Im fränkischen Fichtelgebirge reihen sich Städte, Dörfer und Gemeinden wie kleine und große Perlen aneinander. Die Richard-Wagner-Stadt Bayreuth, die Luisenburg-Festspielstadt Wunsiedel oder die Kurorte Bad Alexanderbad und Bad Weißenstadt sind längst weithin bekannt, dafür gelten die „Second Cities“ im Fichtelgebirge als Geheimtipp – von Bad Berneck im Süden bis Selb im Norden.

Stadt, Land, Fluss: Diese Städte und Dörfer sind Geheimtipps im Fichtelgebirge ♥ Lesezeit: 10 Minuten
Bad Berneck: Wanderreiche Fachwerkstadt im Fichtelgebirge
Es ist leicht, sich in Bad Berneck zu verlieben. Schwer fällt nur die Entscheidung, wo man sein Herz verschenkt: oben oder unten. Die Kleinstadt mit 3.400 Einwohner:innen liegt am Westrand des fränkischen Fichtelgebirges, umgeben von sieben bewaldeten Bergen. Oben führt der elf Kilometer lange Rundwanderweg „Thiesenring“ um Bad Berneck. Dank mehrerer Querverbindungswege ist jederzeit ein Abstieg in Richtung Stadt möglich. Unten bezaubert die Altstadt. Der Marktplatz ist berühmt für seine Fachwerkhäuser und einen Rekord: Hier gibt es die höchste Gastronomiedichte in Franken.





Bereits im 18. Jahrhundert kamen Dichter und Denker wegen der romantischen Lage nach Bad Berneck. Joseph von Eichendorff fand auf Wanderungen durch das Ölschnitztal die Inspiration zu seinen Liedern „O Täler weit, o Höhen“ und „Wer hat dich, du schöner Wald“, Ludwig Tieck verfasste hier die Tragödie „Karl von Berneck“ und auch Jean Paul würdigte Bad Berneck in mehreren Werken, unter anderem in den Romanen „Siebenkäs“ und „Der Komet“. Auf seinen Reisen durch das Fichtelgebirge entdeckte er den Bernecker Pfefferkuchen, der fortan zu seinen Lieblingsspeisen gehörte. Die süße Leckerei enthält neben der typischen Würzung mit Anis, Zimt, Muskat und Nelken auch Orangeat, Zitronat und Mandeln.





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Bad Berneck
Wer Urlaub in Bad Berneck macht, kann im zertifizierten Kurwald in die Natur eintauchen oder an den „Orten der Stille“ Ruhe genießen. Bad Berneck ist seit 1857 ein Kurort, seit 1930 Kneippkurort und seit 1950 Kneippsches Heilbad. Kuren stehen heute nicht mehr im Mittelpunkt, dafür die Natur. Zum Beispiel im „Dendrologischen Garten“. Seltene Bäume und Sträucher – teilweise über 150 Jahre alt – ragen in den Himmel. Die Parkanlage liegt auf dem Gebiet des mittelalterlichen Bergwerks „Beständiges Glück“, in dem einst Alexander von Humboldt experimentierte. Im Ortsteil Goldmühl befindet sich am Lindenplatz sein ehemaliges Wohnhaus, in dem er 1793 und 1794 wiederholt wohnte.





1861 erwarb der Fabrikbesitzer Wilhelm Rother die Parkanlage. Seine Vision war es, einen Landschaftspark mit Bäumen und Gehölzen aus aller Welt anzulegen. Von seinen Weltreisen brachte er Baum- und Strauchsamen mit und pflanzte diese an. Heute stehen im „Dendrologischen Garten“ seltene Bäume und Sträucher im Mittelpunkt: bis zu 150 Jahre alte Rot- und Zerreichen, Douglasien, Esskastanien, Pyramideneichen und orientalische Fichten. Auch Rekordbäume ragen in den Himmel: die dickste Moltkelinde Deutschlands, die höchste Orientalische Fichte und die dickste Geschlitztblättrige Hainbuche Bayerns.





Geheimtipps im Fichtelgebirge für Bad Berneck:
- Naturphänomen: Dendrologischer Garten
- Wanderung: Thiesenring
- Grüne Oase: Kurpark
- Treffpunkt bis 1 Uhr morgens: Café Berneck
- Süß: Café Zuckerhörnchen
- Fränkische Küche: Marktplatzstüberl
- Hotel & Restaurant: Gasthof & Hotel Goldener Hirsch
- Italienisches Restaurant: Casa Nova
- Vietnamesische und japanische Küche: Quan Ngon
- Geheimtipp: King Edward Tanzbar
Goldkronach: Bezaubernde Bergbaustadt im Fichtelgebirge
Am Westrand des Naturparks Fichtelgebirge liegt das „Goldstück“ der Region: Goldkronach ist berühmt für den Goldbergbau, der von Mitte des 14. Jahrhunderts bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts seinen Höhepunkt hatte. In guten Zeiten sollen jährlich bis zu 200 Kilogramm Gold von 24 Karat erwirtschaftet worden sein. Schon im 13. Jahrhundert lässt sich in Goldkronach Bergbau nachweisen. Überall wurde gegraben nach Zinn, Silber, Eisen – und natürlich nach Gold. Goldkronach hatte eine Sonderstellung: Am Goldberg und Zoppatenbach lag das ertragreichste Gebiet.





Eng mit den Bergwerken von einst ist Alexander von Humboldt verknüpft. Seine Erfahrungen, die er im Fichtelgebirge machte, prägten ihn nachhaltig auf seinem Weg. Er machte den Bergbau wieder profitabel, erfand eine Atemmaske für Bergarbeiter, setzte sich für soziale Belange ein und revolutionierte das Bildungswesen. In Steben, Arzberg und Goldkronach gründete er Bergschulen, die als Vorgänger der Berufsschulen gelten. Aus dem Goldkronacher Revier schrieb Alexander von Humboldt an einen Freund: „In Goldkronach war ich glücklicher, als ich je wagen durfte, zu glauben.“





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Goldkronach
Wer heute nach Goldkronach kommt, entdeckt eine urige Kleinstadt, in der die Geschichten von einst heute noch erlebbar sind. Einen prima Einblick gibt das „Goldbergbau-Museum“, nebenan liegen die „Museumsscheune“ und die „Museumsbrauerei“. Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Forsthaus aus dem Jahr 1740. Alexander von Humboldt wohnte zwischen 1792 und 1795 darin. Vor dem Museum liegt ein „Gesteinslehrpfad“ im Museumsgarten. Wer durch die grüne Anlage schlendert, macht eine Zeitreise: Über 100 Millionen Jahre der Erdgeschichte rund um Goldkronach sind hier nacherlebbar.






Das spürt man auch in den umliegenden Wäldern von Goldkronach. Wer die Stadt verlässt und sich in die bewaldeten Hügel rundum begibt, taucht tief ein in die Naturkulisse Goldkronachs – und kann das „Goldstück“ aus einer neuen Perspektive erleben. Mit dem „Schmutzlerstollen“ und dem „Besucherbergwerk Mittlerer Name Gottes“ gibt es zwei ehemalige Bergwerke, die besichtigt werden können. Besonders spannend: Wer will, kann sogar selbst Gold waschen! Toll ist auch eine Wanderung auf dem Humboldtweg, der im Gebiet des ehemaligen Goldbergbaureviers rund 40 Stationen erschließt.





Geheimtipps im Fichtelgebirge für Goldkronach:
- Geschichte: Goldbergbau-Museum
- Besucherbergwerke: Schmutzlerzeche & Mittlerer Name Gottes
- Hochprozentig: Brennerei & Kelterei Rabenstein
- Historisch: Schloss Goldkronach
- Wanderweg: Humboldtweg
- Regional: Bäckerei Beck
- Süßes: Eisbar Goldkronach
- Fränkische Küche: Gastwirtschaft Schoberth
- Italienische Küche: Pizzeria Zum Olli
- Unterkunft: Hotel Meister Bär
Warmensteinach: Waldreiche Streusiedlung im Fichtelgebirge
Wasser und Wald: Das sind die Elemente in Warmensteinach. Am Südhang vom Ochsenkopf liegt die Gemeinde zwischen dichten Fichtenwäldern und geheimnisvollen Weihern und Bächen. Einen klassischen Ortskern gibt es nicht: Warmensteinach ist eine Streusiedlung, in der sich kleine und größere Siedlungen, Höfe und Häusergruppen zwischen Wald, Wiesen und Wasser aneinanderfügen. Der Name ist vom Wasser geprägt: Wo einst die „Kalte Steinach“, der heutige Moosbach, und die „Warme Steinach“, deren Quelle am Südhang des Ochsenkopfs entspringt, zusammenfließen, entstand die Siedlung Kaltensteinach. Gegenüber an einem Hang wurde Warmensteinach gegründet.





Früher war der Zusammenfluss der Grenzknotenpunkt zwischen Egergau, Kurpfalz und Burggrafschaft Nürnberg. Dadurch entstand mit der Reformation eine Konfessionsgrenze: 1978 schlossen sich Warmensteinach und Oberwarmensteinach im Zuge der Gemeindegebietsreform zu einer Gemeinde zusammen. Warmensteinach war fast ausschließlich evangelisch, Oberwarmensteinach hingegen überwiegend katholisch. Noch heute thronen auf gegenüberliegenden Höhen die beiden Kirchen Warmensteinachs. Diese Konfessionsgrenze in einem Dorf ist einzigartig in Bayern.





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Warmensteinach
Heute verbergen sich in Warmensteinach viele Wunder in den dichten Fichtenwäldern. Das gut markierte Wegenetz ist ideal für Wanderungen, Spaziergänge, Radtouren oder eine Auszeit unter Baumwipfeln. Eine Wanderung, die viel über Geschichte Warmensteinachs erzählt, führt auf den Bocksgrabenweg. Der Bocksgraben ist ein künstlich angelegter Wasserabflussgraben am Südost-Hang des Ochsenkopfes, der 1797 entstand. Dadurch wurden im Quellbereich der Steinach verschiedene Wasseradern zur Fichtelnaab für die dortigen Hammer- und Hüttenwerke abgeleitet. Die Idee sorgte allerdings für Unmut, denn die Mühlen- und Hammerwerksbesitzer an der Steinach klagten nun über Wassermangel. Es kam zu einem Streitverfahren, das vier Jahre dauerte. Der Bergbau gehörte ebenso wie die Glasherstellung zu den einstigen Haupterwerbszweigen im oberen Steinachtal.




Mitten im Wald liegt mit dem Naturmoorbad Fleckl ein geheimnisvoll anmutender Ort: Das Wasser schimmert dunkel unter Baumkronen und verströmt eine besondere Ruhe. Das Naturmoorbad entstand aus einem Weiher, der 1855 künstlich angelegt wurde und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts der Flößerei auf der Steinach diente. Das Wasser ist stark von Schwebstoffen des Moores durchsetzt und ein besonderes Erlebnis für Körper und Seele. Am Waldrand neben dem Naturbad liegt eine Naturmoorfläche, in der man im fast schon schwarz wirkenden Moor eintauchen kann. Es entkrampft verspannte Muskeln und soll eine wohltuende Wirkung bei Gelenkbeschwerden haben.






Geheimtipps im Fichtelgebirge für Warmensteinach:
- Rundwanderung: Rundwanderweg Warmensteinach
- Wanderung: Bocksgrabenweg
- Wellness: Naturmoorbad Fleckl
- Kultur: Glasmuseum
- Hotel: Wagners Hotel im Fichtelgebirge
- Familienhotel: Familotel Krug
- Fränkische Küche: Wirtshaus auf‘m Grassemann
- Burger & Tex-Mex: Restaurant Ochsenkopfhaus
- Familienbetrieb: Gasthof Café Sonneneck
- Action: DévalKart-Bahn
Marktredwitz: Vielseitige Einkaufstadt im Fichtelgebirge
Im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel liegt im Tal des Flüsschens Kössein die Stadt Marktredwitz. Rund 17.000 Menschen leben hier. Das Herz von Marktredwitz ist der Markt. Hier liegt die zentrale Einkaufsstraße mit der Theresienkirche, dem historischen Rathaus und zahlreichen Geschäften. Das passt gut, denn Marktredwitz hat sich längst einen Namen als Einkaufstadt gemacht. Viele kommen in die Stadt, um das große Angebot zu nutzen, das von individuellen Läden und kleinen Boutiquen über regionale Feinkostläden bis hin zu einem großen Einkaufszentrum reicht.





Außergewöhnlich ist das „Frey Modeerlebnishaus“. Gegründet im Jahr 1830, befindet sich die Frey-Gruppe heute in sechster Generation in Familienhand. Das sollen die Kunden:innen spüren: Eine familiäre Atmosphäre ist dem Team genauso wichtig wie eine Auswahl, die es nicht überall gibt. Eine Besonderheit in dem 8.000 Quadratmeter großen Modehaus ist das Private-Shopping, bei dem das Erlebnis-Shopping auf die nächste Stufe gehoben wird. Mitarbeiter:innen stellen eine Garderobe zusammen, die auf dem Geschmack der Kund:innen beruht, probiert wird in privaten Umkleidekabinen, Fingerfood und Getränke inklusive.





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Marktredwitz
Marktredwitz ist untrennbar mit dem Sechsämterland verbunden. Dabei handelt es sich um einen politischen Begriff aus vergangener Zeit, der eine Gebietseinteilung in der Bayreuther Markgrafschaft war. Das damalige Sechsämterland ist heute fast identisch mit dem Landkreis Wunsiedel. Eine Sonderstellung nahm Marktredwitz ein, das einst eine Enklave im Sechsämterland war und der Stadt Eger gehörte. Das Egerland war über 900 Jahre lang von Deutschen bewohnt. Nach einer Volkszählung 1939 lebten im Egerland mehr als 800.000 Bewohner. Doch 1945 und 1946 wurde der deutsche Anteil der Egerlander Bevölkerung zum größten Teil aus ihrer Heimat vertrieben. Das „Egerland Kulturhaus“ erinnert heute an die Heimatvertriebenen, aber auch an die Egerländer Kultur: Musik und Kunst genauso wie die Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad.






Spannend ist auch ein Besuch der neuen Kultur- und Veranstaltungshalle der Stadt: Die historische Glasschleif ist eine Fabrikhalle aus dem Jahr 1887, in der bis 1932 Glas hergestellt und verarbeitet wurde. Nach langem Leerstand wurde die Halle seit 2014 im Rahmen des Projekts „Glasschleif 2.0“ saniert und umgebaut. Im Mai 2025 wurde die Kulturhalle mit einem Konzert des Singer-Songwriters Michael Schulte eingeweiht. Fehlt nur ein Besuch im Auenpark, der grünen Oase von Marktredwitz. Die Parkanlage entstand 2006 im Zuge der Grenzüberschreitenden Landesgartenschau Marktredwitz-Cheb/Eger. Von der Aussichtsplattform „ÜberschauBar“, die auf dem Kesselhaus der ehemaligen Textilfabrik Benker errichtet wurde, hat man einen tollen Blick über den gesamten Park.




Geheimtipps im Fichtelgebirge für Marktredwitz:
- Shoppingerlebnis: FREY Modeerlebnishaus
- Boutique: Sandra Schurig Mode
- Mall: Kösseine Einkaufszentrum
- Regional: Feinkost Gerstner
- Bar: Thorn Bar & Café
- Burger: Fichtelburger
- Fränkische Küche: Zoigl am alten Rathaus
- Gehobene Küche: Benkers Genuss am Auenpark
- Kultur: Egerlandmuseum
- Natur: Auenpark
- Events: Glasschleif
- Hotel: Meister Bär
Münchberg: Nachhaltiger Genussort im Fichtelgebirge
Gelegen im Hofer Land gilt Münchberg als Tor zum Fichtelgebirge und Frankenwald. Das Herz Münchbergs erstreckt sich rechts und links am Bachufer der Pulschnitz, die das Münchberger Hügelland und die Stadt durchfließt. Einen weiten Blick über Münchberg hat man auf dem Rohrbühl. Hier thront mit dem Kriegerdenkmal ein markantes Gebäude: Es wurde 1935 als Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Der Turm ragt auf 23 Meter Höhe, insgesamt 2.500 Tonnen Granit wurden verbaut.





Ein Fachwerkhaus in der Innenstadt ist genauso markant: Das „Fachwerkhaisla“ ist das älteste Gebäude in der Stadt. Es ist einer der letzten beinahe vollständig original erhaltenen Wohnbauten aus dem 18. Jahrhundert – und soll Münchberg in die Zukunft begleiten. Denn hinter den historischen Mauern entsteht das Projekt „KulCity“. Um die Innenstadt neu zu beleben, werden Leerstände zu kleinen Shops umgebaut, die verschiedene Thematiken rund um das „genussvolle Leben“ bedienen. Das Zentrum dieser Entwicklung, das unter anderem ein Museum der Genüsse enthalten soll, wird das „Fachwerkhaisla“ werden.





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Münchberg
Das wundert nicht, denn Münchberg ist ein offizieller Genussort. Insgesamt 44 Orte in Bayern erhielten diese Auszeichnung, in Oberfranken sind es sechs. Münchberg ist einer von ihnen. Im Fokus stehen Genusshandwerker:innen, die ihre Werte und ihr Wissen von Generation zu Generation weitergegeben und traditionelle Rezepturen erhalten. Ein Münchberger Unternehmen, das eine 400-jährige Tradition fortführt, ist das „Fickenschers Backhaus“. Gegründet im Jahr 1625, stehen hauseigene, überlieferte Rezepte mit naturbelassenen Rohstoffen im Fokus. Die selbst gezüchteten Natursauerteige reifen 48 Stunden, ehe sie zu Brot oder Gebäck verarbeitet wird. Weithin bekannt ist das „Heimatbrot“, das für Regionalität und Erhalt der Artenvielfalt steht. Über 160 Personen waren an der Rezeptur beteiligt.





Zum „Fickenschers Backhaus“ gesellen sich zahlreiche andere Genusshandwerker:innen aus Münchberg, die den Genussort ausmachen: Metzgereien, Brauereien, Brennereien, Bäckereien, außerdem Hofläden, Direktvermarkter:innen und fränkische Restaurants. Dabei fing die Geschichte Münchbergs völlig anders an. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Region im nordöstlichen Oberfranken zu einem Zentrum der Textilindustrie. In Münchberg gilt die Gründung der Färberei „Knab & Linhardt“ im Jahr 1868 als legendär. Noch heute sind Textil und Design ein großes Thema. Die Hochschule Hof ist mit dem Campus und dem Fachbereich „Textiltechnik und -gestaltung“ in Münchberg vertreten. Sie ist die einzige Hochschule Bayerns im textilen Bereich. Im selben Gebäude befinden sich auch die „Staatliche Textil- und Berufsfachschule“ und eine „Allgemeine Berufsschule für Textilberufe“.





Geheimtipps im Fichtelgebirge für Münchberg:
- KulCity: Fachwerkhaisla
- Mahlzeit: Münchberger Genussbroschüre
- Bäcker: Fickenschers Backhaus
- Hofladen: Steimkershof
- Feines: Gourmet Wunderlich
- Hochprozentiges: Kelterei Brennerei Schweinsbach
- Fleisch: Metzgerei Lottes
- Milch: Milchtankstelle Findeiss
- Kaffee: 1897 Wiener Kaffeehaus & Privatrösterei
- Brauerei: Hopfenhäusla
- 5-Sterne-Ferienwohnung: VÜ Terrassen-Chalets
- 5-Sterne-Ferienwohnung: Mussea
- Wanderung: Historischer Münchbergweg
Selb: Prächtige Porzellanstadt im Fichtelgebirge
Das „weiße Gold“ spielt die Hauptrolle am nordöstlichen Zipfel des Fichtelgebirges: Direkt an der tschechischen Grenze liegt in Selb das Zentrum der deutschen Porzellanindustrie. Noch heute ist ein Dreigestirn allgegenwärtig in der Stadt: Hutschenreuther, Rosenthal und Heinrich. Als Pionier gilt Carl Magnus Hutschenreuther. Er entdeckte 1814, dass das Fichtelgebirge alle Ausgangsstoffe für die Porzellanherstellung liefert: Feldspat, Quarz und Kaolin. 1822 erhielt er die Konzession, eigenes Porzellan fertigen zu dürfen, der Rest ist Geschichte. 1856 baute sein Sohn Lorenz in der alten Ludwigsmühle in Selb einen eigenen Betrieb auf, 1969 verschmolzen die Unternehmen zur Hutschenreuther AG.





Philipp Rosenthal wiederum richtete 1879 im drei Kilometer von Selb entfernten markgräflichen Schloss Erkersreuth eine Porzellanmalerei ein. 1950 folgte sein Sohn Philip in die Rosenthal AG. Die Firma ist bekannt für die Zusammenarbeit mit Walter Gropius, Friedensreich Hundertwasser oder Marcello Morandini. Der Porzellanmaler Franz Heinrich fing indes 1901 an, selbst Porzellan zu produzieren und gründete das Unternehmen Heinrich Porzellan. Um 1900 gab es über 20 Porzellanfabriken in Selb. In der Blütezeit produzierten Hutschenreuther, Rosenthal und Heinrich fast die Hälfte der deutschen Porzellanwaren.





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Selb
Wer heute durch Selb spaziert, findet an allen Ecken und Enden Porzellan. Kunstvoll geschmückte Fassaden treffen auf Straßenschilder, die von der Berufsfachschule für Produktdesign BBZ gestaltetet wurden. Die Stadtgeschichte prangt auf großen Kacheln am Welzel-Haus, im opulenten Rathaus ertönt ein liebliches Porzellanglockenspiel. Ein Highlight ist das Porzellangässchen, das die Ludwigstraße mit dem Gerberplatz verbindet und komplett mit Porzellan gepflastert ist. 55.000 Mosaikteilchen aus Porzellan liegen hier kunstvoll auf dem Boden. Ähnlich spektakulär ist der Brunnen am Martin-Luther-Platz vor der Kirche Sankt Andreas. Er besteht aus 60.000 Porzellanplättchen. Seine weißen Säulen erinnern an die einst rauchenden Schlote der Fabriken.





Rund um die Innenstadt erzählen mehrere Gebäude die Geschichte von einst – und holen sie in die Zukunft. Im „Rosenthal Outlet Center“ kann man Porzellankollektionen günstig ergattern. Auf den Tischen sind Zweite-Wahl-Produkte, Auslaufmodelle und Restbestände drapiert. Nur wenige Schritte weiter liegt das „Hundertwasserhaus“. Die Fassade der Fabrik gestaltete der österreichische Künstler Hundertwasser zu Beginn der 1980er Jahre. Auch das Regenbogenhaus und das Spiegelhaus sind eine Augenweide. Architekturfans sollten ins Selber Gewerbegebiet fahren. Hier schuf Walter Gropius zwischen 1965 und 1969 den Rosenthal-Industriebau am Rotbühl im Bauhausstil. Und natürlich darf ein Besuch im „Porzellanikon“ nicht fehlen. Hier erfährt man, wie die Porzellanherstellung einst funktionierte, wie sie heute noch blüht und welche Arbeitsschritte es erfordert, bis ein Porzellanteller entsteht.






Geheimtipps im Fichtelgebirge für Selb:
- Radweg: Porzellantour
- Museum: Porzellanikon
- Shopping: Rosenthal Outlet Center
- Bühne: Rosenthal-Theater
- Unterkunft: Hotel & Rosenthal Casino Restaurant
- Kaffee, Kuchen & legendäre Lebkuchen: ‘s Hatzel Café
- Kultur: Spektrum Selb – Kino.Kultur.Café.
- Kaffeerösterei: Schwarzer Peter
- Fränkische Küche: Altes Brennhaus
- Event: Fest der Porzelliner
Rehau: Einzigartige Modellstadt im Fichtelgebirge
Im Landkreis Hof im Norden vom Fichtelgebirge liegt am Fuße des Großen Kornbergs die kleine Stadt Rehau. Knapp 9.500 Menschen leben hier. Die Lage nahe des Dreiländerecks Bayern-Sachsen-Böhmen ist eine besondere: Die Entfernung zur Grenze der Tschechischen Republik beträgt lediglich drei, zum Freistaat Sachsen nur neun Kilometer. Der Name Rehau tauchte erstmals 1234 als „Resawe“ auf und soll auf das slawische das Wort „rezawe“ anspielen, das einen Waldausschnitt oder eine Waldrodung bezeichnet. Das passt: Rund um Rehau liegen Wiesen und Wälder, Fahrradwege und Wandergebiete.





Durch Rehau fließen der Perlenbach und der Höllbach, die sich im Stadtgebiet zur Schwesnitz vereinigen. Vor allem der Perlenbach erzählt ein Stück Geschichte. Seinen Namen bekam er von dem ursprünglich reichen Vorkommen der Flussperlmuschel. Zwischen 1733 und 1952 wurden von amtlich bestellten Perlinspektoren Muscheln gefischt und Perlen gesucht. Wer will, kann sich mit dem Fahrrad auf die Perlenroute begeben, die von Oberkotzau über Wurlitz, Rehau, Grünhaid, Schönwald und Selb ins tschechische Asch führt. Seit Ende 2024 ist die Strecke durchgängig befahrbar. Perlen weisen den Weg: Die neben dem Radweg verlaufenden Flüsse beherbergen eines der größten Vorkommen der Flussperlmuscheln in ganz Europa.





Geheimtipps im Fichtelgebirge: Rehau
Rehau mag klein sein, ist bekannt für seine große Stadtgeschichte, deren Vergangenheit einen enormen Einfluss auf das heutige Stadtbild hatte – und auf viele andere Städte. Wie vielerorts gab es in der Vergangenheit mehrere Brände. In den Jahren 1512, 1763 und 1817 verwüsteten verheerende Feuer fast die ganze Stadt. Damals wurden 168 Wohnhäuser mit Nebengebäuden, 300 Scheunen mit ihrer Ernte, das Pfarrhaus, das Brauhaus, das Rathaus, das Landgericht, die Hammermühle und die Kirche zerstört. Nach der letzten Brandkatastrophe wollte Rehau neue Wege gehen.




Um Rehau eine bessere Zukunft zu ermöglichen, vertraute man auf den Architekten Johann Wilhelm Baumann. Er sorgte für den damals durchaus visionären, schachbrettartigen Wiederaufbau, der bis zum Jahr 1824 dauerte. Wo zuvor die Häuser und Straßen in Rehau wie hingewürfelt standen, folgte der Wiederaufbau nach einem rechtwinkeligen Straßensystem. Von nun an gab es breite, schnurgerade Straßen, die rechtwinkelig von Querstraßen geschnitten wurden, in der Mitte lag ein weiter, freier Platz. Dieser Wiederaufbau gilt noch heute als Beispiel einer klassizistischen Städteplanung und diente als Vorbild für weitere bayerischen Städte. Seither ist die Rehau als „Modellstadt Rehau“ bekannt. Wer einen Blick auf die Stadtanlage des alten Rehaus vor 1817 werfen will, kann das im Museum am Maxplatz tun.




Geheimtipps im Fichtelgebirge für Rehau:
- Radweg: Perlenroute
- Stadtgeschichte: Museum Rehau
- Treffpunkt: Früchtla Café Bistro Vinothek
- Süßes: Eiscafé San Marco
- Spanische Küche: Café & Tapas Bar El Gusto
- Fränkische Küche: Hotel & Restaurant Krone
- Event: Rehauer Lebkuchenmarkt
- Natur: Großer Kornberg
- Hotel: Fränkischer Hof
Hof: Nördlichste Großstadt im Fichtelgebirge
Ganz im Norden Oberfrankens gelegen ist Hof die größte Stadt der Region. „In Bayern ganz oben“ sagen die Hofer:innen gerne über ihre Stadt. Rund 47.000 Menschen leben hier, im Hofer Land zwischen Fichtelgebirge und Frankenwald. Schon bei der Ankunft ist die Geschichte der Stadt spür- und sichtbar. Das Bahnhofsviertel entstand in den 1880er Jahren. Ein Großteil der Bebauung wurde in der Gründerzeit errichtet, weshalb man auch vom Gründerzeitviertel spricht. Heute ist das Bahnhofsviertel ein kreativer Stadtteil, in dem sich viele Kulturschaffende angesiedelt haben. Das Flair wird gerne mit Berlin-Kreuzberg verglichen.






Viel Geschichte zeigt das „Scala-Kino“ in der Wörthstraße: Es wurde 1929 erbaut und ist zusammen mit dem „Central-Kino“ fester Bestandteil der Hofer Filmtage. Zumindest war es das. Die 59. Ausgabe des renommierten Filmfestivals im Oktober 2025 muss auf das „Scala-Kino“ verzichten. Schon seit Anfang des Jahres ist es nach einem Besitzerwechsel geschlossen. Hof ist bekannt für seine kreative Szene. Ob das Theater Hof, die Freiheitshalle, die Hofer Symphoniker oder die Internationalen Hofer Filmtage: Kunst und Kultur haben einen großen Stellenwert. Das Aushängeschild der Stadt sind ganz klar die Hofer Filmtage. Das Filmfestival wurde 1968 vom Regisseur Heinz Badewitz gegründet und zeigt vor allem deutsche Erstaufführungen und Weltpremieren.






Geheimtipps im Fichtelgebirge: Hof
Auf dem Weg in die Innenstadt, die aus den Teilen Altstadt, Neustadt und Untere Vorstadt, besteht, sieht man mehrere Kirchtürme in der Ferne – die Wahrzeichen der Stadt. Die Lorenzkirche ist die älteste Kirche der Stadt. Im Jahr 1214 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, sie soll jedoch schon 1080 erbaut worden sein. Nur wenige Gehminuten entfernt ist die Marienkirche mit ihren hoch aufragenden Zwillingstürmen nicht zu übersehen. Das neugotische Rathaus und sein 32 Meter hoher Turm prägen wiederum das Bild der Ludwigstraße. Die Hauptstraße weist ein nahezu komplettes Biedermeier-Ensemble auf. Den Abschluss der Altstadt macht die dritte im Bunde: die Michaeliskirche, die auf einen Kapellenbau um 1230 zurückgeht.






Der Hofer Wochenmarkt ist ein wichtiger Treffpunkt. Kulinarik ist ein großes Thema, in Oberfranken dreht sich vieles um Genuss. Kein Wunder, schließlich gibt es hier die größte Brauerei-, Bäckerei- und Metzgereidichte der Welt. Ein Geheimtipp ist eine kulinarische Tour durch die Altstadt. Der Wärschtlamo ist der Inbegriff der Hofer Lebensart. „Wärscht“ meint im Dialekt die Wurst, „Mo“ einen Mann. Die Geschichte der Wärschtlamänner reicht auf über 150 Jahre zurück. Sechs Wärschtlamänner verkaufen verteilt über die Fußgängerzone die Hofer Wärscht: „Wienerla“, „Gnagger“, „Bauern“ oder „Weisa“. Untrennbar mit ihnen verbunden sind die mobilen Messingkessel, die seit 1871 den Wurstsud mittels Kohlenglut warm halten und noch heute, ausgekleidet mit echtem Zinn, für jeden Wärschtlamo individuell gefertigt werden.





Geheimtipps im Fichtelgebirge für Hof:
- Kult: Wärschtlamo
- Geschmack: Kulinarischer Stadtspaziergang
- Markt: Hofer Wochenmarkt
- Kino: Hofer Filmtage
- Kultur: Museum Bayerisches Vogtland
- Kunst: Johann-Christian-Reinhart-Cabinett
- Naturoase: Botanischer Garten
- Naherholungsgebiet: Untreusee
- Moderne Küche: Restaurant Kastaniengarten
- Gehobene Wirtshausküche: Zum Kreuzstein
- Bar: Rossini
- Hotel: DORMERO Hotel Hof
♥ Offenlegung
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit der Tourismuszentrale Fichtelgebirge. Meine Meinung ist aber völlig unvoreingenommen und stets meine eigene.

♥ Weiterreisen im Fichtelgebirge ♥
Fabelhaftes Fichtelgebirge in Franken: 15 Highlights für den perfekten Urlaub im Fichtelgebirge
Wald im Fichtelgebirge: Urlaubserlebnisse zwischen Wipfeln und Wäldern
Regional, saisonal, phänomenal: Kulinarische Erlebnisse im Fichtelgebirge
Grenzen der Vielfalt: Die schönsten Grenz-Geschichten aus dem Fichtelgebirge
Schlechtwetter-Guide Fichtelgebirge: 20 Tipps fürs Fichtelgebirge bei Regen oder Schnee
Fichtelgebirge für Familien: 22 Highlights für einen Familienurlaub im Fichtelgebirge
Hotels im Fichtelgebirge: Gastgeber voller Herzlichkeit im fränkischen Fichtelgebirge
Ferienwohnungen im Fichtelgebirge: Urlaub mit fünf Sternen
Deutschlands einziges Comic-Museum: Erika-Fuchs-Haus in „Entenhausen“
Bayreuth für Teenager: Die 17 coolsten Aktivitäten für Teenies in Bayreuth
Reiseliteratur, Wanderkarten, Krimis: Die besten Reiseführer fürs Fichtelgebirge