Manche Landesgrenzen muten durchaus seltsam an, so auch der Ödenburger Zipfel in Ungarn: Nur 60 Kilometer von Wien entfernt ragt der Landstreifen ins österreichische Burgenland hinein und ist an drei Seiten von rot-weiß-roten Landesgrenzen umgeben. Das Zentrum des Ödenburger Zipfels ist Sopron, eine der ältesten Städte Ungarns und das ideale Ziel, um ungarisches Flair in unmittelbarer Umgebung von Österreich zu erleben.
Grenzstadt Ungarn & Österreich: 7 Highlights in Sopron ♥ Lesezeit: 6 Minuten
#1 Highlights in Sopron: Die Geschichte
Auf der Landkarte sieht der Ödenburger Zipfel – auch Ödenburger Sporn – durchaus seltsam aus. An drei Seiten umgeben von österreichischen Landesgrenzen ragt das Gebiet keck ins österreichische Bundesland Burgenland hinein. Die Region mit der Stadt Sopron ist aber ganz klar ungarisch. Einst entstanden aus dem alten römischen Ort Scrabantia, spielte die Lage der Stadt stets eine große Rolle, denn Sopron lag an einer wichtigen Station der Bernsteinstraße, die von Norden nach Süden durch Europa führte. Nach Zugehörigkeiten zum Habsburgerreich fiel dann nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die wichtigste Entscheidung für die Stadt: Sopron sollte eigentlich die Hauptstadt des neu gebildeten österreichischen Bundeslandes Burgenland werden, doch das Volk war dagegen: Bei einer Volksabstimmung entschied sich die Mehrheit für einen Verbleib bei Ungarn.
#2 Highlights in Sopron: Die Altstadt
Mit rund 60.000 Einwohnern ist Sopron zwar nicht groß, aber groß genug, um viele Geschichten unterwegs aufzuspüren. Die meisten findet man in der historischen Altstadt, die komplett unter Denkmalschutz steht. Die Altstadt ist klein und überschaubar, lässt aber vielerorts eine Reise durch die Epochen zu: Mal entdeckt man römische Fundamentsteine in einem Torbogen, mal eine gotische Sitznische, mal eine Renaissance-Loggia. Viele der Gassen sind schmal und verwinkelt und führen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten: zur Synagoge aus dem 13. Jahrhundert, zur Dreifaltigkeitssäule, zum mit einem Erker geschmückten Caesar-Haus oder zum Zwei-Mohren-Haus, das als eines der imposantesten Bauwerke des bürgerlichen Barock gilt.
#3 Highlights in Sopron: Der Hauptplatz
Das Herz der Stadt ist der Hauptplatz, der sogenannte Fő tér. Er gilt mit seiner barocken Dreifaltigkeits- oder Pestsäule als einer der schönsten Plätze Ungarns. Rund um den Hauptplatz thronen die wichtigsten und opulentesten Gebäude der Stadt: der mittelalterliche Feuerturm (siehe Punkt 4) ebenso wie verschiedene mittelalterliche und barocke Patrizierhäuser, die berühmte Ziegenkirche, das Storno Haus und das Fabricius Haus. Die Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahr 1701 ist übrigens die älteste und schönste Pestsäule Ungarns. Hier wurden erstmals in Mitteleuropa die gedrehte Säulenform im Freien angewendet.
#4 Highlights in Sopron: Der Feuerturm
Die Spuren von einst, als Sopron eine wichtige Station an der Bernsteinstraße war, entdeckt man beim Wahrzeichen der Stadt, dem 61 Meter hohen Feuerturm. Hier kann man Skulpturen, Steinmetzarbeiten und Mauerreste des einst reichen römischen Forums besichtigen. Auch die schönste Aussicht der Stadt zeigt sich hier Besuchern. Der Weg nach oben führt über 200 Stufen. Die Aussicht über die Stadt ist ein absolutes Highlight, hatte früher aber durchaus pragmatische Gründe: Der Tüztorony, der Feuerturm, diente einst als Beobachtungsposten für ausbrechende Feuer oder feindliche Angriffe. Tipp: Erst vor ein paar Jahren eröffnete in der ersten Etage des Feuerturms das „Museums-Café„, wo man prima Kaffee trinken kann.
#5 Highlights in Sopron: Die Stadtmauer
Der Rumpf des Feuerturms wurde auf römischen Fundamentmauern errichtet und diente ab dem 13. Jahrhundert als nördlicher Torzugang innerhalb der Stadtmauer. Die ist auch noch heute gegenwärtig: Wo einst die Römer eine Siedlung namens Scarbantia in Sopron bauten, kann man heute entlang der historischen Stadtmauer spazieren und Teile der römischen Befestigung von einst erkunden. Der Weg führt über schmale Wege, mehrere Stufen und durch dicke und hohe Mauern, ist aber gut beschriftet und kurzweilig: In 20 Minuten hat man die Stadtmauer einmal umrundet.
#6 Highlights in Sopron: Die Kulinarik
Gulasch und Palatschinken sind Klassiker der ungarischen Küche und in Sopron überall zu haben, es lohnt sich aber, etwas anderes zu bestellen. Denn durch den günstigen Forint kann man hier großartige Haubenküche fürs kleine Geld genießen. In vielen der Traditionsgasthäusern kommen edle Kreationen mit Gänseleber, Beef Tartare und hochwertigen Steaks auf den Tisch, oft unter € 12. Ein Highlight ist das „Erhardts“, das mehrfach ausgezeichnet wurde. Als Traditionsgetränk in Sopron gilt übrigens der Blaufränkische, denn der hat eine lange Tradition. Als französische Soldaten während der Napoleonischen Kriege 1809 in Sopron einquartiert waren, freuten sie sich über den lokalen Rotwein. Damals gab es zwei Währungen unter Napoleon: Er bezahlte seine Truppen mit „roten“ Francs, obwohl die offizielle Währung in Frankreich „blaue“ Francs waren. Weil die Weinbauern das wussten, verkauften sie ihren Rotwein nur für „blaue“ Francs, da die roten weniger Wert hatten. So entstand der Name „Kékfrankos“: Blaufränkischer.
#7 Highlights in Sopron: Der Lifestyle
Auch wenn Sopron eine traditionelle ungarische Stadt ist, hat sich in den letzten Jahren viel getan und ein moderner Lifestyle entwickelt. Viele junge Ungarn versuchen sich an neuen Ideen und gründen innovative Start-ups. Eines der neueren Lokale ist das Café „Levendula Kézműves Fagylaltozó“, das rundum lila designt ist. Hier gibt es nur vegane Kuchen in der Vitrine, somit ist es das erste Café dieser Art in der Stadt. Den besten Kaffee der Stadt gibt es nur wenige Minuten entfernt bei „Kulturpresszo“. Tipp: Das „Pannonia Hotel“ ist das älteste Hotel der Stadt. Es wurde bereits 1893 erbaut und bezaubert mit hübschem Stuck, opulenten Lustern, roten Teppichen – und unschlagbar günstigen Zimmern (ab € 29). Besonders toll: Von der Terrasse hat man einen schönen Blick auf Sopron.
Offenlegung
Die Recherche in Sopron habe ich selbst bezahlt. Das „Pannonia Hotel“ hat mich für zwei Nächte eingeladen.
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Noch so unberührt, sehr toller Artikel;)
Damaris