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Silvester weltweit: Silvesterbräuche rund um den Globus

Andere Länder, andere Silvestertraditionen: Während es zum Jahreswechsel in Schottland Glück bringt, im Uhrzeigersinn um ein Feuer zu schreiten, muss man in Italien rote Unterwäsche tragen, in Spanien zwölf Weintrauben essen, in Dänemark von einem Stuhl springen oder in Argentinien Papier schreddern. Silvester weltweit: die schönsten und skurrilsten Silvesterbräuche weltweit.


Silvester weltweit: Silvesterbräuche rund um den Globus ♥ Lesezeit: 10 Minuten
Illustrationen: Wolfgang Kofler


Wie wird Silvester in Italien gefeiert?

Die Italiener haben es zu Silvester gerne laut und bunt. Gefeiert wird in Restaurants oder zu Hause, der wichtigste Bestandteil ist ein großes Festmahl und viel Wein. Auf den Tisch kommen häufig Fisch und Meeresfrüchte, oft auch ganz traditionell Schweinshaxe mit Linsen. Dieses Gericht hat eine lange Tradition: Früher schenkte man sich zu Silvester einen mit Linsen gefüllten Geldbeutel als Symbol für finanziellen Erfolg im nächsten Jahr. Diesen Brauch gibt es heute kaum mehr, das Gericht und die Verbindung von Linsen und Geld allerdings schon.

Ein typischer Silvesterbrauch in Italien dreht sich um rote Unterwäsche. Es heißt: Wer glücklich und erfolgreich sein möchte, sollte mit roter Wäsche ins neue Jahr rutschen. Deshalb gibt es in den Wochen vor Silvester eine Vielzahl an roter Unterwäsche und Dessous in den Läden. Punkt Mitternacht wird dann mit Schaumwein angestoßen – und etwas Sekt hinter das Ohr gestrichen. Auch das soll Glück bringen.


Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Frankreich gefeiert?

Der Silvesterabend wird in Frankreich zurückhaltender gefeiert. Silvester – von den Franzosen als Réveillon, Saint Sylvèstre oder le Nouvel An bezeichnet – verbringt man zu Hause, meist im Kreise von Familie und Freunden. Wichtig ist, was auf den Tisch kommt: Neben Champagner sind das vorwiegend Foie gras, Lachs oder Austern. Der Fernseher bleibt allerdings aus, denn im französischen Fernsehen gibt es kaum Silvesterprogramme oder einen Neujahrs-Countdown.

Feuerwerke sind in Frankreich zu Silvester übrigens nicht üblich, da es vielerorts ein Böllerverbot gibt, zum Beispiel in Städten wie in Paris. Hier findet die größte Silvesterparty auf der Champs-Elysées, wo sich um Mitternacht Hunderttausende Menschen versammeln.


Wie wird Silvester in Großbritannien gefeiert?

Ähnlich wie die Franzosen haben es die Briten nicht allzu sehr mit Feuerwerken am Silvesterabend. Zwar gibt es organisierte Feuerwerke, dann aber meist in den Städten. In London findet das größte statt. Die spektakuläre Show ist eine Mischung aus Feierwerkskörpern, Lasern und Lichttechnik und findet vor dem London Eye statt. Das Feuerwerk wird sogar im britischen Fernsehen übertragen.

Wenn die Glocken vom Big Ben um Mitternacht läuten, wird in Großbritannien gesungen: Dann stimmen die Briten das keltische Lied „Auld Lang Syne“ an. Glücksbringer sind hier nicht süß, sondern deftig: Am Neujahrstag essen die Britten kleine dreieckige Törtchen, die mit Hackfleisch gefüllt sind und angeblich Glück bringen.

Fun-Fact: Der britische Silvester-Klassiker „Dinner for one“, der im deutschsprachigen Fernsehen seit 1972 immer am Silvesterabend gesendet wird, ist in Großbritannien größtenteils unbekannt. Am 31. Dezember 2018 wurde der Sketch erstmals im britischen Fernsehen beim Sender Sky Arts gezeigt.


Silvester weltweit: Silvesterbräuche rund um den Globus

Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Schottland gefeiert?

Die Schotten mögen es wilder als ihre Nachbarn in England. An „Hogmanay“, wie Silvester in Schottland heißt, gibt es mehrere Rituale. Wichtig ist, dass ordentlich gefeiert wird. So dauert die ein oder andere schottische Silvesterparty gerne mal ein paar Tage – inklusive lauter Fackelumzügen mit Dudelsack-Musik.

Schlägt die Uhr Mitternacht, singen die Schotten wie die Engländer das keltische Lied „Auld Lang Syne“, angestoßen wird mit einem „Hot Pint“. Das Getränk ist eine Mischung aus Bier, Whisky und Eiern. Dazu reicht man gerne das überbackene Früchtebrot „Black Bun“ und das schottische Nationalgericht Haggis.

Ein klassischer schottischer Silvesterbrauch ist das sogenannte „First Fotting“. Dabei dreht sich alles um die erste Person, die nach Mitternacht über die Türschwelle tritt. Mitbringen muss man ein Glas Whisky, ein Stück Kohle, ein Black Bun, Shortbread und Salz. Es heißt: Je angenehmer der Gast ist, umso mehr Glück erwartet einen im neuen Jahr. Ein weitere Hogmanay-Brauch ist es, um ein Feuer im Uhrzeigersinn zu schreiten und mit einem Stock oder einer Feuerzange auf ein Bocksfell zu schlagen.


Wie wird Silvester in Spanien gefeiert?

Der wichtigste Silvesterbrauch in Spanien benötigt exakt zwölf Weintrauben. Schlägt in der Silvesternacht die Glocke zwölfmal, muss man sich bei jedem Glockenschlag eine Traube in den Mund stecken. Das soll Glück bringen. Das Gegenteil passiert allerdings, wenn man sich verzählt oder zu langsam ist: Dann soll einem im neuen Jahr Unglück drohen.

Der Brauch stammt angeblich aus dem Jahr 1909, als ein Bauer in den letzten Minuten des Jahres Weintrauben aß, um seinen Ernteüberschuss loswerden. Ernstgenommen wird die Tradition bis heute: In den Läden gibt es extra Konservendosen mit zwölf Trauben. Wird dann um Mitternacht mit Sekt angestoßen, werfen viele Spanier einen goldenen Ring ins Glas. Auch das soll Glück bringen.

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Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Portugal gefeiert?

Wie im Nachbarland Spanien gibt es auch in Portugal den Silvesterbrauch mit den zwölf Weintrauben. Doch das ist längst nicht alles. Viele Portugiesen nehmen um Mitternacht eine Münze fest in ihre Hand. Das soll im neuen Jahr finanzielles Glück bringen. Manche schlagen auch Töpfe und Pfannen gegeneinander oder zerschlagen Geschirr, um mit dem Lärm böse Geister zu vertreiben – und andere springen Punkt Mitternacht von einem Stuhl, um voller Schwung ins neue Jahr zu starten.

Ein anderer Brauch sorgt dafür, dass viele Portugiesen am Silvesterabend neue Kleidung tragen. Und das nicht, um besonders gut auszusehen, sondern weil es heißt, dass einen so im kommenden Jahr Glück und Geldsegen erwarten. 


Wie wird Silvester in Dänemark gefeiert?

Dänemark liegt weit entfernt von Portugal, aber auch hier gibt es die Tradition, dass man um Punkt zwölf von einem Stuhl springt, um den Start in das neue Jahr schwungvoll und positiv zu beeinflussen. Außerdem wird gerne Geschirr zertrümmert. Üblicherweise nimmt man Stücke, die ohnehin aussortiert werden sollen, und zerschmettert dieses vor der Haustür der Personen, denen man Glück wünschen möchte. 

Die wichtigste Tradition der Dänen findet aber im Fernsehen statt: nämlich dann, wenn die dänische Königin ihre Neujahrsansprache hält.


Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Griechenland gefeiert?

Die Griechen wollen am Silvesterabend gewinnen. Am letzten Tagen des Abends wird im ganzen Jahr wie verrückt gespielt und gezockt, egal ob bei Karten- oder Würfespielen oder im Kasino. Angeblich wird landesweit ein dreistelliger Millionenbetrag verspielt. Hintergrund dafür ist nicht nur Tradition und Nervenkitzel, sondern auch der Glaube, dass im neuen Jahr viel Glück geschieht, wenn man gewinnt.

Glück gibt es übrigens auch, wenn man ein sogenanntes Basiliusbrot isst. Das sollte man allerdings vorsichtig tun, denn in besagtes Brot werden Goldmünzen eingebacken. Wer eine entdeckt, dem steht ein besonders glückliches Jahr bevor.


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Wie wird Silvester in Tschechien gefeiert?

Die Tschechen schauen am Silvesterabend gerne in die Zukunft. Bleigießen steht hoch im Kurs, die wichtigste Tradition ist aber das Apfelorakel. Dafür wird ein Apfel halbiert, um dann am Kerngehäuse die Zukunft abzulesen. Bilden die Kerne einen Stern, bedeutet das Glück, sehen sie aus wie ein Kreuz, droht angeblich Unglück.

Linsen spielen in Tschechien wie in Italien eine gewichtige Rolle. Auch hier sind Linsen ein Symbol für Geld, daher gibt es nach tschechischer Tradition häufig ein Mitternachtsessen mit Linsen.


Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Bulgarien gefeiert?

Bereits am 20. Dezember fangen in Bulgarien die Vorbereitungen für Silvester an. Der Ignatius-Tag spiegelt laut eines alten Volkskalenders den ersten Tag im neuen Jahr wider. Deshalb bereiten die Bulgaren schon am Vorabend typisch bulgarisches Essen vor.

Am Silvesterabend und zu Neujahr dreht sich alles um eine Rute: Ein Ast des Kornelkirschbaumes wird mit buntem Papierschmuck, getrockneten Früchte oder kleinen Brezeln geschmückt. Mit der fertigen „Surwatschka“ ziehen dann Kinder um die Häuser und „schlagen“ die Bewohner damit auf den Rücken. Das soll Gesundheit, Glück und Reichtum bringen. Zur Belohnung bekommen die Kinder Bonbons, Früchte oder Kleingeld.

Der Brauch hat eine lange Tradition. Dass die Wahl auf die Kornelkirsche fiel, ist kein Zufall; der Baum gilt als zäh und widerstandsfähig. Diese Tugenden sollen beim Berühren auf die Menschen übergehen. Früher waren nicht nur bulgarische Kinder mit einer „Surwatschka“ unterwegs, sondern auch Junggesellen: Diese suchten unverheiratete Mädchen auf, die sich ihrerseits auf den Besuch vorbereiteten. Üblicherweise tauchten sie einen Ring in frisches Quellwasser und ließen die Ringe in der Silvesternacht darin liegen. Betrat dann ein Junggeselle das Haus, wurde der Ring aus dem Wasser geholt – als Zeichen dafür, als im neuen Jahr eine Hochzeit ansteht.


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Wie wird Silvester in den USA gefeiert?

Linsen spielen auch in den USA eine große Rolle. Auch hier sollen sie Glück und Geldsegen bringen, daher werden am Silvesterabend Linsen oder Linsensuppe aufgetischt. Gefeiert wird meist zu Hause oder bei Freunden, in den Großstädten zieht man auch auf die Straße. In New York City gilt das Feuerwerk am Times Square als legendär. Aber auch Maskenbälle sind sehr beliebt, bei denen man erst um Mitternacht sein Gesicht zeigt.

Ein Silvesterbrauch dreht sich um den Aberglauben, dass am ersten Tag des Jahres nichts das Haus verlassen darf. Bei „Nothing goes out“ darf man nicht mal den Müll rausbringen – sonst erlebt man im neuen Jahr Unglück. Glück soll indes Essen in Ringform bringen.


Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Argentinien gefeiert?

Ein lustiger Silvesterbrauch in Argentinien benötigt die Papierschredder aus vielen Büros. Denn am letzten Tag des Jahres schneit es vielerorts in Argentinien, obwohl die Temperaturen sommerlich sind. Allerdings handelt es sich dabei um Papierschnipsel statt Schnee. Der Brauch besagt, dass man sich von Altlasten löst, indem man Papier des vergangenen Jahres schreddert und verstreut.

Am Silvesterabend trifft man sich in Argentinien üblicherweise mit Freunden, um gemeinsam zu essen und zu feiern. Um Mitternacht finden viele Feuerwerk statt. Danach wird angestoßen und weiter gefeiert.


Wie wird Silvester in Brasilien gefeiert?

Der Strand spielt in Brasilien am letzten Tag des Jahres die größte Rolle. An der weltberühmten Copacabana steigt eine riesengroße Party, bei der Millionen Menschen ausgelassen feiern. Ein Brauch ist es, dass man sich weiß anzieht. Das steht für Fruchtbarkeit und soll die Meeresgöttin ehren. Ihr schenkt man auch Blumen, die man ins Meer wirft. Das soll Wünsche im neuen Jahr wahr werden lassen – genauso wie ein Sprung in die Wellen. Der Strand wird mit roten, weißen und gelbe Kerzen geschmückt. Die Farben stehen für Liebe, Frieden und Geldsegen.

Um Geld geht es auch, wenn der Bohneneintopf Feijoada auf den Tisch kommt. Dieser soll im neuen Jahr einen Geldsegen bringen. Glück in der Liebe hat man, wenn man sieben Traubenkerne in Papier packt und aufbewahrt.


Silvester weltweit: Silvesterbräuche rund um den Globus

Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Japan gefeiert?

Schon Tage vor dem Jahreswechsel bereitet man sich in Japan darauf vor. Es gilt, einen Hausputz zu erledigen. „Bonenkai“ heißt diese gründlicher Reinigung des Hauses. Denn man glaubt daran, dass ein geputztes Haus das neue Jahr frisch und sauber begrüßt und zudem die Götter einlädt. Viele Japaner besuchen um Mitternacht gerne einen Tempel, um dabei zuzuhören, wie die Tempelglocke 108 Mal geschlagen wird. In Japan sind diese Schläge stellvertretend für die 108 Sünden der Menschheit. 

Ein Renner in Japan ist es, um den Jahreswechsel Postkarten zu verschicken. Deshalb sind die Läden schon Wochen zuvor voll mit bunten Karten. Mindestens genauso wichtig ist das Essen, das am Silvesterabend auf den Tisch kommt. Traditionelle Gerichte sind Misosuppe mit Reiskuchen und Gemüse, Thunfisch gewickelt in süßen gekochten Seetang, gelierte Fischpaste, pürierte Süßkartoffeln oder schwarze Sojabohnen. Viele der traditionellen Gerichte sind süß oder sauer, da diese sich länger halten. Das entstand einst, weil fast alle Geschäfte über Neujahr geschlossen hatte und es noch keine Kühlschränke gab.

Ein Ritual am Silvesterabend ist es, lange Soba-Buchweizennudeln zu essen – oder besser gesagt: zu schlürfen. Denn die Nudeln müssen komplett geschlürft und dürfen nicht gebissen werden. Das steht für ein langes Leben.


Silvester weltweit: Wie wird Silvester in Südafrika gefeiert?

Eine riesengroße Party mit Kostümen findet in Südafrika zu Silvester statt. Dann dreht sich alles um bunte Kostüme und laute Musik. Dazu schminkt man das Gesicht weiß. Dieses Ritual – der „Ministrel Carnival“ – entstand in der Zeit der Sklaverei am Emancipation Day. 

An jenem Tag in den 1830er Jahren wurden Sklaven in Südafrika freigelassen. Das große Finale des „Ministrel Carnival“ ist eine große Parade, bei der stundenlang getanzt wird. Rund 70 verschiedene Gruppen führen Tänze auf. Die Parade startet im District Six, zieht durch die Innenstadt und endet am Cape Town Stadium. 

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