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Besser wissen, besser reisen: 30 Fakten über den Hindenburgdamm

Der Hindenburgdamm führt in exponierter Lage durch das nordfriesische Wattenmeer zur Nordsee-Insel Sylt. Der Eisenbahndamm ist der einzige Landweg, der Sylt mit dem schleswig-holsteinischen Festland verbindet, und hat eine spektakuläre, fast 100-jährige Geschichte. Noch heute gilt der Hindenburgdamm als eine der größten Ingenieurleistungen des 20. Jahrhunderts.


Besser wissen, besser reisen: 30 Fakten über den Hindenburgdamm  ♥ Lesezeit: 6 Minuten


1.

Von Klanxbüll nach Westerland

Der Hindenburgdamm ist ein Eisenbahndamm, der die nordfriesische Insel Sylt an das schleswig-holsteinischen Festland anbindet. Der Damm wurde am 1. Juni 1927 eröffnet und bedient die Strecke zwischen dem letzten Festlandbahnhof Klanxbüll und der Inselhauptstadt Westerland.

2.

Fährschiff

Bis zur Eröffnung des Hindenburgdamms war Sylt nur mit dem Fährschiff erreichbar. Die Anreise war zeitaufwendig und beschwerlich. Wegen des Gezeitenwechsels kam es oft zu langen Wartezeiten, ehe das Fährschiff ablegen konnte. Bei gutem Wetter dauerte die Überfahrt rund sieben Stunden, bei Sturm oder im Winter auch mal zwei oder drei Tage. 

3.

Christian Peter Hansen

Nach der Gründung des Seebades Westerland im Jahr 1855 waren gute Verkehrsanbindungen gefragt. Die Idee, Sylt an der schmalsten Stelle des Wattenmeers mit der Küste zu verbinden, kam 1856 auf. Damals schlug der Sylter Schulmeister, Schriftsteller und Heimatforscher Christian Peter Hansen den Bau eines Dammes vor.

4.

Visionär

Im März 1868 schrieb Christian Peter Hansen in den „Eiderstedter Nachrichten“: „Wie vieles könnte z. B. in den genannten Marsch-, Insel- und Wattengegenden unseres Vaterlandes zum Besseren gewendet werden, wenn von der Ostspitze der Insel Sylt nach der anderthalb Meilen entfernten Wiedingharde auf dem hohen Watt ein Damm angelegt und etwa von Tondern oder Hoyer aus eine Chaussee oder Eisenbahn auf dem Damm nach Sylt etwa bis Keitum erbaut würde.“ 

Besser wissen, besser reisen: 30 Fakten über den Hindenburgdamm

5.

Kritik der Insulaner

Die Sylter:innen waren von der Idee jedoch nicht begeistert. Als 1876 der Geologe Ludwig Meyn den Wattboden für tauglich erklärte, um darauf einen Damm zu bauen, erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Zu groß war die Angst vor Überfremdung und dem Verlust der jahrhundertealten, syltfriesischen Kultur.

6.

Hafen von Munkmarsch 

Dabei war der Tourismus auf Sylt längst im Gange. Der Postschiffer Thomas Selmer hatte eine Konzession für die Personenbeförderung zwischen Munkmarsch im Osten von Sylt und Hoyer auf dem Festland und errichtete bereits 1868 das erste Fährhaus. So wurde der Hafen von Munkmarsch die wichtigste Anlaufstelle der Insel und „Sylts Tor zur Welt“.

7.

Erster Weltkrieg 

Ab dem Jahr 1910 kam es zu den ersten amtlichen Planungen eines Damms, 1913 wurde der Dammbau dann vom preußischen Landtag genehmigt. Doch wieder konnte nichts geschehen: Der Erste Weltkrieg verhinderte die Ausführung. 

8.

Neue Grenzen

Nach dem Krieg sah die politische Landkarte anders aus als zuvor. Aufgrund des Friedensvertrages von Versailles mussten sich die Nordschleswiger entscheiden, zu welchem Land sie gehören möchten: Deutschland oder Dänemark. Im Rahmen einer Volksabstimmung im Jahr 1920 spaltet sich Tondern – und Sylt blieb in deutscher Hand. 

9.

Deutsches und dänisches Staatsgebiet

Das ändert auch den Schiffsverkehr: Der Fährhafen Hoyerschleuse in Nordschleswig, der damalige Haupthafen für die Fähre nach Sylt, gehörte nun zu Dänemark. Wer nach Sylt reisen wollte, musste durch dänisches Staatsgebiet und brauchte ein Visum. Eine Landverbindung für den Bahnverkehr schien dringender denn je.

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10.

Baubeginn

Ab dem Jahr 1921 gab es erste Vorarbeiten für den Hindenburgdamm. Damals wusste niemand, ob es möglich ist, 28 Millionen Kubikmeter Wasser, das viermal täglich an- und wieder abfließt, zu überwinden. Alle Pläne, Überlegungen, Berechnungen, Vorarbeiten und schließlich der Start des Baus machten den Hindenburgdamm in den 1920er-Jahren zu Europas größter Baustelle. 

11.

Sturmflut

Im Mai 1923 wurde offiziell mit dem Bau des Dammes begonnen, doch schon nach kurzer Zeit sorgte die wütende Nordsee für den nächsten Baustopp: Im August 1923 zerstörte eine Sturmflut alles bisher Geleistete. Nur an der Festlandseite stand noch ein Stück des Dammes. Somit gingen 250.000 Kubikmeter Boden und zehn Millionen Mark verloren.

12.

Spundwand als Rettung

Ein Jahr später ging der Bau weiter – mit einer neuen Idee. Eine Spundwand durch das Watt sollte einen weiteren Rückschlag verhindern. Dabei handelt es sich um eine Wand aus ineinander greifenden, in den Boden gerammten Holzbohlen und dazwischen gestopften Strohballen, die das Wasser abhalten sollen. 

13.

Rekord

Der Hindenburgdamm ist der erste Damm der Welt, der in diesem Spülverfahren erstellt worden ist. Nachdem die Holzpfähle ins Watt gerammt und die Lücken mit Brettern zu einer Doppel-Spundwand verschlossen worden waren, pumpte ein Sauger einige Millionen Kubikmeter Sand vom Meeresboden in die Zwischenräume. 

14.

Mammutprojekt

Die Arbeiten am Hindenburgdamm fanden rund um die Uhr statt, etwa 1.500 Arbeiter waren beschäftigt. Sie schufteten bis zu 18 Stunden bei Tag und Nacht. Jeden Tag lieferten 70 Zugwaggons das nötige Baumaterial vom Festland an, außerdem brachten von der Sylter Seite 30 Segler, drei Schlepper und 20 Lastkähne Baustoffe zum Damm.

15.

Material

Der Vorstand des „Preußischen Wasserneubauamtes Dammbau Sylt“, Hans Pfeiffer, ließ 3,6 Millionen Kubikmeter Erde und über 400.000 Tonnen Steine, Kies, Busch und Pfähle bewegen. So erreichte das rund zehn Meter hohe Bauwerk eine Sohlenbreite von 50 Metern. Die Dammkrone wurde zehn Meter breit.

16.

Kosten

Zu Beginn standen zehn Millionen Reichsmark für das Projekt zur Verfügung. Die Gesamtkosten des Hindenburgdamms beliefen sich schlussendlich auf 25 Millionen Reichsmark.

17.

Bauzeit

Nach vier Jahren Bauzeit wurde der Hindenburgdamm am 1. Juni 1927 eröffnet – vom damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Am 1. Juni rollt er im Sonderzug als erster Passagier über den neuen Damm.

18.

Name

Geplant war der Name Hindenburgdamm nie. Als Paul von Hindenburg nach der ersten Fahrt auf Sylt empfangen wurde, schlug ihm der Reichsbahn-Präsident Julius Dorpmüller vor, Namenspatron zu werden. Seither trägt der Damm den Namen Hindenburgdamm.

19.

Kontroverse

Der Name wird heute häufig hinterfragt, denn Hindenburg gilt als umstrittene Figur. Er war Reichspräsident in der Weimarer Republik und bekannt als „Steigbügelhalter Hitlers“, den er zum Reichskanzler machte. 

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20.

Marschbahn

Der Hindenburgdamm ist Bestandteil der Marschbahn von Elmshorn nach Westerland. Der Begriff „Marschbahn“ leitet sich von der Landschaft ab, durch die die Bahnlinie verläuft: die Nordsee-Marsch an der Westküste Schleswig‑Holsteins. „Marsch“ ist tiefliegendes, meist sumpfiges Weideland. So entstand auch der Name der „Schleswig-Holsteinischen Marschbahngesellschaft“, kurz „Marschbahn“. Trotz der Übernahme durch die Preußische Staatsbahn 1889 hat sich der Begriff bis heute erhalten.

21.

Länge

Der Hindenburgdamm hatte ursprünglich eine Länge von 11,3 Kilometern. Heute ist der Damm aufgrund von Landgewinnungsmaßnahmen nur noch neun Kilometer lang.

22.

Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog

Der Dammbau förderte die Verschlickung des Watts und machte es möglich, im Jahr 1954 das 1.400 Hektar große Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog auf dem Festland südlich des Damms einzudeichen. 

23.

Hochwasserstände

Der Hindenburgdamm hat Auswirkungen auf die Meeresströmungen. Da er ein Hindernis ist, kommt es seither zu erhöhten Hochwasserständen im Sylter Watt. Mehrfach wurde angeregt, Schleusen oder ein Gezeitenkraftwerk in den Damm einzubauen. 

Wattenmeer

24.

Peilobjekt

Vielen Freizeitpiloten dient der Hindenburgdamm als Peilobjekt bei ihrem Anflug auf den Westerländer Flughafen. 

25.

Nebeneffekte

Durch den Bau des Hindenburgdamms gelangten über Jahrzehnte unter anderem Füchse und Dachse auf die Insel. Das hatte Folgen für die Vogelwelt: Füchse und Dachse sind die Ursache dafür, dass auf Sylt deutlich weniger Vögel brüten als auf anderen deutschen Nordseeinseln.

26.

Eisenbahnverkehr

Der Hindenburgdamm dient ausschließlich dem Eisenbahnverkehr. Ein Rettungsweg neben den Gleisen kann im Notfall für Einsatzkräfte genutzt werden. Das Befahren mit dem eigenen PKW oder mit dem Fahrrad ist untersagt, auch Fußgänger dürfen den Hindenburgdamm nicht betreten.

27.

Verkehr

Heute überqueren täglich 100 bis 120 Züge den Damm. Neben Tourist:innen und Pendler:innen wird die Strecke für den Güterverkehr zur Warenanlieferung vom Festland auf die Insel genutzt. Unterwegs sind Intercity-Züge, die mehrmals täglich die Strecke über den Sylter Eisenbahndamm benutzen, und Regionalzüge der Nord-Ostsee-Bahn, die fast stündlich fahren.

28.

Autozug

Der Autozug, auch als „SyltShuttle“ bekannt, nahm 1932 seinen Betrieb auf. Er kann PKWs und LKWs gleichermaßen transportieren und wird daher sowohl für den Personenverkehr als auch für den Güterverkehr genutzt. Seit 1962 pendeln Doppelstockwagen. Ein zweites Gleis wurde 1972 verlegt. 

29.

Fahrzeugverladung

Die Fahrzeugverladung für den Autozug findet im Terminal Niebüll statt. Hier können Kraftfahrer ihr Fahrzeug auf dem Zug platzieren und während der Überfahrt im Fahrzeug bleiben. 

30.

Fahrzeit

Die durchschnittliche Fahrzeit von Niebüll nach Sylt beträgt ca. 35 Minuten, davon entfallen rund 10 Minuten auf die Überquerung des Damms. 


Hindenburg-Damm: Lesetipps

NDR: Der Hindenburgdamm: Die einst größte Baustelle Europas

NDR: Hindenburgdamm: Mit der Bahn durchs Watt nach Sylt

FAZ: Sylt und der Hindenburgdamm: Watt für ein Fortschritt (kostenpflichtiger Artikel)

SHZ: Hindenburgdamm nach Sylt wird 100 Jahre: Blick zurück und nach vorn (kostenpflichtiger Artikel)

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