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Skåne in Südschweden: Steinkreise, Sandstrände & Superfood

Cappuccino statt Cocktails, Farmshops statt Fashion-Stores, Natur statt Nightlife: Am südlichsten Landstrich Schwedens wird der Lifestyle mit Lässigkeit und Langsamkeit gefeiert. Außerhalb der Hochsaison geht es in Skåne sehr beschaulich zu. Aber genau dieser gechillte Rhythmus macht einen Urlaub hier so einzigartig. Steinkreise, Sandstrände & Superfood: All das ist Skåne in Südschweden.


Skåne in Südschweden: Steinkreise, Sandstrände & Superfood ♥ Lesezeit: 6 Minuten


Die Strände sind so leer, als hätte jemand mit einem überdimensionalen Besen alle Touristen zurück in die Städte gekehrt. Zwischen feinen Sandkörnern wachsen grüne Grasbüschel, ein paar Möwen kreischen, und hinter hohen Dünen trotzen ein paar Hagebuttensträucher den herbstlichen Temperaturen. Malerische Sandstrände sind nicht unbedingt die erste Assoziation, die einem zu Schweden einfällt, doch Skåne ist in drei Himmelsrichtungen vom Meer umgeben. Die südlichste Provinz Schwedens ist durch die Ostsee von Deutschland getrennt, etwa 150 Kilometer. Die Dimension Schwedens erschließt sich in die andere Richtung: Der nördlichste Punkt des Landes ist 1.572 Kilometer entfernt. 

Kein Wunder, dass Nils Holgersson gefühlt ewig brauchte, um auf dem Rücken des Gänserichs Martins bis in den Norden nach Lappland zu kommen. Der schwedische Kinderheld aus der Feder von Autorin Selma Lagerlöf startete seine wunderbare Reise in Skåne und staunte vom ersten Tag an über das „große gewürfelte Tuch“, über das er flog; gemeint war damit die Landschaft Schonens, die längst nicht nur mit einer malerischen Küste bezaubert, sondern auch mit tiefen Wälder, kristallklaren Seen und endlosen Raps- und Getreidefeldern. „Das Beste am Leben in Skåne ist die extreme Vielfalt der Natur“, schwärmt Martin Arvebro, der in Skåne aufgewachsen ist. „Von lang gestreckten Stränden, zu wanderfreundlichen Wäldern bis hin zu den offenen Ebenen: Alles ist innerhalb einer 90-minütigen Fahrt erreichbar.“ Unterwegs entdeckt man romantische kleine Dörfer, pittoreske Städte und dazwischen weites Farmland, auf dem große Höfe stehen, die alle eine Farbe eint: Die Häuser sind in Falunrot, auch bekannt als Schwedenrot, gestrichen, einer vor allem in Schweden produzierte rote Dispersionsfarbe, die nach dem Ort Falun und dessen ehemaliger Kupfermine benannt wurde. 

Eines der schönsten dieser Häuser steht in Vitemölla: Das Haus mit dem Namen Lindgrens Länga (hat nichts zu tun mit Astrid Lindgren) ist das am häufigsten fotografierte in Südschweden. Hier erreicht man auch die hippste Region von Skåne: Österlen. Zahlreiche Künstler kommen wegen des besonderen Lichts hierher, reiche Stockholmer haben Ferienhäuser und die weißen Sandstrände sind im Sommer voller Touristen. In der Nebensaison geht es dafür gemächlich zu und man lernt die ehrliche Seite der Gegend und ihrer Einwohner kennen, egal ob auf dem Land oder schonischen Städten wie der jungen und hippen Universitätsstadt Lund oder dem malerische Ystad mit seinen pastellfarbenen Fachwerkhäusern. 

„Die Leute sind locker“, sagt Martin. „Man kommt easy ins Plaudern. Du kannst eine gute Unterhaltung mit jemandem führen, der neben dir in einer Schlange steht, während du in Stockholm komische Blicke kassieren würdest, wenn du einen Fremden ansprichst.“ Was zählt, sind die einfachen Dinge „wie ein gutes Essen“. Denn die Foodkultur spielt eine große Rolle: In Hunderten Hofläden und Farmshops werden Biospezialitäten aus lokalem Anbau verkauft, Restaurants kochen fast durchwegs regional und saisonal. Kein Wunder, dass Skåne kürzlich auf der Liste der weltweit spannendsten Food-Destinationen der New York Times landete.

Grund dafür sind kleine Orte wie Kivik: Rund um die Stadt werden Unmengen an Äpfeln angebaut, rund 80% aller schwedischen Äpfel wachsen hier auf Plantagen über dem Meer. Besonders cool ist ein Abstecher zu „Kiviks musteri“ (Karakåsvägen 45), eine familiengeführte Mosterei. Auf dem Gelände gibt es einen riesigen Shop, in dem man unzählige Produkte aus Äpfeln kaufen kann, als auch ein Restaurant mit einem großartigen Mittagsbüffet um 110 SEK (ca. € 10,50), inklusive Apfelsaft, Cider, Wasser und Kaffee. Ganz in der Nähe dreht sich bei „Buhres fiskrökeri“ (Brogatan 7) alles um Fisch: Der Mix aus Fischladen, Räucherei und Restaurant ist extrem hip, wie viele der Hofläden, Farmshops und Kunsthandwerksläden, die den Lifestyle von Skåne ausmachen.

„Ich stehe vor allem auf die kleinen Kunsthandwerksläden in Kåseberga unterhalb von Ales stenar im Süden“, sagt Martin und bringt den nächste Punkt auf die Bucketlist. Auf einem Hügel im Ort Kåseberga steht mit den geheimnisvollen Steinformationen Ales stenar einer der größten erhaltenen Schiffssetzungen in Skandinavien: 59 Steinen auf einer Länge von 67 Metern und einer Breite von 19 Metern thronen hoch über dem Meer. Die Brocken stammen wahrscheinlich aus 5000 Jahre alten Megalithgräbern in der Umgebung.

Die Geschichte ist auch schuld, dass der Dialekt in Skåne besser von Dänen verstanden wird als von Nordschweden. Schonen gehörte bis 1658 zu Dänemark. „Wir können uns mit unserem Dialekt für Stockholmer völlig unverständlich machen“, erklärt Martin. Sein Lieblingswort? Fubbick, „kein Idiot, aber eine Person, die sich wie ein Idiot benimmt.“ Das K im schwedischen Nationalgericht Köttbullar wird übrigens wie „Sch“ ausgesprochen. Aus Kött wird also „Schött“, und bullar klingt auf Schwedisch wie „büllar“, also: Schöttbüllar. Wer das richtig ausspricht, ist definitiv kein Fubbick.

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Offenlegung 

Visit Skane hat mich eingeladen, nach Schonen zu reisen. Dieser Artikel wurde in gekürzter Fassung in der Zeitschrift miss veröffentlicht.

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