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Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der berühmten Fleischbällchen aus Schweden

„Fleischklöße, kleine gute Fleischklöße ess ich sehr gerne“: Im Jahr 1955 setzte Astrid Lindgren Köttbullar ein Denkmal: Im Kinderbuch „Karlsson vom Dach“ waren die schwedischen Fleischbällchen Karlssons Leibgericht. Als ab 1985 die kleinen Klopse bei IKEA serviert wurde, war klar: Köttbullar haben Kultstatus. Ein Blick auf den Geschmack und die Geschichte der berühmten Fleischbällchen aus Schweden.


Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der Fleischbällchen aus Schweden ♥ Lesezeit: 4 Minuten


Die Fleischbällchen aus Schweden haben eine lange Geschichte. Erstmals erscheint der Ausdruck „Köttbulle“ in dem Kochbuch „Helfer im Haushalt für junge Frauenzimmer“ von Anna Christina Warg aus dem Jahr 1755. Darin erklärt sie, dass die Fleischbällchen sowohl aus Kalbsfleisch, als auch aus Fleisch vom Schaf oder vom Ochsen hergestellt werden können.

Es dauerte aber noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts, bis Köttbullar auch vom schwedischen Volk gegessen wurde. Das lag daran, dass Fleischmühlen und Holzherde langsam in den Küchen der Menschen landeten – und die Zubereitung der Fleischbällchen entsprechend einfacher wurde. Seither gelten die schwedischen Fleischbällchen als Nationalgericht Schwedens und es wurden zahlreiche Varianten des Rezeptes und der Sauce entwickelt. 

Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der berühmten Fleischbällchen aus Schweden

Rezept Köttbullar: Ein Kinderbuch sorgt für Furore

In den 1950er Jahren war es die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, die Köttbullar ein Denkmal setzte. Im Kinderbuch „Karlsson vom Dach“ sind Köttbullar Karlssons Leibgericht. Er sagt: „Fleischklöße, kleine gute Fleischklöße ess ich sehr gerne.“ Woraufhin Lillebrors Mutter sich ans Werk macht: „Sie schüttelte die große Bratpfanne über der Gasflamme, und in der Pfanne hüpften eine Unmenge feiner, brauner Fleischklöße herum.“ 

Spätestens ab 1985 erreichten Köttbullar Kultstatus. Damals kam der Möbelriese IKEA auf die findige Idee, eine Lebensmittelabteilung aufzubauen. Ikea-Gründer Ingvar Kamprad wollte damit verhindern, dass seine Kunden mit leeren Mägen durch die Läden streifen. Wie bei den Möbeln ging der Konzern mit einem ausgefeilten Plan an den Start: Es sollten nur fünf Gerichte auf der Karte stehen. Eines davon: Köttbullar.

Der Gedanke, die Fleischbällchen selbst herzustellen, wurde als zu kompliziert verworfen. Also entschied man, die Produktion der Fleischbällchen auszulagern und einen Lebensmittelzulieferer dafür zu engagieren. Der Rest ist Geschichte: Das schwedische Unternehmen Gunnar Dafgård, das bereits 1937 gegründet wurde, entwickelte die berühmten IKEA-Köttbullar nach einem eigenen Rezept.


Köttbullar: Alles Lug und Trug?

2018 kam dann die Wende: Laut einer Stellungnahme der schwedischen Regierung über ihren offiziellen Twitter-Kanal basieren die schwedischen Fleischbällchen auf einem Rezept, das König Karl XII. Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich mitgebracht haben soll. Als er dort im Asyl lebte, sei er auf das Gericht gestoßen. Somit hätten Köttbullar einen türkischen Ursprung. Auf Twitter hieß es: „Schwedische Fleischbällchen basieren auf einem Rezept, das König Karl XII. Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Türkei mitgebracht hat. Bleiben wir bei den Fakten!“

Nicht alle nahmen die Stellungnahme an. Unter anderem wehrte sich der schwedische Ernährungshistoriker Richard Tellström dagegen. Er erklärte in der Zeitung „Dagens Nyheter“, dass Fleischbällchen in Schweden bereits vor der Gefangensetzung des schwedischen Königs im Osmanischen Reich bekannt waren. Damals trugen sie aber noch den Namen „Frikadell“. 

„Köttbullar“ heißt auf Deutsch übrigens „Fleischbrötchen“, weil in den Fleischbällchen sowohl Hackfleisch, als auch trockenes Brot oder Brötchen verknetet werden. Das K im schwedischen Nationalgericht wird wie „Sch“ ausgesprochen. Aus Kött wird also „Schött“ und bullar klingt auf Schwedisch wie „büllar“. Köttbullar spricht man also „Schöttbüllar“ aus.

Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der berühmten Fleischbällchen aus Schweden

Rezept Köttbullar von IKEA

Zutaten
(für 4 Personen)

Für die Fleischbällchen:
500 Gramm Rinderhack
250 Gramm Schweinehack
eine Zwiebel
eine Knoblauchzehe
100 Gramm Paniermehl
ein Ei
fünf Esslöffel Milch
Salz und Pfeffer

Für die Sauce:
40 Gramm Butter
40 Gramm Mehl
150 Milliliter Rinderbrühe
150 Milliliter Gemüsebrühe
150 Milliliter Sahne
ein paar Spritzer Sojasoße 
einen Teelöffel mittelscharfen Senf

Zubereitung:
Zwiebeln fein würfeln und Knoblauch fein hacken. Zusammen mit Rinderhack, Schweinehack, Paniermehl, Ei, Milch, Salz und Pfeffer in einer Schüssel gut vermengen. Anschließend zu kleinen Bällchen formen. In eine Pfanne geben und gut anbraten. Danach für etwa 30 Minuten bei 180 Grad in den Ofen geben.

Für die Sauce Butter und Mehl in einen Topf geben und anschwitzen lassen. Die Rinder- und Gemüsebrühe bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren zugeben. Am Schluss kommen die Sahne, ein bisschen Sojasoße und Senf dazu. 


Rezept Köttbullar von VisitSweden

Zutaten
(für 4 Personen)

Für die Fleischbällchen:
2 EL Semmelbrösel
50 ml Sahne
1 Ei
1 EL Rinder-, Kalbs- oder Hühnerbrühe
1/2 fein gehackte gelbe Zwiebel
25 g Butter
500 g Hackfleisch halb und halb
1 TL frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
etwa 1,5 TL Salz
Butter zum Braten

Für die Sauce:
250 ml Doppelrahm
1,5 TL dunkle Sojasoße
250 ml Rinderbrühe 
25 g Butter
1 EL Maisstärke zum Andicken der Soße 
Salz und Pfeffer
2 EL Preiselbeer- oder Kirschmarmelade

Zubereitung:
Semmelbrösel, Sahne, Brühe und Ei gut verrühren und etwa fünf Minuten ruhen lassen. Zwiebel weich braten und unter die Masse heben. Anschließend das Hackfleisch, Salz und Pfeffer dazugeben und vermengen. Dabei den Teig nicht zu sehr verkneten, da die Fleischbällchen dann zu fest werden. Nun die Masse zu kleinen Bällchen formen und anschließend anbraten, bis sie goldbraun und durchgegart sind.

Sahne und Maisstärke vermischen und gemeinsam mit der Brühe und der Sojasoße in die Pfanne geben, in der die Fleischklößchen gebraten wurden. Gut verrühren und ein paar Minuten köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und ein bisschen Marmelade für die Süße abschmecken. Die Fleischklößchen in die Soße geben und kurz ziehen lassen.

Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der berühmten Fleischbällchen aus Schweden

Piffi Allkrydda

Für die perfekten Köttbullar braucht es eine ganz besondere Gewürzmischung, die von den Schweden „Piffi Allkrydda“ genannt wird. Diese besteht aus verschiedenen Kräutern. Im Schweden-Urlaub findet man die Gewürz-Mischung im Supermarkt. Online gibt es Varianten von verschiedenen Herstellern, unter anderem von Ankerkraut oder der Bergischen Gewürzmanufaktur.

Wer die Gewürz-Mischung selber machen will, braucht folgende Zutaten:

3 EL Salz
1 TL Paprika edelsüß
1/3 TL Chilipulver 
1/3 TL Zwiebelpulver
1/3 TL Knoblauch gemahlen
1 Messerspitze geriebene Muskatnuss
1 Messerspitze Kardamompulver
1 Messerspitze gemahlene Nelken
1 TL Koriandersamen


Lesenswert:
Nimmersatt-Blog: Die große Köttbullar-Verwirrung
Süddeutsche Zeitung: Der Aufstieg des Fleischbällchens
Welt: Wer hat eigentlich Köttbullar erfunden?

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Ein Kommentar

  1. Ole Ole

    Das mit Karlsson hab ich total vergessen. Wie toll. Danke für diesen tollen Text! Große Grüße
    Ole

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