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Gerichte mit Geschichte: Der Villacher Kirchtag und die Kirchtagsuppe in Kärnten

Das größte Brauchtumsfest Österreichs ging erstmals im Jahr 1936 über die Bühne: Der Villacher Kirchtag findet seither alljährlich in der ersten Augustwoche statt und besteht aus über 100 Einzelveranstaltungen. Kulinarischer Hauptdarsteller ist die Kirchtagssuppe, die von der „sauren Suppe“ aus dem Rosental und Gailtal und der „gölbn Suppn” aus dem Gegental abstammt und seit dem 17. Jahrhundert zubereitet wird.


Gerichte mit Geschichte: Der Villacher Kirchtag und die Kirchtagsuppe in Kärnten ♥ Lesezeit: 4 Minuten
Foto: Florentina Klampferer / storiesonaplate.com


Mit Unterstützung vom Land Kärnten durch ein Arbeitsstipendium für freiberufliche Künstler*innen und freischaffende Wissenschaftler*innen


Eine markant gelbe Farbe, der Geruch von saurem und süßem Rahm, feine Nuancen von Wacholder, Zimt und Lorbeer, dazu würziges, klein geschnittenes Fleisch und an der Seite ein dickes Stück Reindling: Die Villacher Kirchtagsuppe ist nicht nur ein traditionelles Kärntner Gericht, sie ist auch eine Institution.

Der Überlieferung nach wird die Suppe bereits seit dem 17. Jahrhundert zubereitet. Ihren Ursprung hat sie im Rosental und Gailtal, wo seit jeher die „saure Suppe“ auf den Tisch kam, und im Gegendtal, das für die „gölbe Suppn” bekannt ist. Damals wie heute wurden diese besonderen Suppen in den Bauernhöfen gekocht und bei den Dorfkirchtagen serviert.

Dass das Rezept es von den Dörfern in die Stadt schaffte, lag an der Wirtin Maria Rainer. Sie hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die Suppe bei einer Bäuerin im Rosental verkostet und war so begeistert, dass sie sie nachkochte. Diese servierte sie dann den vom Krieg ausgezehrten Villachern in ihrem Lokal am Oberen Kirchenplatz. Der Rest ist Geschichte. 

Villacher Kirchtag und die Kirchtagsuppe in Kärnten
Villacher Kirchtagsuppe
Foto: Florentina Klampferer / storiesonaplate.com

Die typische Kirchtagssuppe besteht im Wesentlichen aus fünf verschiedenen Fleischsorten (Rind, Kalb, Schwein, Huhn und Lamm), Wurzelwerk und vielen Gewürzen. Die Namen „saure Suppe“ und „gölbe Suppn” gehen auf weitere Zutaten zurück: sauren und süßen Rahm sowie Safran, der der Suppe die markante Farbe verleiht. Heute gibt es je nach Tal und Wirt unterschiedliche Geschmacksvarianten, das Basisrezept bleibt aber immer gleich. 

Das macht die Kirchtagsuppe zu einem wichtigen Bestandteil der Kärntner Küche, aber auch zum Hauptdarsteller vom Villacher Kirchtag. Das größte Brauchtumsfest Österreichs findet jedes Jahr in der ersten Augustwoche statt, das kulinarische Wahrzeichen der Veranstaltung ist natürlich die Kirchtagsuppe. Die wird rundum überall kredenzt, seit 1990 gibt es sogar eine Kirchtagssuppen-Prämierung durch eine Fachjury.

Der Villacher Kirchtag ging erstmals im Jahr 1936 über die Bühne – zum Gedenken an das durch Kaiser Friedrich 1225 verliehene Recht, einen Jahrmarkt am Jakobitag durchführen zu dürfen. Villach erhielt damals das Recht, 14 Tage vor und 14 Tage nach Jakobi einen Jahrmarkt zu veranstalten. Während der Kriegsjahre fiel die Veranstaltung zwischen 1940 und 1947 aus. Im Jahr 1948 war der Kirchtag dann die erste Großveranstaltung, bei der es Speisen ohne Lebensmittelmarken gab. Seither wird alljährlich in der ersten Augustwoche in Villach gefeiert. Einzig 2020 und 2021 musste das Fest corona-bedingt aussetzen.

2022 findet der Villacher Kirchtag endlich wieder statt und geht vom 31. Juli bis zum 7. August über die Bühne.


Villacher Kirchtag 

Rezept der Kirchtagsuppe

Video zur Kirchtagsuppe

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