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Reisewissen kompakt: 18 Fakten über Friesenhäuser

Wissbegierig um die Welt: In den nordfriesischen Uthlanden gibt es einen Haustyp, der jahrhundertelang gebaut wurde und der heute noch beliebt ist: Friesenhäuser. Im Urlaub auf Sylt, Föhr, Amrum oder den Halligen begegnet man den uthlandfriesischen Häusern immer wieder. Doch was macht ihre Bauweise so besonders? Reetdach, Klöntür, Friesenwall: 18 spannende Fakten über Friesenhäuser.


Reisewissen kompakt: 18 Fakten über Friesenhäuser ♥ Lesezeit: 6 Minuten


Besser wissen, besser reisen: 18 Fakten über Friesenhäuser

Fakten über Friesenhäuser: Vorkommen

Der eigentliche Name von Friesenhäusern lautet uthlandfriesisches Haus und meint einen Haustyp, der jahrhundertelang in den nordfriesischen Uthlanden (niederdeutsch und dänisch für Außenlande) gebaut wurde. Unter Uthlande versteht man die dem Festland vorgelagerten Außenlande: Inseln, Halligen und Marschgebiete.

Friesenhäuser mit Ost-West-Achse

Friesenhäuser sind immer entlang einer Ost-West-Achse gebaut, um dem aus West kommenden Wind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. 

Fakten über Friesenhäuser: Keine Keller

Friesenhäuser sind in der Regel nicht unterkellert. Ihr Fundament besteht aus Feldsteinen. In einigen Häusern befindet sich unter der Küche ein nicht begehbarer Vorratsraum, der mit Feldsteinen ausgemauert in den Boden eingelassen ist und als Kühl- und Vorratskammer diente.

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Eingänge an der Südseite

Die Eingänge zu Wohnräumen und Stall befinden sich stets im windgeschützten Süden. Da die Friesenhäuser in ihrer Größe meist beschränkt waren, gab es oft angrenzende Stallgebäude. Alle Gebäude eines Ensembles haben die Eingänge an derselben Seite. 

Fakten über Friesenhäuser: Friesenwall

Die Grundstücke der Friesenhäuser sind meist mit einem Friesenwall eingefriedet: ein nordischer Steinwall, den man wie eine Trockenmauer aufgeschichtet. Da es auf den Inseln kaum Holz gab, das sich zu Zäunen verarbeiten ließ, verwendete man beim Bau eines Friesenwalls Steine, die man beim Pflügen aus dem Boden holte.

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Friesenhäuser mit Reetdach

Das wohl augenfälligste Merkmal von Friesenhäusern ist das Reetdach, das aus dem Naturmaterial Schilf gefertigt wird. Es war eine der ersten Bedachungsmaterialien der sesshaft gewordenen Menschen. Erste nachgewiesene Reetdächer gab es bereits um 4.000 v. Chr. Erst im Mittelalter wechselten die Menschen ihre Dächer gegen Hartdächer aus. 

Fakten über Friesenhäuser: Funktion

Reet besitzt eine sehr gute Isolationswirkung. Die geringe Dichte des Schilfs sorgt für guten sommerlichen Wärmeschutz und gute Wärmedämmung im Winter. Reetdächer sollten eine Dachneigung von über 45 Grad haben, damit das Regen- oder Kondenswasser von Halm zu Halm gleiten kann. So wird bei Niederschlag nur die oberste Schicht der Dachdeckung durchfeuchtet. Reetdächer haben außerdem einen breiten Traufüberstand. Weil die Dächer keine Regenrinne haben, tropft das Wasser in Abstand zum Mauerwerk ab.

Kulturerbe der UNESCO 

Das Handwerk der Reetdachdeckerei wurde vom Land Mecklenburg-Vorpommern als immaterielles Kulturerbe der UNESCO eingereicht und 2014 als solches bestätigt und als eine von 27 Kulturformen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

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Fakten über Friesenhäuser: Lebensdauer

Reet wird in geschnürten Bündeln geliefert. Nachdem es auf den Dachlatten verteilt ist, wird es so verschoben, dass die unteren Reethalmenden eine schräge einheitliche, durchgehende Fläche bilden. Die Wurzelenden des Schilfs zeigen zum Boden. Ein fachmännisch hergestelltes Reetdach hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 30 bis 50 Jahren. 

Satzung auf Sylt

In Kampen auf Sylt gibt es Satzungen, die die ausschließliche Verwendung von Reet vorschreiben. Auch in Keitum und Wenningstedt gibt es Ortsteile oder Bereiche, in denen ebenfalls nur Reetdächer erlaubt sind. 

Fakten über Friesenhäuser: Klöntür

Ein typisches Merkmal für uthlandfriesische Häuser ist die Klöntür. Darunter versteht man eine horizontal zweigeteilte Tür, bei der die obere bzw. untere Hälfte alleine geöffnet werden kann. Das diente dazu, dass Kleintiere, die ums Haus gehalten wurden, ins Haus gelangen konnten. 

Klönen = Schwatzen

Durch die halb geöffnete Tür wurde häufig mit den Nachbarn geplaudert. So entstand auch der Name der Klöntür: Das Verb „schwatzen“ heißt auf Syltfriesisch „Klöön“ (auf Plattdeutsch „Klönen“), daher: Klöntür.

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Fakten über Friesenhäuser: Ständerwerk

Die Statik von Friesenhäusern beruht auf einem Ständerwerk aus Holz. Da die Inseln und Halligen weitgehend baumlos waren, nutzte man für das Holzständerwerk Strandgut wie angetriebene Schiffsmasten und Planken. 

Wände aus Ziegeln

Friesenhäuser haben zumeist rote Ziegel, früher wurden die Mauern aber weiß getüncht. Das liegt daran, dass man einst selten einheitliche Ziegel hatte und zum Bauen benutzt hat, was da war. Mit der Farbe kaschierte man deshalb uneinheitliche Ziegel.

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Fakten über Friesenhäuser: Friesengiebel

Jedes Friesenhaus hat einen Giebel über der Eingangstür, um im Fall eines Brandes seine Bewohner zu schützen. Im Brandfall kann der Friesengiebel den Haupteingang als Fluchtweg für die Bewohner schützen, da brennende und herunterfallende Dachteile erst auf den Giebel fallen, sodass der Fluchtweg frei bleibt.  

Unterschiede auf dem Festland

Friesenhäuser auf dem Festland unterscheiden sich von den uthlandfriesischen Häusern unterscheiden sich durch einen spitzen Giebel über der Eingangstür. Friesenhäuser auf dem Festland haben einen breiteren, weniger spitzen Giebel.

Fakten über Friesenhäuser: Keitum

An keinem Ort ist nordfriesische Baugeschichte so konzentriert vorhanden, wie in Keitum auf der Insel Sylt. Hier stehen viele reetgedeckter Friesenhäuser, von denen einige vor Hunderten von Jahren gebaut wurden. 

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Das wohl teuerstes Friesenhaus

Das wohl teuerste Friesenhaus zurzeit steht ebenso in Keitum: Stolze 13 Millionen soll das Haus aus dem Jahre 1790 kosten.

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