Aus- und Umsteigen am Wiener Hauptbahnhof: Wer mit dem Zug nach oder über Wien reist, kommt meist am Hauptbahnhof an. Im Jahr 2014 entstand hier die neue BahnhofCity und damit ein modernisierter Stadtbezirk. In der Nachbarschaft locken Kunst und Kultur genauso wie Spaziergänge zum Staunen, die man trotz mancher Einschränkungen wegen der COVID-19-Pandemie genießen kann. 10 Tipps rund um den Hauptbahnhof Wien im Umkreis von maximal zwei Kilometer.
10 Highlights rund um den Hauptbahnhof Wien ♥ Lesezeit: 7 Minuten
Süd- und Ostbahnhof, Westbahnhof, Meidling, Hütteldorf, Franz-Josefs-Bahnhof: Mit dem Aufkommen der Eisenbahn in Wien ab dem Jahr 1838 wurden verschiedene Kopfbahnhöfe angelegt. Viele Bahnhöfe von einst gibt es heute nicht mehr, dafür startete zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine „Bahnhofsoffensive“, bei der die 20 frequenzstärksten österreichischen Bahnhöfe baulich erneuert werden sollten.
Das größte Projekt war der neue Wiener Hauptbahnhof, der ab 2009 anstelle der beiden Kopfbahnhöfe, Süd- und Ostbahnhof, entstand. Im Dezember 2015 ging er in Vollbetrieb und gilt seither als wichtigster Bahnhof Österreichs. Für das markante Rautendach wurde angeblich mehr Stahl verbaut als für den Eifelturm. Rund um die neue BahnhofCity ist heute mit dem Quartier Belvedere ein moderner Stadtbezirk entstanden, in dem man man beim Aus- oder Umsteigen eine Vielfalt von Kunst, Kultur und Natur entdecken kann:
#1 Hauptbahnhof Wien: Oberes Belvedere
Das Schloss Belvedere gilt als absoluter Klassiker in Wien und zählt neben dem Schloss Schönbrunn zu den schönsten Schlossanlagen Wiens. Errichtet ab dem Jahr 1697, ließ sich Prinz Eugen von Savoyen hier einen barocken Traum verwirklichen. Die Schlossanlage teilt sich in das Obere Belvedere und das Untere Belvedere; das ist der Lage auf einem südlich der damaligen Stadt ansteigenden Hang geschuldet. Vom Hauptbahnhof Wien ist man in wenigen Minuten am Oberen Belvedere und dem Eingang zum Schlossgarten. Sobald man durch das Tor tritt, kommt das malerische Schloss und der Teich davor ins Blickfeld. Der Teich ist ein sogenannter Spiegelungsteich, der die Fassade spiegelt und zugleich optisch verdoppelt. Die Idee für das Obere Belvedere entstand nach der Idee, eine Art Gloriette „mit schönem Blick über die Stadt“ zu schaffen. Im Schloss ist die bedeutendste Sammlung österreichischer Kunst, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, aber auch Werke von internationalen Künstlern wie Claude Monet, Vincent van Gogh oder Max Beckmann. Als Highlight gilt die weltweit größte Gustav Klimt-Gemäldesammlung – mit dem berühmten „Kuss“. Auch ein Meilenstein in Sachen österreichischer Geschichte passierte genau hier: Am 15. Mai 1955 wurde im Oberen Belvedere der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.
Wo: Oberes Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 700 m vom Ausgang Wiedner Gürtel
COVID-19-Update: Wiedereröffnung am 1. Juli 2020
#2 Unteres Belvedere
Der Weg vom Oberen zum Unteren Belvedere führt durch den malerischen Barockgarten und dauert gerade mal zehn Minuten. Das Untere Belvedere wurde von 1712 bis 1716 errichtet, die Highlights sind der Marmorsaal, der Grottensaal, die Marmorgalerie und das Goldkabinett. Früher waren die Räume allerdings nicht öffentlich: Während das Obere Belvedere der Repräsentation diente, war das Untere Belvedere das Wohnschloss von Prinz Eugen von Savoyen und in erster Linie sein Sommerwohnsitz. Heute finden im Unteren Belvedere und der Orangerie regelmäßig Sonderausstellungen statt.
Wo: Unteres Belvedere, Rennweg 6A, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 1.600 m vom Ausgang Wiedner Gürtel (900 m vom Oberen Belvedere)
COVID-19-Update: Wiedereröffnung erst im Januar 2021
#3 Hauptbahnhof Wien: Belvedere 21
Weil aller guten Dinge drei sind, schließt sich mit dem „Belvedere 21“ der Kunst-Kreis rund um die große Belvedere-Welt. Hier dreht sich alles um moderne und zeitgenössische Kunst. Das Gebäude des Belvedere 21 gilt als eines der architektonisch wichtigsten Gebäude der Nachkriegszeit. Ursprünglich als Österreich-Pavillon für die Weltausstellung 1958 geplant, wurde der Bau danach für museale Zwecke umgewandelt und im Schweizer Garten wieder aufgebaut. Im September 1962 wurde es als Museum des 20. Jahrhunderts eröffnet. Der Fokus liegt auf dem Kunstschaffen der letzten 70 Jahre in Österreich und es finden wechselnde Ausstellungen, Filmvorführungen, Fachvorträge, Lesungen, Konzerte und Künstlergespräche statt.
Wo: Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 600 m vom Ausgang Canettistraße
COVID-19-Update: Wiedereröffnung am 1. Juli 2020
#4 Barockgarten im Belverdere
Zwischen dem Oberen und Unterem Belvedere liegt einer der schönsten Barockgärten Österreichs und eines der bedeutenden historischen Gartenkunstwerke Europas in französischem Stil. Wer am Hauptbahnhof Wien ankommt oder umsteigt, findet hier das ideale Ziel für einen Spaziergang. Schon eine Stunde Umsteigezeit genügt, um den Barockgarten zu erkunden. Der Belvederegarten erstreckt sich über drei große Terrassen und hat alle Elemente eines Barockgartens: symmetrische Blumenparterres, Wasserbassins, Absätze und Treppen, beschnittene Hecken und vieles mehr. Wo man sich im 18. Jahrhundert zum Promenieren und Konversieren traf, schlendern heute Wiener neben Touristen durch die Gartenanlage, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
Wo: Barockgarten im Belvedere, Rennweg 6A, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 1,1 km vom Ausgang Wiedner Gürtel
#5 Hauptbahnhof Wien: Arsenal
Das Arsenal Wien ist ein ehemals militärischen Gebäudekomplex und beeindruckt mit seiner speziellen Bauweise. Ein Spaziergang durch das Grätzel lohnt sich in jedem Fall. Das Arsenal wurde auf einem akkurat rechteckigen Grundriss errichtet und besteht aus 31 Backsteinbauten. In Auftrag gegeben hat den Komplex einst Franz Joseph der Erste. Nach der Märzrevolution 1848 wollte er statt einer Stadtmauer lieber eine Kaserne errichten. Gebaut wurde der ganze Komplex aus 177 Millionen Ziegeln. Heute ist das Arsenal nicht nur Wohngebiet und Museumsstandort, auf dem Gelände befinden sich auch die Dekorationsstätten des Wiener Burgtheaters und das Technologiezentrum der Telekom Austria – inklusive dem 150 Meter hohen Funkturm.
Wo: Arsenal, Arsenal Objekt 1, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 1,1 km vom Ausgang Canettistraße
#6 Heeresgeschichtliches Museum
Ein großes Stück der Geschichte Wiens entdeckt man im „Heeresgeschichtlichen Museum“, das nur einen Kilometer entfernt vom Hauptbahnhof liegt – mitten im Arsenal. Das „Heeresgeschichtliche Museum“ ist das älteste staatliche Museum in Wien und das militärhistorische Museum des Österreichischen Bundesheeres und vorangegangener österreichischer Armeen. Es dokumentiert die Geschichte des österreichischen Militärwesens vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, ein Teil des Museums widmet sich auch der Geschichte der Österreichischen Marine.
Wo: Heeresgeschichtliches Museum, Arsenal Objekt 1, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 1,1 km vom Ausgang Canettistraße
COVID-19-Update: Wiedereröffnung am 2. Juni 2020
#7 Hauptbahnhof Wien: Botanischer Garten
Man würde nicht meinen, dass es in unmittelbarer Nähe vom Hauptbahnhof Wien eine grüne Oase gibt, doch kaum kommt man beim Botanischen Garten der Universität Wien an, erkennt man: Mehr grüne Auszeit nach einer Zugreise geht nicht. Der Park wurde schon 1754 gegründet, auf Initiative von keiner Geringeren als Maria Theresia. Die Idee war es, einen „Hortus Medicus“ zu schaffen, einen Medizinalpflanzengarten. Damals startete der Gartenbau auf 2 Hektar, heute ist der Botanische Garten 8 Hektar groß und gehört zur Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien. Ziel ist unter anderem die universitäre Forschung und Lehre, die Erhaltung bedrohter Pflanzenarten und der Samen- und Pflanzenaustausch mit anderen Institutionen. Insgesamt 11.500 verschiedene Arten wachsen hier. Besonders spannend für Gartenfans ist die Raritätenbörse, die jedes Jahr im Frühling stattfindet und wo jeder Besucher auf Pflanzensuche gehen kann – von Wildblumen über Gemüsepflanzen, Stauden und Gehölze bis hin zu Rosen, Kakteen und Orchideen.
Wo: Botanischer Garten, Rennweg 14, 1030 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 1 km vom Ausgang Wiedner Gürtel
COVID-19-Update: Aktuell besteht ein allgemeines Lauf- und Sportverbot und der Eingang Jacquintor bleibt bis auf Weiteres geschlossen.
#8 Hauptbahnhof Wien: Kunst am Erste Campus
Als die BahnhofsCity in Wien entstand, wuchs auch das Grätzel rund um die neue Bahnhofswelt. Das auffälligste und prägendste Projekt ist das neue Headquarter der Erste Group und der damit verbundene „Erste Campus“, der heute eine große Begegnungszone ist, in der man neben Kulinarik auch Kunst entdecken kann. Denn die Idee der Architekten war es nicht nur, eine moderne Konzernzentrale zu schaffen, sondern auch Kunst Platz zu geben: „Wir zeigen Kunst nur dort, wo wir meinen, dass sie Relevanz hat und eine Inspiration sein kann für all jene, die den Erste Campus nutzen oder besuchen“, so der Gedanke. Deshalb haben insgesamt zehn Künstler und Künstlerinnen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa in und um das Gelände ihre Werke realisiert. Manche befinden sich in den Gebäuden, manche sind außen. Das Augenfälligste ist das Kunstprojekt von Marcus Geiger am Wiedner Gürtel 2 bis 10: Die Fassaden der Häuser wurden in verschiedenen Farben gestrichen – in denen der sieben Euro-Banknoten.
Wo: Erste Campus, Am Belvedere 1, 1100 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 550 m vom Ausgang Wiedner Gürtel
#9 Bibliotheken am Erste Campus
Auf dem „Erste Campus“ gibt es auch zwei Bibliotheken. Die „Corporate Archives Bibliothek“ (Montag und Mittwoch, 10 bis 14 Uhr) umfasst rund 3.000 Bücher, gebundene Zeitschriften und Schriftenreihen zur Geschichte der Erste Bank und Sparkassen, historische Bilanzen, eine rechtshistorische Bibliothek und Werke zu allgemeinen Themen wie Geld, Finanzwirtschaft und Banken. In der „ERSTE Stiftung Bibliothek“ (Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr, und Freitag, 9 bis 14 Uhr) findet man indes Bücher zu Finanzökonomie, Finanzwissen, Entwicklungen im Social Banking, Geld und alternativen Währungen wie Bitcoins, Währungspolitik, Finanzkrise, Globalisierung, Verteilungsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Für Kinder gibt es auch Bücher zu Finanzwissen, inklusive Comics wie „Der Dax der Ducks“. Auf dem Dach schwirren übrigens 80.000 Bienen in zwei Bienenstöcken. Der „Erste Campus Honig“ wird immer Ende Juli/Anfang August geerntet.
Wo: Erste Campus, Am Belvedere 1, 1100 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 550 m vom Ausgang Wiedner Gürtel
#10 Hauptbahnhof Wien: Schweizer Garten
Zwischen dem Landstraßer Gürtel im Norden, dem Quartier Belvedere bzw. der Arsenalstraße im Westen und dem Arsenal bzw. der Ghegastraße im Südosten liegt der Schweizer Garten und damit eine weitere grüne Oase im Umfeld vom Hauptbahnhof Wien. Die Grünanlage entstand ursprünglich, weil das Militär nicht wollte, dass in der Gegend vor dem Arsenal gebaut wurde, daher wurde ab 1905 hier ein städtischer Park angelegt. Einst wurde der Park nach Erzherzogin Maria Josefa benannt, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde er aber aus Dankbarkeit für die großzügige Hilfe der Schweiz umbenannt. Heute ist hier eine große Begegnungszone, in der man einen großen Spielplatz, ein Kinderfreibad und einen Biergarten findet.
Wo: Schweizer Garten, 1100 Wien
Entfernung Hauptbahnhof: 600 m vom Ausgang Canettistraße
Praktische Tipps
Schließfächer: Wer sein Gepäck verstauen möchte, findet am Hauptbahnhof jede Menge Schließfächer, die man ab € 2 mieten kann.
Supermärkte: In der neuen BahnhofCity gibt es einen großen „Interspar“ und einen „Merkur“, in denen man sich mit Proviant eindecken kann. Abseits der regulären Öffnungszeiten betreiben beide kleine Märkte, die abends und am Wochenende geöffnet haben.
Öffis: Der Hauptbahnhof ist perfekt an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Es fahren die U-Bahnlinie U1, die Buslinien 13A, 69A, N66, die Straßenbahnlinien O, D, 18 und die S-Bahnlinien S1, S2, S3, S7, S60, S80.
Radverleih: Direkt am Hauptbahnhof kann man City-, E-Bikes, Falträder, Lastenräder, E-Scooter ausleihen. Die „Radstation“ hat so gut wie alles, Leihräder gibt es für Wien-Besucher um € 30 pro Tag.
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