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Gibraltar: Ein Stück Großbritannien an der Costa del Sol

Stolz reckt der Felsen von Gibraltar seinen Gipfel in den Himmel, als wisse er um seine Einzigartigkeit und exponierte Lage. Wo an der Südspitze der Iberischen Halbinsel das spanische Festland endet und der afrikanische Kontinent nur 13,5 Kilometer entfernt beginnt, liegt mit dem britischen Überseegebiet Gibraltar ein Stück Großbritannien an der spanischen Costa del Sol – mit Fish and Chips, Stout-Bier, Union Jack und jeder Menge Affen.


Gibraltar: Ein Stück Großbritannien an der Costa del Sol ♥ Lesezeit: 6 Minuten


Sie sind klein und keck, vor allem aber sind sie flink. Blitzschnell hüpfen und hangeln sie sich von hier nach dort, stets neugierig auf die vielen Touristen, die auf den Ape’s Rock strömen. Hier, wo der Felsen von Gibraltar seinen Gipfel stolz in den Himmel ragt, haben die Affen eindeutig das Sagen. Rund 240 Berberaffen, eine Makakenart aus der Familie der Meerkatzenverwandten, bevölkern den berühmten Affenfelsen seit jeher. Woher die Population der Berberaffen genau stammt, ist nicht geklärt. Man vermutet, dass sie irgendwann aus Marokko von Menschen eingeführt wurden und dann die Kalksteinklippen als angenehme Lebensraum ansahen. Im Laufe der Jahrhunderte gewannen die Gibraltarer ihre Berberaffen auch lieb – und hielten ihnen die Treue. Einst ließ Winston Churchill sogar Makaken aus Afrika importieren, als sie durch eine Krankheit auszusterben drohten. Das mag auch an der Legende liegen, die sich um die tierischen Bewohner ranken: Es heißt, dass die britische Herrschaft in Gibraltar erst beendet sei, wenn der letzte Affe den Felsen verlassen hat. 

Hier, wo die Affen leben, befindet sich jene alles überragende Landmarke Gibraltars, die weithin sichtbar ist und die außergewöhnliche Schönheit des kleinen Überseegebietes prägt: Der steil aus dem Meer herausragende Felsen von Gibraltar ist ein gewaltiger Kalksteinfelsen, der sechs Kilometer lang, 1,2 Kilometer breit und an seiner höchsten Stelle 426 Meter hoch ist. Der Felsen hat eine lange Geschichte hinter sich: Schon immer enorm wichtig für das Militär diente er lange als Verteidigungsanlage und im zweiten Weltkrieg sogar als unterirdische Festung. Rund 15.000 Soldaten konnten im Bauch des Berges Unterschlupf finden. Noch heute existieren die sogenannten World War 2 Tunnels. Im Inneren befindet sich auch das Höhlensystem St. Michael’s Cave, eine Tropfsteinhöhle, die mehrere hundert Meter ins Innere des Felsens reicht. 

Gibraltar ist mit einer Landfläche von gerade mal 6,5 Quadratkilometer, klein, sogar sehr klein, hat aber einen eigenen Flughafen, der wie ein Kuriosum wirkt. Die Startbahn vom Gibraltar Airport wird nämlich von einer vierspurigen Straße gekreuzt. Sobald ein Flieger landet oder startet, wird diese gesperrt -und der Verkehr steht still. Denn um von Andalusien nach Gibraltar zu kommen, muss man immer die Landebahn passieren – und manches Mal tatsächlich auf die Einreise warten. Allerdings ist auf dem Flughafen nicht allzu viel los; generell starten und landen hier nur eine Handvoll Flugzeuge am Tag, vorwiegend aus dem „Mutterland“ Großbritannien. Die Einreise über die Landebahn ist in Europa aber einzigartig.

Wer sich Afrika nicht nur nahe fühlen will, sondern bei gutem Wetter auch afrikanisches Land erspähen möchte, sollte zum Europa Point fahren, dem Aussichtspunkt schlechthin in Gibraltar. Auf einer Landzunge, die in die Straße von Gibraltar hineinragt, befindet man sich hier am südlichsten Punkt von Gibraltar. Bei klarem Himmel sieht man tatsächlich bis nach Afrika. Im Jahr 711 begann an dieser Stelle die arabische Eroberung der Iberischen Halbinsel. Bereits damals wurde eine maurische Moschee gebaut, die im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte erlebte – zwischen maurisch und islamisch, kastilisch und katholisch und mehreren Angriffen und Zerstörungen. Erst 1961 überließ die britische Verwaltung das verfallene Gebäude dem Bistum Gibraltar, das das Gotteshaus neu errichten ließ. Vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg wurde an der Europa-Spitze mehrere Festungsbauwerke von unterschiedlichen Regimes gebaut. Bis in die 60er Jahre war das Gebiet dann der militärischen Nutzung vorbehalten. Noch heute gibt es Kasernen und Armee-Sportanlagen. Besonders augenfällig ist der Europa Point Leuchtturm. Er wurde 1841 erbaut und wird heute vom Trinity House in London verwaltet. Im Hintergrund des Aussichtspunktes thront die Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee. Sie wurde als Geschenk von König Fahd von Saudi-Arabien im August 1997 eingeweiht und ist die südlichste Moschee in Europa – und eine der größten Moscheen, die in einem nicht-muslimischen Land erbaut wurde. 

Und dennoch: Es sind die Briten, die Gibraltar ihren Stempel aufgedrückt haben. Schlendert man durch die Main Street, ist alles „very british“ und man wähnt sich in irgendeiner Kleinstadt in Großbritannien: Die Restaurants bieten Fish’n’Chips und Stout an, Kinder tragen Schuluniformen, die britische Flagge weht allerorts und zwischen Backsteingebäuden entdeckt man immer wieder mal rote Telefonzellen und Briefkästen. Die Main Street ist eine gemütliche Fußgängerzone, wo sich viele Läden und Restaurants aneinanderreihen. Besonders augenfällig sind die Zigaretten- und Alkohol-Läden. Denn Gibraltar gilt als Steuerparadies, als Sitz für Briefkastenfirmen und als steuerfreie Zone für Alkohol und Zigaretten: Zigaretten und Alkohol sind in Gibraltar günstiger als in der EU. Der Verlauf der Main Street wurde bereits im 14. Jahrhundert festgelegt und 1801 geringfügig angepasst, als die Vorderseite der Kathedrale St. Mary the Crowned 1801 verkleinert wurde, um die Straße auf Befehl des britischen Gouverneurs Charles O’Hara zu begradigen. Während der großen Belagerung von Gibraltar wurde fast jedes Gebäude der Main Street beschädigt, als die Stadt angegriffen wurde. Heute steht das Stadtzentrum von Gibraltar unter dem Schutz des „Gibraltar Heritage Trust“ und ist Teil eines kontinuierlichen Restaurierungsprogramms.


Kurz & knapp

Anreise: Direktflüge nach Gibraltar gibt es ab London, aus dem deutschsprachigen Raum allerdings nicht. Üblicherweise fliegt man über Málaga oder Jerez und fährt mit dem Auto weiter. Es gibt auch unzählige Reiseveranstalter, die von der Costa del Sol Ausflüge nach Gibraltar anbieten.

Einreise: Im Gegensatz zu allen anderen Britischen Überseegebieten ist Gibraltar Teil der EU. Deutsche, Österreichische und Schweizer Staatsangehörige benötigen für die Einreise kein Visum. Gibraltar gehört allerdings nicht zum Schengen-Raum, weshalb man bei der Einreise einen Personalausweis oder Reisepass vorzeigen muss. 

Währung: In Gibraltar zahlt man offiziell mit dem Gibraltar Pound, das demselben Kurs unterliegt wie das britische Pfund. Auch mit englischem Geld kann bezahlt werden, die meisten Restaurants nehmen auch den Euro an.

Öffentlicher Verkehr: In Gibraltar gibt es ein gutes öffentliches Busnetz. Neben der staatlichen Gibraltar Bus Company, die mit roten Bussen im Stadtgebiet fährt, gibt es noch die blauen Busse der Calypso Transport Ltd, die zum Flughafen und zur Landesgrenze zu Spanien fahren. 

Seilbahn: Es gibt eine Seilbahn, mit der man vom Tal aus bis zur Endstation auf den Affenfelsen fahren kann. Geöffnet ist die Seilbahn das ganze Jahr über immer von 9:30 und 19:15 Uhr. Zwischen November und März fährt die letzte Bahn bereits um 17:15 Uhr.

Steuern: Zigaretten und Alkohol sind in Gibraltar günstiger als in der EU, weshalb viele Touristen zum Einkaufen kommen. Es gibt aber klare Begrenzungen: Ausreisen darf man nur mit einer Stange Zigaretten und einem Liter Alkohol.

Link: www.visitgibraltar.gi

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 Offenlegung

Die Reise nach Gibraltar habe ich selbst bezahlt. 

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