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Kärntens Karibik: Die besten Tipps für den Weißensee

Strahlend türkises Wasser wie in der Karibik, eine Fjordlandschaft wie in Norwegen: Steht man am Weißensee in Kärnten, wähnt man sich im Paradies. Umgeben von dichten Wäldern und einem raschelnden Schilfgürtel liegt der höchst gelegene Badesee Österreichs wie ein langgezogener Fjord zwischen den Gipfeln der Gailtaler Alpen. Eitel ist der See trotz seiner sagenhaften Schönheit aber nicht. Der Weißensee ist ungekünstelt und unaufgeregt – und rückt wenn, dann nur einen Hauptdarsteller ins Rampenlicht: die Natur.


Kärntens Karibik: Die besten Tipps für den Weißensee ♥ Lesezeit: 9 Minuten


Der Schilfgürtel raschelt stetig im Wind. In der Ferne bewegt sich ein Boot träge dem Horizont entgegen. Eine Ente quakt keck und streitet mit einem Schwarm Fische um ein Stück Brot, während am Ufer zwischen den zarten Spitzen des Schilfs ein nackter Hintern in den Weißensee abtaucht.

Die besten Tipps für den Weißensee

Der Weißensee steckt voller Wunder und Möglichkeiten. Wandern, wild baden, eine Hängematte zwischen den Bäumen aufspannen, nackt in die Wellen springen – alles geht, nichts muss. Von Schickimicki keine Spur. Die Natur ist frei am Weißensee – und die Menschen sind es auch. Wer hierher kommt, weiß: Der See ist ungekünstelt. Es geht um Freiraum und Freiheit, um Sein und nicht um Schein. Die High Society ist dem Wörthersee vorbehalten. Wenn anderswo in Kärnten auf Seepromenaden prominiert und in Strandbars gefeiert wird, klappen in der Region Weißensee die Gehsteige am Abend hoch. Das war schon immer so. Auf gerade mal 760 Einwohner kommen zwar stolze 450.000 Nächtigungen pro Jahr, der Tourismus hier ist aber ebenso entspannt wie sein See.

Es ist der Slow Tourismus, der den Weißensee prägt und stark macht. Der Hauptdarsteller hier ist einzig die Natur, deshalb wurde die Region 1995 mit dem „Europäischen Preis für Tourismus und Umwelt“ ausgezeichnet und zum Naturpark erklärt. Steht man am Ufer, begreift man auch, warum. Zwei Drittel des auf 930 Meter Seehöhe gelegenen Seeufers sind unverbaut und der See ist nur über seine Westseite erreichbar. Als einst Diskussionen aufkamen, das Ostufer mit Spittal an der Drau zu verbinden, ging ein Aufschrei durch die Region. Erfolgreich. Bis heute führt keine Straße rund um den See und die Anfahrt aus dem Westen erfolgt immer über die Ostseite.

Der Weißensee zeigt sein schönstes Gesicht, wenn man ihm ganz nahe kommt. An seinen Uferwegen, in versteckten Buchten, im Schilfgürtel. Dort, wo man nur zu Fuß hinkommt, eröffnen sich die schönsten Blicke: das klare Wasser in leuchtendem Türkis, üppige Fischschwärme, und je weiter man ostwärts schlendert, desto imposanter öffnet sich der Fjord, der sich in der Einsamkeit Norwegens befinden könnte, langgezogen und tief eingebettet zwischen den Gipfeln der Gailtaler Alpen. Der Weißensee ist 11,6 Kilometer lang, an der breitesten Stelle misst er 900 Meter, an seiner tiefsten 99 Meter. Vermessen wurde der See 1827 zum ersten Mal. Damals wurden die Daten in den Franziszeischen Kataster aufgenommen, einem Vorläufer des heutigen Grundbuchs. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen dann die Touristen, das erste Gästebuch stammt aus dem Jahr 1885.  Zuvor kam aber ein anderes Volk an den Weißensee, denn die Region erzählt eine ganz spezielle Geschichte. Als um 1600 herum die Protestanten im Habsburgerreich verfolgt wurden, startete eine große Fluchtwelle. Einige kamen an den Weißensee. Aufgrund der Abgeschiedenheit des Ortes konnte sich hier eine protestantische Bevölkerung halten. Bis zum sogenannten Toleranzpatent aus dem Jahre 1781 spielte der Geheimprotestantismus am Weißensee eine große Rolle – und noch heute leben in der Gemeinde rund 70% Protestanten.

Man muss nicht bibelfest sein, wenn man am Weißensee Urlaub macht. Wer möchte, kann aber dem „Weg des Buches“ folgen. Der Wanderweg führt insgesamt über 500 Kilometer und in 29 Tagesetappen entlang bestehender Stecken und alter Schmugglerpfade – von Passau über Österreich bis an die italienische Grenze. Früher schmuggelten Händler auf dieser Route nicht nur begehrte Waren, sondern auch Bibeln, Gesang- und Gebetsbücher. Jenes Bibelschmuggeln stand im 17. und 18. Jahrhundert jedoch unter strengen Strafen. Der „Weg des Buches“ erinnert an diese Zeit – und führt eine Teilstrecke entlang des Weißensees. 

Der eigentliche Wanderweg, der die Schönheit des Sees in voller Pracht zeigt, ist der neue Slow Trail, der ein Teil des „Weg des Buches“ ist. Einen Wanderweg gab es am Nordufer des Weißensees zwar schon immer, allerdings wurde die Strecke kürzlich adaptiert und zum Slow Trail ernannt. Der Trail führt vom Ronacherfels bis zum Ostufer des Sees, insgesamt geht man 7,7 Kilometer entlang des Wassers und passiert dabei Rastplätze, Badebuchten und sagenhaft schöne Ausblicke. Unterwegs verändert sich die Natur des Weißensees immer wieder, nur die türkise Farbe des Wassers ist stets konstant.

Führt der Weg erst sanft entlang des Schilfgürtels auf ebenen Wegen, verändert sich die Bodenbeschaffenheit ab der kleinen Steilwand. Von hier an führt der Weg nach oben, rauf auf eine Felswand, die sich am Nordufer steil über dem Wasser erhebt. Nun wird der Weg wird schmäler und teilweise unwegsamer, es geht über Felsen und Wurzeln einige Höhenmeter hinauf. Gute Schuhe sind hier ein Muss, da die knorrigen Wurzeln und felsigen Wege gute Trittsicherheit benötigen. Fahrräder und Kinderwägen sollten keinesfalls mitkommen. Der ein oder andere Schnaufer beim Aufstieg lohnt sich aber: Hoch über dem See geht es zwischen Baumwipfeln weiter, die Aussicht ist grandios – und als Belohnung warten unterwegs viele Stellen, an denen man ins Wasser hüpfen kann.

Aber auch beim Slow Trail am Weißensee gilt: alles kann, nichts muss. Der Weg steckt wie der See voller Wunder und Möglichkeiten. Er ist wahlweise von Neusach/Techendorf zum Ostufer oder in umgekehrter Richtung zu begehen. Zudem muss man nicht die ganze Strecke gehen, im Gegenteil: Unterwegs gibt es zwei Schiffsanlegestellen (Ronacherfels und Steilwand), wo man ganz einfach in die Personenschiffe der Weißensee Schifffahrt steigen und nach Hause schippern kann. Die Fahrt auf dem Wasser ist dann wieder nachhaltig und slow: Auf dem Weißensee fährt Österreichs erstes Elektro-Hybrid-Schiff. Motorboote sind zudem auf dem ganzen See verboten. Denn auch hier möchte man der Natur Freiraum geben und für Ruhe sorgen. Der Weißensee ist und bleibt eben ungekünstelt und unaufgeregt – und schützt, was man schützen muss: See und Ufer genauso wie seine Bewohner …  


Die besten Tipps für den Weißensee

Seeterrasse: Der erste Stopp unterwegs auf dem Slow Trail ist zugleich jener Ort am Weißensee, der die schönste Terrasse hat. Direkt am Wasser gelegen, gibt es bei „Der Ronacherfels“ (Neusach 40, 9762 Neusach) den schönsten Blick – egal ob beim Kaffee am Vormittag oder beim Dinner am Abend. Praktisch: Hier gibt es auch eine Schiffsanlegestelle.

Raststation: Am Ende des Slow Trails geht man noch 20 Minuten um die Bucht, bis man den „Gasthof Dolomitenblick“ (Mösel 7, 9714 Stockenboi) erreicht. Hier kann man einkehren und direkt mit dem Schiff zurück nach Techendorf fahren – oder am Ufer sein Zelt bei „Camping Ronacher“ (Mösel 7, 9714 Stockenboi) aufschlagen.

Almblick: Wer den See gern mit den Bergen tauschen möchte, sollte die „Naggleralm“ (Naggl 18, 9762 Naggl) ansteuern. Fun-Fact: Hier oben wurden 1986 ein paar Szenen vom James-Bond-Film „Ein Hauch des Todes“ gedreht.

Naturparkbus: Neben dem Schiff ist der Naturparkbus ein super Fortbewegungsmittel am Weißensee. Weil sich in der Region viel um sanften Mobilität dreht, bekommt man beim Check-in im Hotel sein Ticket gratis dazu. Im Sommer und im Winter verkehrt der Naturparkbus im 30-Minuten-Takt.

Fotospot: In Techendorf ist die Brücke das Wahrzeichen und ein prima Fotomotiv. Sie wurde 1348 erstmals urkundlich genannt und seither immer wieder erneuert. Seit 1967 steht die heutige Stahlbetonkonstruktion mit vier Pfeilern.

Kaffeepause: Direkt an der Brücke trinkt man den besten Espresso im „Vis a Vis (Techendorf 78, 9762 Techendorf). Zu essen gibt es italienische Klassiker wie Pizza und Pasta.

Luxusdinner: Auch in Techendorf befindet sich das edelste Restaurant am Weißensee: „Die Forelle“ (Techendorf 80, 9762 Techendorf) ist die Wirkungsstätte von 4-Hauben-Koch und Gastgeber Hannes Müller, der bei seinen Kreationen einen Fokus auf die „Rückbesinnung auf das Wesentliche und Reduktion auf das, was die Natur gibt“ legt.

Supermarkt: Der „Sparmarkt Knaller“ (Techendorf 16, 9762 Techendorf) in Techendorf hat neben seinem klassischen Sortiment viele regionale Produkte im Angebot, allesamt von Produzenten rund um den See. 

Vegetarisches Hotel: Ein Highlight für Vegetarier ist das „Restaurant Strandhotel Weißensee“ (Neusach 18, 9762 Neusach), in dem es täglich ein vegetarisches Abendmenü gibt, für das man auch als Nicht-Hotelgast reservieren kann. 

Aperitif: Nachtleben gibt es keines am Weißensee, einen Aperitif aber schon. Der beste Ort dafür ist der umgebaute „Draxl-Hof“ (Neusach 10, 9762 Neusach), wo es in der neuen Bar italienische Spezialitäten und feine Weine gibt.

Spa-Hotel: Das neueste Hotel am See ist der „Neusacher Hof“ (Neusach 1, 9762 Neusach), der über einen ganz besonderen Spa-Bereich verfügt – direkt am Seeufer gelegen. Chefin Almut Knaller legt großen Wert auf Regionalität, deshalb lohnt sich sowohl das ausgezeichnete Frühstück, als auch das Abendessen.

Wassersport: Wer auf dem Wasser sein möchte, kann das in vielen Varianten tun: im Elektro-, Ruder-, Tret- oder Paddelboot genauso wie auf Stand-up-Boards. Verleihe gibt es vielerorts am See, am schönsten und authentischsten geht es beim „Bootsverleih Domenig“ (Neusach 30, 9762 Neusach) zu, einer der wenigen Bootsbauer, die es in Österreich gibt.

Snacks: Pulled-Pork-Sandwich, Räucherforellensandwich oder doch ein Bier? Direkt beim „Bootsverleih Domenig“ gibt es bei „Das Bootshaus“ die coolsten Snacks am See.

Bootbauer: Seit zwei Generationen wird bei „Bootbau Domenig“ (Neusach 30, 9762 Neusach) ein traditionelles Handwerk gelebt. Bootsbauer Michael Winkler kreiert aus Lärche und Eiche die schönsten Boote Kärntens. Seine Werkstatt befindet sich direkt neben dem Hotel seiner Familie, dem „Haus am Mühlbach“ (Neusach 30, 9762 Neusach).

Weißenseefisch: In Neusach betreibt auch der studierten Fischökologe Martin Müller sein Fischhaus „Weißenseefisch“ (Neusach 106, 9762 Neusach). Er ist Kärntens einziger Berufsfischer und weiß alles über den Fischbestand im See. Die kommerzielle Fischzucht hat er aufgegeben – der Umwelt zuliebe. Was er mit dem Netz aus dem Wasser holt, verkauft er von Mai bis Oktober oder liefert an ausgewählte Restaurants am See.

Abendessen: Der junge Jakob Lilg übernahm vor anderthalb Jahren die Frühstückspension seiner Eltern in Neusach und eröffnete das grandiose Restaurant Das Löwenzahn“ (Neusach 46, 9762 Neusach). Was hier auf die Teller kommt, ist inspiriert von der französischen Küche, hat aber ein regionales und lokales Flair. Nach nicht mal anderthalb Jahren wurde das Lokal bereits mit 2 Gabeln im Falstaff und 4 Schnecken im Slow Food-Führer ausgezeichnet.

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♥ Offenlegung

Dieser Artikel entstand in einer bezahlten Zusammenarbeit mit Kärnten – It’s my Life. Meine Meinung ist aber völlig unvoreingenommen und stets meine eigene.

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