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Irschen: Die Kraft der Kräuter in Kärntens schönstem Kräuterdorf

Thymian, Lavendel, Rotklee, Johanniskraut, Nudelminze: In Irschen bestimmt die Kraft der Kräuter den Rhythmus des Dorfes und der Dorfgemeinschaft. Das überlieferte Wissen über die traditionelle Verarbeitung und Verwendung von Kräuter aus Wald und Wiesen verlieh Irschen schon in den 1990er Jahren den Beinamen „Kräuterdorf“, heute ist Irschen eines der ersten Slow Food Villages der Welt. Ein Gespräch mit Eckart Mandler, der Irschen auf seinem Weg vom kleinen Bergbauerndorf zum schönsten Kräuterdorf Österreichs begleitete.


Mit Unterstützung vom Land Kärnten durch ein Arbeitsstipendium für freiberufliche Künstler*innen und freischaffende Wissenschaftler*innen


Was macht für dich persönlich den besonderen Charme von Irschen aus?

Die Lage auf der Sonnenterrasse hoch über dem Drautal, abseits von Lärm und Hektik, inmitten einer fast unberührten Naturlandschaft, die vielfältig, bunt und duftend ist und in der die Menschen gut miteinander leben und sich gegenseitig bereichern. Ganz nach dem Motto „small is beautiful“ ist das Kräuterdorf Irschen ein Ort des guten Lebens im wahrsten Sinne.

Wie wurde Irschen vom kleinen Bergbauerndorf zum schönsten Kräuterdorf Österreichs?

Als vor rund 30 Jahren die Frage „Was hat das Dorf Irschen, was andere nicht haben?“ zu beantworten war, hat sich die Bevölkerung auf ihre ursprünglichen Stärken der Landschaft und der Menschen besonnen. Es gab und gibt immer noch eine intakte Naturlandschaft mit viel natürlichen Lebensräumen für Pflanzen, Wildkräuter, Insekten und für die Bewohner. Und es gab ein gutes, überliefertes Grundwissen über die traditionelle Verarbeitung und Verwendung von Kräuter aus Wald, Wiesen und Bauerngärten, das bis heute erhalten ist.  Dieses Wissen weiterzugeben an die nachfolgenden Generationen im Dorf und an Besucher des Kräuterdorfes sowie die Schaffung von Erlebnisplätzen rund um das Thema Kräuter hat der kleinen Bergbauerngemeinde ein Gesicht und ein Profil gegeben, das dem Dorf den Beinamen „Kräuterdorf“ verliehen hat. Heute sind die Bewohner stolz auf die vielen Aktivitäten und Kräuterprodukte und profitieren vom Anbau, von der Verarbeitung und vom Verkauf von verschiedenen Kräuterprodukten.

Was ist neu in Irschen 2020?

Seit 2019 ist das Kräuterdorf Irschen eines der ersten sieben Slow Food Villages der Welt; ein Modell für eine nachhaltige, sehr profilierte Dorfentwicklung in Zusammenarbeit mit Slow Food. Dabei wird die örtliche Lebensmittelerzeugung und die Information über eine ökologisch nachhaltige Ernährungs- und Esskultur verbessert und das Bewusstsein für gutes Essen aus regional erzeugten Lebensmitteln gestärkt.  Neu ist damit die erste Slow Food Kochwerkstatt, in der in Dorfbewohner und Besucher viel über besondere Lebensmittel lernen, Erfahrungen austauschen und Ideen einbringen können. Ein umfangreiches Programm an Führungen, Workshops, Vorträgen sowie die vielen Kräuter-Erlebnisstationen machen eine Reise ins Kräuterdorf Irschen immer zu einem wertvollen Urlaubstag.

Welche Voraussetzungen musste Irschen erfüllen, um den Titel „Slow Food Village“ zu tragen – und was hat sich seit dieser Auszeichnung getan?

Aufbauend auf den fast 30-jährigen Erfahrungen des Kräuterdorfes war es einfacher, die Slow Food Village-Kriterien zu erfüllen, die auch hier in Irschen erstmals diskutiert worden sind. Eine starke Gemeinschaft von gleichgesinnten Menschen, die einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für eine verantwortungsvolle Ernährungs- und Esskultur leisten, Bauern und Gastwirte, die zusammenarbeiten und die Einbeziehung von Kindergarten und Volksschule, sind Kernpunkte der Slow Food Villages. Dazu braucht es Persönlichkeiten, die sich dafür engagieren und das Netzwerk im Dorf aufbauen. Die Errichtung der Kochwerkstatt, die Instandsetzung einer alten Wassermühle zum Getreidemahlen mit Führungen und Schaumahlen, der Aufbau eines Marktplatzes des guten Geschmacks, die Erweiterung des Kräuterhauses Pfarrstadel und regelmäßige Programme rund um Slow Food bereichern das Angebot des Kräuterdorfes Irschen.

Wenn du dir Irschen vor 40 Jahren in Erinnerung rufst und mit heute vergleichst: Welche Gedanken kommen dir in den Sinn?

… dass die Natur immer noch ein guter Lehrmeister ist und alles, was die Natur uns Menschen zu leben bereitstellt, mit Achtsamkeit aufgenommen werden sollte. Irschen setzt seit 1990 auf die Ressourcen vor Ort, die aus und von der Natur kommen und bis heute nichts an Bedeutung verloren haben. Wer mit und in der Natur lebt und arbeitet – und das mache ich seit mehr als 40 Jahren – wird mehr Glück empfinden. In Zeiten von Digitalisierung und immer schneller und unübersichtlich werdender Kommunikation bilden die analogen Erlebnisse wie Kräuter zupfen, garteln, kochen und Brotbacken lernen und wandern einen guten Ausgleich. Irschen als Ort des guten Lebens in Verbindung mit Slow Food wird auch in Zukunft ein Reiseziel sein, an dem die Menschen sich erden und zur Ruhe kommen können.

Deine ganz persönlichen Tipps: Wo geht man essen, wo auf ein Bier, wo in die Natur?

Am besten essen kann man im „Hotel Landhof Irschen“ (wenn ein Tisch frei ist, nur auf Anmeldung), auf ein Bier geht man im neuen Cafe „Liebstöckl“ im Dorfzentrum und in die Natur geht man am besten bei Wanderungen über die Irschner Almen in der Kreuzeckguppe am Fuße des Hausbergs Scharnik; herrliche Almen mit ursprünglichen Käsereien zum Einkehren, zum Beispiel die Leppner Alm, die Weneberger Alm und die Griebitsch Alm.

Wenn du den perfekten Tag in Irschen zusammenstellen solltest: Was würdest du empfehlen?

Eine geführte Slow Food Village-Entdeckertour, ein Besuch des Kräuterhauses Pfarrstadel und dann eine Rundwanderung durch das Kräuterdorf Irschen.

Welche Produkte mit Kräutern aus Irschen hast du zu Hause? 

Fast alle Kräutertees, die in Handarbeit vom Anpflanzen bis zum Genuss hergestellt werden, und die Kräutersalze aus Wild- und Gartenkräutern zum Verfeinern der Speisen.

Dein Lieblingsprodukt?

Ein Lieblingsprodukt sind die Kräutersirupe, die mit quellfrischem Bergwasser oder einem guten Prosecco gespritzt Durst stillen und gute Laune machen.


Zur Person

Irschen: Die Kraft der Kräuter in Kärntens schönstem Kräuterdorf

Eckart Mandler lebt seit über 60 Jahren in Irschen im Oberen Drautal und ist Projektleiter von Slow Food Kärnten. Er führte Irschen vom kleinen Bergbauerndorf zum schönsten Kräuterdorf Österreichs. Mehr Infos auf www.kraeuterdorf.atwww.slowfood-kaernten.at und www.slowtourism.at.

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