Mödlareuth ist eines der berühmtesten Dörfer Deutschlands. Zwischen 1945 und 1989 war das Dorf im Landkreis Hof durch die innerdeutsche Grenze geteilt. Die Mauer verlief entlang des Tannbachs zwischen Mödlareuth-Ost in der sowjetischen und Mödlareuth-West in der amerikanischen Besatzungszone. Heute ist das „Deutsch-Deutsche Museum“ ein Mahnmal der deutschen Teilung.
Mödlareuth: Das berühmte „geteilte Dorf“ in Bayern und Thüringen ♥ Lesezeit: 7 Minuten
Ein Dorf, 48 Menschen, zwei Bundesländer: Das kleine Dorf Mödlareuth ist seit jeher für seine Grenzen berühmt und liegt zum Teil im Freistaat Thüringen im Saale-Orla-Kreis und zum Teil im Freistaat Bayern im Landkreis Hof. 41 Jahre lang verlief die innerdeutsche Grenze mitten durch das Dorf entlang des Tannbachs. Heute leben 48 Menschen vereint an der Landesgrenze zwischen Bayern und Thüringen. Das Thema Grenzen war in Mödlareuth schon immer gegenwärtig. Grund dafür ist der Tannbach, der sich durch das Dorf schlängelt. Schon im 16. Jahrhundert wurde er als Grenze zwischen dem Markgraftum Bayreuth und der Herrschaft Reuß-Lobenstein genutzt. Ältere politische Grenzen fielen oft mit natürlichen, teilweise schwer überwindbaren Hindernissen zusammen: ein Gebirge, ein Meer, eine Wüste, ein Bergland. Flüsse hingegen nutzte man erst seit etwa 1800 als Staatsgrenzen.
Grenzsteine in Mödlareuth
In Mödlareuth war es 1810 soweit. Damals setzte man entlang des Tannbaches offizielle Grenzsteine. Die eingemeißelten Initialen „KB“ (Königreich Bayern) auf der westlichen und „FR“ (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite zeigten die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren. Auf das Dorf hatte diese Grenzziehung jahrhundertelang keine Auswirkung. Das Miteinander blieb bestehen, der Fluss war in wenigen Schritten überquert. Im preußischen Teil von Mödlareuth lagen die Schule und das Wirtshaus, zur Kirche ging man in das benachbarte bayerische Pfarrdorf Töpen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Grenzen zwar nicht neu gezogen, die Besitzverhältnisse aber neu geklärt. Der Westteil Mödlareuths kam zum neu gegründeten Freistaat Bayern, der Ostteil zum Land Thüringen. Den Dorfbewohnern machten diese Grenzspielchen nicht aus. Für sie war das lediglich Bürokratie, die Dorfgemeinschaft blieb eng verbunden. Bis sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges alles änderte. Weil die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen entlang der alten Landesgrenzen des Deutschen Reiches verlief, passierte in Mödlareuth Undenkbares. Das Dorf wurde 1945 geteilt. Die Demarkationslinie verlief nun zwischen Mödlareuth-Ost in der sowjetischen und Mödlareuth-West in der amerikanischen Besatzungszone.

Mauerbau in Mödlareuth
Als 1949 die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet wurden, wuchs die Bedeutung der Grenze Mödlareuths ins Unermessliche. Sie verlief nun mitten durch den Ort und teilte die beiden deutschen Staaten. Der Verkehr zwischen den beiden Teilen war nun nur noch mit Passierschein und „kleinem Grenzschein“ möglich. Mödlareuth-Nord gehörte zur Deutschen Demokratischen Republik, Mödlareuth-Süd zur Bundesrepublik Deutschland.

Ab dem Jahr 1952 begann die DDR damit, die innerdeutsche Grenze vom Osten her zu sichern, da Mödlareuth im sogenannten Schutzstreifen der DDR-Grenze lag. Es wurde ein übermannshoher Bretterzaun errichtet, der später durch einen Stacheldrahtzaun ersetzt wurde. 1966 errichteten die DDR-Grenztruppen eine Betonmauer ähnlich der Berliner Mauer, wie sie in vielen Orten direkt an der Grenze entstand. Ziel war es, die Flucht der DDR-Bürger in die Bundesrepublik zu verhindern. Wer sich nicht der Deutschen Demokratischen Republik unterordnete, konnte sein Zuhause verlieren: „Unzuverlässige“ Bewohner grenznaher Gebiete wurden vom SED-Regime zwangsumgesiedelt.





Mödlareuth wird „Little Berlin“
Wegen der geografischen Lage im Dreiländereck DDR/ČSSR/BRD gehörte der Bereich um Mödlareuth von Anfang an zu den sensibelsten Grenzabschnitten der ehemaligen „Staatsgrenze West“ der DDR. In den folgenden Jahrzehnten wurde Mödlareuth scharf überwacht, während die Mauer auf bundesdeutscher Seite zur Touristenattraktion wurde. Viele West-Deutsche kamen, um in den Osten zu spähen. Die in der Region stationierten amerikanischen Soldaten gaben dem Ort den Spitznamen „Little Berlin“. Denn wie in Berlin teilte die Mauer eine Stadt. 41 Jahre lang führte eine 3,30 Meter hohe und 700 Meter lange Mauer durch Mödlareuth und trennte Familie und Freunde.



Bis zur Öffnung der DDR-Grenzen am Abend des 9. Novembers 1989. Die ganze Welt geriet in einen Freudentaumel, als die deutsch-deutsche Geschichte wieder neu geschrieben wurde. Das „geteilte Dorf“ musste sich aber noch ein Monat gedulden. Erst am 9. Dezember 1989 feierte ganz Mödlareuth seinen Mauerfall. Auf Veranlassung des damaligen Töpener Bürgermeister Arnold Friedrich schlug ein Bagger ein Loch in die Mauer und ein Grenzübergang für Fußgänger in Mödlareuth wurde eröffnet. Schon da entstand die Idee, einen Teil der Mauer als Mahnmal für künftige Generationen zu bewahren.




„Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth“
Heute ist das „geteilte Dorf“ auf der ganzen Welt bekannt und ein beliebtes Touristenziel. Denn in Mödlareuth befindet sich mit dem „Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth“ ein Mahnmal der deutschen Teilung mit zahlreichen Exponaten zur innerdeutschen Grenze. Die Zielsetzung des Museums ist die gesamtheitliche Darstellung der Geschichte. Der Aufbau und die Funktion des Grenzgebietes der DDR werden anschaulich demonstriert. Bereits im September 1990 wurde der Verein Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth e. V. gegründet.





Wer das Museum erkundet, taucht tief in die Geschichte von Mödlareuth und die bedrückende Vergangenheit als grenznahes Dorf an der streng überwachten Mauer ein. Hier trifft Geschichte auf Geschichten. Es geht um Mödlareuther, die plötzlich getrennt waren und Feinde sein sollten; um Grenzsoldaten und Besatzungsmächte, die nur ein paar Meter entfernt voneinander ihr Territorium bewachten. Und auch um die seltenen Versuche, die Mauer zu überwinden, weil das Bauwerk so komplex und gefährlich konstruiert war, dass man eine Flucht kaum überleben konnte.



Das Museumsgebäude und die Fahrzeughalle, in der Fahrzeuge der Grenzbehörden beider Seiten ausgestellt sind, befinden sich im bayerischen Teil Mödlareuths, der Freilichtbereich liegt im thüringischen Teil. Hier stehen die Kernstücke des Museums: ein etwa 100 Meter langes Stück der original erhaltenen Betonsperrmauer, ein Beobachtungsturm und eine nachgebaute Sperranlage, wie sie für die Grenze der DDR typisch war. Auf dem Freigelände gibt es einen vier Kilometer langen Geschichts-Lehrpfad mit zahlreichen Schautafel. Kleine viereckige Markierungen auf dem Boden zeigen an, wo die Mauer früher verlief.





Neubau für das „Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth“
Seit 2022 wird das Museum saniert und modernisiert und ein neues Museumsgebäude errichtet. Der fünfzackige Neubau bietet auf einer Fläche von insgesamt 500 Quadratmetern Platz für die Dauerausstellung des Museums. Geplant sind eine Ausstellung erhaltener Gegenstände und Bilder, Zeitzeugen-Interviews, Fluchtgeschichten und Audio- und Filmstationen. Hinzu kommen weitere Räume für die Betreuung der Besucher und für Wechselausstellungen. Außerdem wird man in den neuen Räumlichkeiten das umfangreiche Archivmaterial des Museums präsentieren.
Die ersten Ausstellungsstücke sind bereits in den Erweiterungsbau umgezogen. 2024 ein Segment der Berliner Mauer, nun kam auch noch die „DOWA 81“ in den Neubau: ein selbst konstruiertes Leichtflugzeug. Damit wollte im Jahr 1981 eine Familie aus der DDR in den Westen fliegen. Erst landete das Flugzeug in der Asservatenkammer im Ministerium der Staatssicherheit in Ost-Berlin, später in Schleißheim im Flugwerft-Museum. Seit 2023 ist das Flucht-Flugzeug eine Dauerleihgabe im „Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth“.
Eröffnung im Herbst 2025
Der Neubau soll bis Herbst 2025 fertig sein – pünktlich zum 35-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit. Dann können die Besucher:innen einen ersten Blick in das umgebaute Museum werfen, ehe es an die finalen Arbeiten geht. Am 9. November 2025 ist die neugestaltete Ausstellung zum ersten Mal zu sehen „Das ‚Deutsch-Deutsche Museum‘ liegt uns sehr am Herzen. Mödlareuth ist ein Ort von nationaler Bedeutung“, sagte Hofs Landrat Oliver Bär zur Erweiterung des Museums. „Dieser Bedeutung wollen wir durch die Maßnahmen gerecht werden und dem Museum zu einer noch stärkeren Wahrnehmung verhelfen.“ Auch Robert Lebegern, seit 1992 Leiter des „Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth“, ist von der Zukunft seiner Wirkungsstätte überzeugt.„Das Interesse an der Geschichte der deutschen Teilung, auch an den Gedenkstätten, Museen hier an der innerdeutschen Grenze und auch speziell in Mödlareuth, nahm in den letzten Jahren stetig zu und ist nach wie vor sehr groß.“
Neu ist auch die Erreichbarkeit des Dorfes mit dem öffentlichen Busnetz. Seit Mai 2025 ist Mödlareuth an das ÖPNV-Netz und an den VGN angebunden. Die neue Haltestelle „Deutsch-Deutsches Museum“ ist in beiden Richtungen an die bestehende VGN-Buslinie 1566 „Hof/Saale – Töpen – Gefell – Schleiz“ integriert und wird an Werktagen Montag bis Freitag angefahren. In der Richtung Hof-Schleiz bestehen werktäglich vier Verbindungen, in der Richtung Schleiz-Hof fünf. Ergänzend wird Mödlareuth weiterhin nach Bedarf vom Hofer LandBus angefahren, der auch an Feiertagen und Wochenenden im Einsatz ist.

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