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Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Über der Küste, an der sich im 15. Jahrhundert Jesuiten ansiedelten, um dort Wein zu keltern, wo die Wellen des Atlantik brechen, erhebt sich im Süden von Madeira fast senkrecht eine Klippe auf 300 Meter. Darunter liegt die Landzunge Fajã dos Padres: ein schmaler Landstreifen zwischen Felswand und Meer und ein verstecktes Paradies. Wer hierher kommt, macht Urlaub in aller Abgeschiedenheit.


Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira ♥ Lesezeit: 4 Minuten


Klippen können brechen, Wasser kann weichen. Natur ist in Bewegung, manchmal so unauffällig, dass man es nicht merkt. Fast so, als wolle sie zeigen, dass das, was auf den ersten Blick unbeweglich scheint, doch sein Gesicht verändern kann.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Madeira ist berühmt für seine rauen Steilklippen. Doch weil Wind, Wetter und Jahrhunderte auch vor Gestein nicht Halt machen, sind die Abbruchkanten der Insel stetiger Veränderung unterworfen. Felsen brechen, Steine bröckeln, Geröll rutscht, Erde rieselt. Das verändert die Landschaft. Dort, wo auf Madeira die höchsten Klippen sind, hat sich an manchen Stellen tief darunter über Jahrtausende Land gebildet. Als „Fajãs“ werden jene schmalen Landstreifen am Meer bezeichnet, die unter hohen Felsklippen entstanden sind. Landzungen, meist unzugänglich, von den Einheimischen gerne als „Inseln an der Insel“ bezeichnet.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Fajã dos Padres: Geschichte

Fajã dos Padres ist eine jener Landzungen Madeiras, die so langsam entstanden ist, dass man gar nicht mehr genau sagen kann, wann genau der erste Mensch den Boden zwischen Felswand und Meer betreten hat. Man nimmt aber an, dass dieses kleine Stück Land bereits seit den Anfängen der Besiedlung Madeiras bewohnt und irgendwann im 15. Jahrhundert von Jesuiten-Mönchen besiedelt wurde. Auf sie geht auch der Name dieser „Fajã“ zurück.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Die Jesuiten entdeckten und besiedelten nicht nur diese Landzunge, sie erkannten auch die Besonderheiten der isolierten Lage. Die Einsamkeit, die Stille – und das Klima. Denn auf dem etwa 100 Meter breiten Stück Land mit einer Fläche von insgesamt etwa 13 Hektar herrscht ein ganz besonders günstiges Mikroklima. Die Temperatur liegen um fünf Grad höher, weil die Felsen die Sonnenstrahlen reflektieren. Die hohe Felswand stellt sich schützend vor alles, was stören könnte, deshalb wachsen hier Pflanzenarten, die sonst auf Madeira nicht vorkommen.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Es waren auch die Jesuiten, die erkannten, dass sich der Boden hervorragend für den Weinanbau eignet. Sie kelterten die Malvasia-Traube, die weit über die Insel hinaus bekannt wurde. Noch heute gilt der Malmsey-Wein als einer der besten in Madeira und auf der ganzen Welt. Deshalb ist Fajã dos Padres auch einer der ältesten, urkundlich erwähnten „Single vineyards“ auf Madeira.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Nach 150 Jahren mussten die Jesuiten-Mönche ihr Paradies aber verlassen. Eineinhalb Jahrhunderte lebten sie in Fajã dos Padres, zeitweise sogar bis zu 50 Personen, dabei gab es immer nur um die zehn Häuser, die mitten im blühenden Paradies kaum zu sehen waren. 1766 änderte sich alles. Die Jesuiten wurden vertrieben und durch wechselnde Besitzer ersetzt. Der Wein geriet in Vergessenheit, stattdessen wurden nun Zuckerrohr und Bananen angebaut – und das kleine Stück Land wurde mehr genutzt, als geliebt.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Fajã dos Padres: Gegenwart

Bis 1921 ein Boot an Fajã dos Padres vorbeifuhr. Darin saß eine Familie, die fasziniert auf den Landstreifen unter der hohen Felswand starrte. Es war Liebe auf den ersten Blick – und so erwarb die Familie Fernandes die Fajã, um hier zu leben. Noch heute ist die Familie aus Funchal hier ansässig und bewirtschaftet das Land so, wie es den Jesuiten-Mönchen sicher gefallen hätte.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Das Besitzer-Ehepaar Isabel und Mário Jardim Fernandes lässt die exotischen Obstgärten üppig blühen, Mangos, Avocados, Bananen, Papayas, Feigen, Maracujas, Litchis. Alles wird nach den Standards des ökologischen Landbaus betrieben. Auch die Weinreben dürfen wieder sprießen: Mário Jardim Fernandes führt die Tradition der Jesuiten fort und keltert den süßen Malvasier-Wein. In den alten Kellergemäuern von früher lagern seine edlen Weine, manche bis zu zehn Jahre lang.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Das kleine Paradies ist heute auch für Besucher zugänglich. Wer hierher kommt, macht Urlaub in aller Abgeschiedenheit. Die ehemaligen Unterkünfte der Siedler und Jesuiten wurden liebevoll restauriert. Neun Häuser wurden zu Ferienhäusern umgebaut, die verstreut in der Plantage unter den Klippen am Steinstrand stehen. Dazu gibt es ein idyllisches Restaurant, in dem vieles von dem, was drumherum wächst, auf den Tisch kommt, der Malvasier-Wein genauso wie exotische Früchte und knackiges Gemüse – und natürlich auch lokale Spezialitäten wie der schwarze Degenfisch oder die Napfschnecken Lapas.

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira
Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Fajã dos Padres: Spektakuläre Anfahrt

Heute kommen Touristen und Einheimische gleichermaßen, müssen sich bei der Anfahrt aber nicht mehr fürchten. Denn der Weg ins Paradies war stets gefährlich. Wegen der isolierten Lage kam man nur mit dem Boot oder über eine gefährliche Klettertour zur Landzunge. Weil der Atlantik durchaus rau sein kann, waren beide Möglichkeiten nicht immer die einfachsten. Irgendwann baute man einen Aufzug, der steil zur Landzunge hinunterging. Doch dann riss das Seil des Fahrstuhls, und er raste im freien Fall zwanzig Meter in die Tiefe. 

Geheimtipp Fajã dos Padres: Verstecktes Paradies auf Madeira

Erst seit wenigen Jahren gibt es eine sichere und vor allem spektakuläre Alternative: Eine Seilbahn mit Panoramablick fährt heute in nur vier Minuten Besucher hinunter nach Fajã dos Padres. Über ein Jahr dauerte der Bau des angeblich höchsten Panoramaliftes Europas. Auch hier hat die Natur nachgegeben und die moderne Konstruktion angenommen. Vielleicht, weil sie ihre Zuneigung teilen will für dieses kleine Stück Land mit der großen Geschichte; dort, wo die Wellen des Atlantik brechen und die Klippe sich stolz erhebt.

Reisevideo: Fajã dos Padres in 60 Sekunden

Kurz & knapp

Kontakt:
Fajã dos Padres: Website
Rua Padres António Dinis Henriques nº 1
9300-261 Quinta Grande, Madeira

Anfahrt Auto: Der Zugang zur Bergstation wird über die Autobahn ab der Ausfahrt „Cabo Girão“ erreicht, bei der Ausfahrt Nummer 3.

Anfahrt Bus: Die öffentlichen Bussen des Betreibers Rodoeste fahren von Funchal nach Ribeira Brava, zum Beispiel die Linie 154. 

Öffnungszeiten Restaurant & Seilbahn: 10-18 Uhr (€ 10 hin und retour, Kinder bis 12 Jahre kostenlos)

Fajã dos Padres buchen z. B. Übernachtung in einer Villa (2-4 Personen) inkl. Frühstück ab ca. € 80 oder im Bungalow (2 Personen) für 7 Nächte ab ca. € 72 pro Nacht.

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Offenlegung

Visit Madeira hat mich eingeladen, nach Madeira zu reisen. Produkte, die mit einem ♦ versehen sind, sind Booking.com-Partnerlinks. Sollte jemand etwas buchen, erhalte ich eine kleine Vermittlungsprovision – natürlich ohne dass man mehr dafür bezahlen muss.


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3 Kommentare

  1. Walter Georg Kauntz Walter Georg Kauntz

    November 2019:
    Ich schwebe hinab in eine andere Welt. Dort angekommen, scheint alles verlassen zu sein. Am Anfang bewege ich nach Westen, wo mir niemand begegnet. Ich erhasche einige Mangos und begebe mich dann in entgegengesetzte Richtung durch einen Weinberg. Dann geht es vorbei an Gemüsebeeten und Bananenstauden, bis vor mir die kleine Hafenanlage erscheint. In ihrer unmittelbarer Nähe befindet sich das Restaurant. Dort nehme ich auf derTerrasse Platz und bewundere die Südwestküste, die dann in der Ferne verschwindet.
    Die leckere Hausspezialität gibt mir neue Ktaft. Am späten Nachmittag verlasse ich diese urige Welt und gelange zurück aufs Hochland. Ein Abstecher, den ich nur jedem empfehlen kann.

  2. Faja dos Padres scheint wirklich ein verstecktes Paradies zu sein, abseits der üblichen Touristenpfade. Deine persönlichen Eindrücke und die Erzählungen von den Einheimischen geben dem Leser einen authentischen Einblick in die Schönheit und die Besonderheiten dieses Ortes.

    Ich bin begeistert von deiner Erzählweise und den wunderschönen Momenten, die du eingefangen hast. Danke für diese inspirierende Reise durch deine Augen!

    Herzliche Grüße,
    Emma

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