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Reisewissen kompakt: 10 Fakten über das Törggelen in Südtirol

Das Törggelen in Südtirol hat eine lange Tradition. Sobald im Herbst die Trauben geerntet sind, beginnt die „fünfte Jahreszeit“. Dann wird in Buschenschänken und Landgasthöfen das verkostet, was man das Jahr über produziert hat: „nuier“ und „siaßer“ Wein. Kastanien, Kultur und Kulinarik: 10 spannende Fakten über das Törggelen in Südtirol.


Reisewissen kompakt: 10 Fakten über das Törggelen in Südtirol ♥ Lesezeit: 4 Minuten


Törggelen in Südtirol ist ein jahrhundertealter Brauch. An den letzten warmen Herbsttagen wird in den Buschenschänken und Landgasthöfen Wein verkostet.

Das Wort „Törggelen“ stammt von dem lateinischen Begriff „torculus“ für Weinpresse ab. Durch die antike Weinpresse erhielt man einst den Most, also den neuen Wein. 

Aus dem Jahr 1428 stammt die erste Aufzeichnung über das Törggelen in Südtirol. In einer Terlaner Urkunde ist von einem „torkcheller“ im Sinne des noch un- oder halbvergorenen Weins die Rede. 

Der Südtirol-Reisende Ludwig Steub beschrieb 1846 in dem Buch „Drei Sommer in Tirol“ Törggelen als einen Brauch, bei dem der „neue Wein … im Torkel“ verkostet und deshalb „die lobenswerthe Übung Törkeln“ genannt werde.

Die Törggele-Zeit in Südtirol beginnt, sobald die Trauben abgeerntet sind und sich das Weinlaub goldgelb färbt. Die Einheimischen nennen den Brauch die „fünfte Jahreszeit“ in Südtirol.

Die Tradition des Törggelen fing einst unwirtlich an: Früher trafen sich die Südtiroler Bauern und Weinhändler jeden Herbst, um den jungen Wein zu verkosten. Diese Weinverkostungen fanden meist in muffigen Kellern statt. Weil das irgendwann zu ungemütlich erschien, zogen sie in ihre Stuben um und luden Nachbarn und Verwandten zum Probieren ein. Eine Tradition war geboren. 

Heute dreht sich beim Törggelen in Südtirol alles um Wein. In Buschenschänken und Landgasthöfen wird gekostet, was man das Jahr über produziert hat: Man probiert den „Nuien“ (neuen) Wein oder den „Siaßer“ oder „Sußer“ (süßer Traubenmost).

Neben Wein geht es aber auch um Kulinarik, Kastanien und eine über Jahrhunderte bewahrte Kultur. Zum „Nuien“ oder „Siaßen“ gibt es eine „Marende“ (Jause) mit Speck, Kaminwurzen oder Schlutzkrapfen und am Ende geröstete Keschtn (Kastanien) und Nussn (Nüsse). 

Früher sah der Speiseplan ähnlich aus: Hauptsächlich wurden Speck, Kaminwurzen und Roggenbrot aus eigener Produktion aufgetischt, dazu oft auch einfache Gerichte der Südtiroler Bauernküche. Noch heute werden oft deftige Schlachtplatten mit Surfleisch, Sauerkraut, Blut- und Hauswurst und Knödeln serviert.

Törggelen kombiniert heute Wein und kulinarischen Genuss mit herbstlichen Wanderungen. In Südtirol gibt es rund 17.000 Kilometer markierte Wanderwege, es ist jedoch der Keschtnweg, der Urlauber besonders anzieht: der rund 60 Kilometer lange Kastanienweg.

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