart der kleinste Balkanstaat, der als „Land der schwarzen Berge“ bekannt ist, seine große Vielfalt: Hohe Berggipfel überragen tiefe Schluchten und weite Fjorde, an die Küste schmiegen sich Strände und historische Badeorte und an einsamen Bergseen und auf urigen Almen entdeckt man das ursprüngliche Montenegro.
Black Beauty am Balkan: Highlights in Montenegro ♥ Lesezeit: 5 Minuten
„Als unser Planet entstand, muss sich die schönste Begegnung zwischen Meer und Land an der montenegrinischen Küste zugetragen haben. Und als die Perlen der Natur verteilt wurden, wurden sie mit vollen Händen in dieses Gebiet gestreut“, schrieb der englische Dichter Lord Byron, als er nach Montenegro kam.
200 Jahre später treffen diese Worte noch immer zu: Als „Perle der Adria“, „Wild Beauty“ oder „Land der schwarzen Berge“ bezeichnet (der Name Montenegro stammt vom „schwarzen Berg“ Lovcen, dessen Kuppe dicht mit Pinien bewachsen ist, sodass er im Schatten fast schwarz erscheint), ist der kleinste Balkanstaat dabei, sich wieder einen Platz auf der touristischen Weltkarte zu sichern. Zwar kamen schon in den 1980er-Jahren viele Sonnenanbeter an die montenegrinische Adria, die sich über 293 Kilometer erstreckt, doch die Jugoslawienkriege veränderten alles und stoppten den Balkantourismus.
Heute merkt man nichts mehr vom Schrecken von einst. Das 640.000- Einwohner-Land ist seit 2006 unabhängig, Kreuzfahrtschiffe spucken täglich Touristen in Kotor aus, in Budva liegen genauso viele sonnenhungrige Touristen am Strand, und Reisemagazine wie „Lonely Planet“ haben Montenegro längst in ihre Hip-Listen aufgenommen. Warum? Vielleicht, weil der Kleinstaat auf wenig Fläche so viel zu bieten hat: Die Orte sind nur kurz voneinander entfernt, sodass man alles schnell erreichen kann, unabhängig davon, ob es sich um eine Stadt, einen Berg, das Meer oder einen See handelt.
Highlights in Montenegro: Land und Leute
Dazu kommt: Montenegriner sind freundlich, herzlich und entspannt. Stress mag man hier nicht, im Gegenteil. Da kann es im Restaurant bei der Bestellung mal dauern, weil die Kellner selbst noch ihren Kaffee austrinken wollen. Ärgern lohnt sich aber nicht. Am häufigsten hört man ‚Samo polako!‘, was ‚Nur langsam!‘ bedeutet. Denn auch Humor ist den Montenegrinern wichtig. Umso ärgerlicher, dass Donald Trump sich einst abwertend über das Land äußerte. „Montenegro is a tiny country with very strong people. They’re very aggressive people“, sagte er. Aber vielleicht meinte er mit „strong“ ja „tall“: Die Montenegriner gelten als die zweitgrößten Menschen der Welt – im Durchschnitt erreichen sie eine Größe von 1,83 Meter.
Highlights in Montenegro: Bucht von Kotor
Apropos: Die Größe des kleinen Landes offenbart sich, wenn man ganz oben ist. Über 25 Haarnadelkurven geht es rasant hinauf, bis der atemberaubende Ausblick erreicht ist und einem der Atem stockt: Wie ein Fjord schmiegt sich die Bucht von Kotor zwischen die Berge der Adriaküste. Einst ein Schlupfwinkel für Seeräuber, aber auch Handelsumschlagplatz und Marinestützpunkt, machen Touristen hoch über der Bucht von Kotor, die 30 Kilometer ins Land hineinreicht, heute nur eines: staunen.
Highlights in Montenegro: Skadarsees
Ähnlich geht es einem hoch über dem Crnojević-Fluss im Nordwesten des Skadarsees. Hier sieht man eines der schönsten Panoramen Montenegros. Das Wasser zieht eine große, gewundene Schleife um einen Berg und liegt einem gebogen zu Füßen. Am Aussichtspunkt Pavlova Strana bietet sich der beste Blick auf die Flussschleife. Vom nahen Ort Rijeka Crnojevića starten Bootstouren auf dem geschwungenen Fluss (ab € 15), die auch ein einzigartiges Erlebnis sind.
Highlights in Montenegro: Tara-Schlucht
Must-Sees Montenegros gibt es aber auch im teils unerschlossenen und naturgewaltigen Hinterland, zum Beispiel in der Tara-Schlucht. Hier geht es steil bergab und es tun sich im wahrsten Sinne des Wortes Abgründe auf: Die Schlucht ist bis zu 1.600 Meter tief und damit der tiefste Canyon Europas und nach dem Grand Canyon der zweittiefste der Welt! Wer Lust auf einen Adrenalinkick hat, wagt sich auf die Zip-Line (€ 10), die hoch über der Schlucht verläuft oder traut sich aufs Wasser und saust beim Rafting (€ 50) über die Tara.
Highlights in Montenegro: Durmitor-Nationalpark
Gemächlicher geht’s im Durmitor-Nationalpark zu, wo man umgeben von tiefen Wäldern und Bergen nicht ahnen würde, dass die Küste gar nicht weit weg ist. Der Nationalpark gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltnaturerbe. 48 Gipfel des Durmitor-Massivs sind höher als 2.000 Meter, der höchste Berg ist der Bobotov Kuk mit mit 2.522 Meter Höhe.
Es sind aber nicht nur die Berge, die die Landschaft prägen, sondern auch das Wasser. Malerische Bergseen sorgen für eine fast geheimnisvolle Stimmung. Etwa der Crno Jezero, der Schwarzen See. Türkisfarben leuchtet es schon aus der Ferne vor der dunklen Bergkulisse – die Einheimischen nennen ihre Gebirgsseen deshalb „Bergaugen“. Der Weg ans Wasser führt durch einen Wald, unterwegs stößt man immer wieder mal auf kleine, hölzernen Buden, wo Montenegrinerinnen das verkaufen, was sie morgens gesammelt haben: rot leuchtende Beeren, saftige Pfifferlinge.
Highlights in Montenegro: Skutarisee
Im Südosten weht dann eine andere Brise, wenn man über den gigantischen Skutarisee schippert (ab ca. € 20), der zweitgrößte See in Südeuropa und der größten See auf der Balkanhalbinsel. Der See erstreckt sich von Montenegro nach Albanien. Der Teil des Skutarisees in Montenegro ist als Nationalpark geschützt. Viele Zugvögel aus Nordeuropa rasten hier.
Die Boote fahren fast im Zeitlupentempo, man bewegt sich gemächlich – anders als am Meer, wo man auf einem Katamaran durchaus schnell über die Wellen saust (ab ca. € 30), vorbei am antiken Kurort Herceg Novi, den Küstenstädten Kotor und Perast, an „Maria vom Felsen“, einer künstlich aufgeschütteten Insel, auf der eine Kapelle steht, und natürlich an der Luxus-Hotelinsel Sveti Stefan, wo ein Zimmer im Sommer € 1.200/Nacht kostet. Denn Montenegro kann auch Luxus, insbesondere in Tivat und dem neuen Yachthafen Porto Montenegro: Auf dem Wasser schaukeln teure Gefährte, an Land reihen sich exklusive Designer-Stores aneinander.
Highlights in Montenegro: Bergwelt
Das krasse Gegenteil erlebt man wieder hoch oben, wo Luxus fern und das Leben ursprünglich ist. Über viele gewundene Kurven und eine holprige Schotterstraße geht es rauf auf Auf 1.777 Meter. Auf dem Katun Vranjak liegt mitten in der Natur eine ökologisch bewirtschaftete Alm mit kleinen Holzhäuschen, auf den Wiesen grasen Schafe und Kühe. Eine Nacht mit Halbpension kostet € 25/Person. Die Erfahrung in der Einsamkeit und Einfachkeit auf dem Berg ist eine ganz besondere. Gekocht wird von einem Ehepaar auf nur einer Herdplatte, in einer kleinen Holzhütte entsteht ein traditionelles Gericht.
Der Lisnati Sir ist ein sogenannter Faltenkäse, den man nicht nur als Käse, sondern auch als Cicvara, ein deftiges Gericht mit Faltenkäse und Kartoffeln, isst. Besonders lecker ist auch der Kajmak, ein buttriger Streichkäse. Neben mediterraner Küche mit Fisch, Gemüse und Olivenöl und Balkanklassikern wie Ćevapčići ist auch der Schinken aus Montenegro berühmt: Was in Italien der Prosciutto ist, ist in Montenegro der Pršut. Der beste Schinken kommt aus dem Bergdorf Njeguši.
Kurz & knapp: Highlights in Montenegro
Kotor
Die Unesco-Weltkulturerbestätte Kotor ist von einer 4,5 Kilometer langen Stadtmauer umgebenen. Dahinter liegt die Altstadt, die für ihre mittelalterliche Architektur bekannt ist. Augenfällig sind zahlreiche Paläste, die vom 15. bis zum 18. Jahrhundert unter venezianischer Herrschaft entstanden sind.
Budva
Der bekannteste Badeort Montenegros ist Budva. Die Küstenstadt hat zwei Gesichter. Auf der einen Seite gibt es Strände, Hotels und einen typisch touristischen Alltag, auf der anderen Seite hat sich die Altstadt ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Hinter einer Wehrmauer liegen schmale Gassen, in denen sich Cafés, Restaurants, Bars und Geschäfte verbergen.
Perast
Eine der schönsten Küstenstädte Montenegros ist Perast. Das ehemalige Fischerdorf liegt an der Bucht von Kotor und bezaubert mit einer pittoresken Altstadt. Vor Perast thronen im Meer die beiden Klosterinseln St. Georg und St. Maria vom Felsen – Montenegros beliebtestes Postkartenmotiv.
Bar
Als Montenegros „Tor zur Welt“ ist die Küstenstadt Bar bekannt. Denn die Stadt ist die größte Hafenstadt in Montenegro. Über das Wasser gleiten zahlreiche Container hinaus in die Welt. Im Urlaub locken mehrere Strände und eine schöne Promenade mit Cafés, Restaurants und Hotels.
Sveti Stefan
Ein Hauch Luxus umweht die Halbinsel Sveti Stefan in der Nähe von Budva. Die Insel ist gerade mal 1,46 Hektar groß. Einst ein malerisches Fischerdorf mit Häusern aus dem 15. Jahrhundert, erhielt die Insel in den 1950er und 1960er Jahren eine neue Funktion. Da wurde sie zu einer Hotelinsel umgebaut. Heute thront auf Sveti Stefan ein Luxushotel.
Tivat
Elegant geht es auch in Tivat zu. Gelegen an der Bucht von Kotor, ist der Küstenort insbesondere für seinen Yachthafen berühmt. Wo im sozialistischen Jugoslawien eine militärische Schiffswerft lag, schaukeln heute teure Boote auf dem Wasser – und Porto Montenegro ist als „Monaco des Balkans“ bekannt.
Herceg Novi
Während der jugoslawischen Ära war die Stadt Herceg Novi das beliebteste Urlaubsziel in Montenegro. Als mit der Zeit in anderen Orten der Tourismus startete, geriet der Küstenort ein wenig in Vergessenheit. Heute kommen viele, um dem Wirbel in Budva und Co. zu entgehen und die Ruhe in Herceg Novi zu genießen.
Cetinje
Geschichte lockt in Cetinje. Bevor Podgorica 1918 die Hauptstadt Montenegros wurde, hatte die ehemalige Königsstadt Cetinje diese Rolle inne. Noch heute sind königliche Gebäude und Regierungsbauten erhalten. Besonders sehenswert ist das Nationalmuseums Montenegros, das sich im ehemaligen Königspalast befindet.
Njeguški
Das berühmteste Gebirgsdorf Montenegros liegt nahe an den Hängen des Berges Lovćen. Weil das Dorf einst schwer erreichbar war, mussten sich die Bewohner selbst versorgen. Heute ist Njeguši bekannt für seinen Schinken, der seit Jahrhunderten nach traditioneller Art und Weise hergestellt wird. Der Njeguški pršut ist das montenegrinische Gegenstück zum italienischen Parma-Schinken. Der Schinken reift für mehrere Monate ausschließlich auf Buchenholz.
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