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Top-Restaurants in Hamburg: Ein Hamburger Foodie verrät seine Lieblingslokale

In Hamburg gibt es rund 4.500 Restaurants. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Journalist Peter Jebsen in allen gegessen hat, ist groß: In seinem nächsten Leben will er Gastro-Kritiker werden. Bis dahin genießt er Hamburgs Speiselokale als ambitionierter Amateur. Pro Woche ist der erklärte Foodie außerhalb von Corona-Zeiten so gut wie werktäglich in den vielen Lokalen der Hansestadt anzutreffen. Ein Gespräch über die Liebe zum Essen und Top-Restaurants in Hamburg.


Top-Restaurants in Hamburg: Ein Hamburger Foodie verrät seine Lieblingslokale ♥ Lesezeit: 8 Minuten


Wenn man fies wäre, könnte man sagen: Die norddeutsche Küche zeichnet sich nicht durch Raffinesse aus. Oder doch?

Fies würde ich das nicht nennen, denn bodenständige regionale Küche muss meiner Meinung nach nicht notwendigerweise raffiniert sein. Es kommt primär auf die Qualität der Zutaten und ihre Zubereitung an. Für mich sind vor allem in der kalten Jahreszeit (also die Hälfte des Jahres) die Zutaten das Problem: Nur weniges von dem, das hier wächst, gehört zu meinen Lieblingsingredienzen.

Wenn man auf Reisen ist, heißt es immer: Iss lokale Spezialitäten. Wo bekommt man in Hamburg denn die beste norddeutsche Küche?

Ich bin als Niedersachse gebürtig „Nordisch by Nature“, wurde aber als Genießer erst ab 20 in den USA und dann u. a. auf Jamaika, in London, Italien und Spanien sozialisiert. Norddeutsche Küche gehört nicht zu meinen Favoriten, da ich würzige Speisen bevorzuge. Mein norddeutsches Lieblingsrestaurant liegt in meiner direkten Nachbarschaft an der Außenalster: die „Speisewirtschaft Opitz“. Selbst ich senke dort das Durchschnittsalter der Gäste um gefühlte Jahrzehnte, aber die von der charmanten Wirtin servierte „Hamburger Küche ohne Gedöns (= ohne Getue)“ ist immer großartig.

Top-Restaurants in Hamburg
Matjesfilets mit Speckbohnen und Bratkartoffeln in der „Speisewirtschaft Opitz
Foto: Peter Jebsen

Ich liebe auch die „Bodega Nagel“ direkt am Kirchenallee-Ausgang des Hauptbahnhofs, die „Hamburger Deel“ nahe dem Rathaus sowie das in vielen Bewertungsportalen berechtigterweise top-bewertete „Sagner’s“ in St. Georg. Die besten Fischbrötchen Hamburgs findet man angeblich in der Bude „Brücke 10“ an den Landungsbrücken, besonders gutes Labskaus im „Old Commercial Room“ am Michel. Beide Speisen habe ich dort in 25 Jahren Hamburg mangels Interesse noch nicht genossen. Als Nicht-Eingeborenen nennt man mich in Hamburg „Quiddje“. Daher weiß ich nicht, ob zum Beispiel der Karo-Viertel Kultladen „Erika’s Eck“ (nur echt mit dem Deppen-Apostroph) authentische Hamburger Küche kredenzt. Außerhalb von Corona freuen sich Kiezbummler, TaxifahrerInnen und Co. dort so gut wie rund um die Uhr über Schnitzel und Currywurst. Bis zu Erikas Weihnachtsferien ab 19. Dezember 2020 bietet sie Abhol- und Lieferservice an.

Top-Restaurants in Hamburg
Grünkohl mit Kohlwurst, Schweinebacke, Kassler und Röstkartoffeln in der „Hamburger Deel“ (die Corona-„To Go“-Version)
Foto: Peter Jebsen

Ganz ehrlich: Muss man Labskaus probiert haben? Und wenn nicht: Was wäre ein adäquater Ersatz, um sagen zu können: Ich habe lokale Spezialitäten in Hamburg gegessen?

Ersteres muss man nicht, aber man kann. Besser schmecken mir Hamburger Pannfisch mit Senfsauce und Bratkartoffeln sowie Finkenwerder Maischolle. Ich habe mir durch einen negativen Kommentar über Labskaus übrigens mal einen Stalker eingefangen. In der Bewertung eines Hamburger Aal-Restaurants mutmaßte ich über den Mischmasch: „Er soll mal als Recyclingmöglichkeit für Küchenabfälle entwickelt worden sein“ (an Bord von Frachtschiffen). Der damalige Chef-Kellner des Restaurants führte sich dermaßen in seiner Ehre verletzt, dass er so viel verbalen Dreck in meine Richtung schleudern wollte, wie es ihm bis zu seinem Rausschmiss aus dem betreffenden Bewertungsportal möglich war.

Wenn du die Hamburger Gastroszene in einem Satz beschreiben müsstest, würdest du sagen?

Mangels Zielgruppe weniger kosmopolitisch als Berlin, dafür aber bodenständiger und weniger modeabhängig.

Woher kommt deine große Liebe zum Essen und die Lust, die Top-Restaurants in Hamburg zu finden?

Reiner später Hedonismus. Ich habe keine Speisen aus meiner Kindheit und Jugend, die ich als „Comfort Food“ bezeichnen würde. Das kam alles später – zum Beispiel in den 80er-Jahren beim New Orleans Jazz & Heritage Festival, bei dem ich neben großartiger Musik auch für $ 3 bis $ 5 feinste lokale Cajun- und Creole-Spezialitäten kennen lernte, die heute für viel mehr Geld als hippes Street Food vermarktet würden. In der Gastroszene auf dem Laufenden zu bleiben, macht mir Spaß – für mich gibt es keinen Grund, schlecht zu essen.

Gibt es Stadtteile in Hamburg, die eine besonders hohe Restaurantdichte haben?

In Bahnhofsnähe und in St. Pauli, sowie in allen Stadtteilen mit gutsituierten Einwohnern – also so gut wie überall in der Kernstadt. In der Praxis spielt das aus meiner Sicht aber keine Rolle. Du willst ja in einem guten Restaurant essen! Eine der ersten Lektionen, die ich vor ca. 25 Jahren nach meinem Umzug von Köln nach Hamburg lernte: Spontan gut zu essen, ist ein Problem. Sicherheitshalber immer reservieren! 


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Dein Lieblings-Kiez in Sachen Kulinarik?

Das kann ich nicht beantworten, da „Lieblings-Kiez“ Restaurant-Hopping beinhaltet. Das ist – anders als etwa in Barcelona (leider die einzige spanische Stadt, die ich näher kenne und in der ich das Prinzip „eine Tapa / ein Getränk pro Laden“ schätzen lernte) – in Hamburg aus den oben genannten Gründen nicht möglich.

Wie beurteilst du das Preis-Leistungsverhältnis in den Top-Restaurants in Hamburg?

Ich sach mal so: Das muss jede(r) selbst wissen. In Berlin gibt es kosmopolitischere Küche zu günstigeren Preisen. Aber in all meinen Hamburger Lieblingsrestaurants empfinde ich das Preis-Leistungs-Verhältnis als hundertprozentig angemessen.

Ein Lokal mit unschlagbar günstigen Preisen?

Das „China Feng“ in Rathausnähe: Auf der chinesischen Spezialkarte, nach der man als Langnase gezielt fragen muss, befinden sich Gerichte ab ca. 4 Euro, von denen mir mittags zwei reichen. Auch das reguläre Mittagsmenü ist gut und günstig. Den größten Spaß macht es, am runden Tisch alle Speisen miteinander zu teilen. Ich habe dort mehrmals für eine Siebener-Runde ein Menü mit sieben Gerichten zusammengestellt, für das wir pro Person weit unter 10 Euro zahlten.

Mittagsmenü am runden Tisch im „China Feng
Foto: Peter Jebsen

Eines jener Top-Restaurants in Hamburg, wo es sich definitiv lohnt, mehr auf den Tisch zu legen?

Da kann ich in Hamburg mangels anderweitiger eigener Erfahrung nur das „Nil“ empfehlen. Eine mittlerweile 31 Jahre alte Institution, zu deren Google-Beschreibung („Saisonale Gourmet-Küche mit mediterranen Akzenten auf drei stilvollen Etagen mit Kronleuchtern und Terrasse“) ich nur noch Folgendes hinzufügen möchte: Das „Nil“ hat Persönlichkeit. Die ist geprägt von den Inhabern Elisabeth Füngers und Steffen Hellmann, bei denen man nach so langer Zeit immer noch die Passion spürt. Eine ihrer größten Fähigkeiten liegt für mich im „Casten“ eines Top-Teams aus sympathischen Individuen, die ohne Servilität besten Service bieten. Weitere Top-Restaurants in Hamburg, über die ich nur Gutes gehört habe, sind unter anderem das „bianc“, das „hæbel“, „The Table Kevin Fehling“ und das „100/200“. Letzteres liefert in Corona-Zeiten für 90 Euro pro Person eine „Grund-Kiste“ mit mehreren vorbereiteten Gerichten aus der Sterneküche aus.

Du bist fast jeden Tag zu Mittag unterwegs. Was sind deine Favoriten in Sachen Mittagstisch in Hamburg?

Das kann ich nicht beantworten, da ich mich von meiner jeweiligen Stimmung treiben lasse. Mal will ich eine Eitrige (aka Käsekrainer) für 3,50 Euro, mal will ich ein italienisches Überraschungsmenü für ca. 25 Euro (inkl. Wein, Wasser und Kaffee).

Top-Restaurants in Hamburg
Gin Basil Smash im „Le Lion – Bar de Paris
Foto: Peter Jebsen

Der beste Cocktail in Hamburg?

Wieder rein persönlich: Der von Jörg Meyer kreierte Gin Basil Smash im „Le Lion – Bar de Paris“ ist für mich der beste Cocktail in Hamburg. Als alltagstaugliche Remmidemmi-Happy-Hour mit toller Cocktail-Qualität gibt es für mich aber nichts Besseres als das „Meyer Lansky’s“ am Gänsemarkt. 

Der beste Asiate in Hamburg?

Das kann ich derzeit nicht beantworten, da mein Lieblings-Chinese im März seine Tore schloss. Die asiatische Küche finde ich zu vielschichtig, um einen einzelnen Favoriten zu nennen. Ich frage mal scherzhaft zurück: Was würdest du einem Asiaten antworten, der dich nach dem besten Europäer in Wien fragt?

Der beste Italiener in Hamburg?

„Cristina’s“ (siehe oben). Richtig gut ist laut Genießerfreunden auch das „Il Buco“ in St. Georg, ich bin durch meine vielen Nachbarschaftsitaliener aber schon ausgelastet.

Top-Restaurants in Hamburg
Mittagsmenü im „Cristina’s“
Foto: Peter Jebsen

Der beste Grieche in Hamburg?

Ist eine Griechin: Meine Freundin Kalli, für deren tolles Restaurant „Kalliopea“ ich gern nach Barmbek radle. Ich schloss sie direkt beim Erstbesuch in mein Herz. Als ich hinterher ihr Essen überschwänglich lobte und anfügte, dass mir lediglich die Zitronensauce zu den gefüllten Weinblättern nicht zitronig genug gewesen sei, antwortete sie: „Das geht mir genauso! Aber wenn ich die Sauce so mache, wie ich sie mag, beschweren sich die deutschen Gäste. Sag beim nächsten Mal Bescheid, wir machen alles frisch.“

Der beste Spanier in Hamburg?

Das „Picasso“ in Rathausnähe, das auch samstags eine günstigere Mittagskarte hat. Das Restaurant ist 35 Jahre alt; ich finde es bemerkenswert, wenn die Qualität so lange konstant bleibt. Chef Don Victor Méndez Gandón hat in Spanien schon zwei Mal einen Paella-Wettbewerb gewonnen. Hier muss man auch mittags reservieren, da der Laden immer gut gefüllt ist.

Top-Restaurants in Hamburg
Paella im „Picasso
Foto: Peter Jebsen

Das außergewöhnlichste Restaurant in Hamburg?

Vielleicht die „Williamine“, nach eigenen Angaben das „wohl kleinste Gourmet-Restaurant in Hamburg“. Es hat nur sechs Tische; Gastgeber ist der Ex-Schauspieler Arthur Richelmann, der aus seiner Passion Kochen eine Profession machte. Er schaffte es, dass mir sogar Rote Bete schmeckten (in Suppenform). Bei meinem Besuch waren ein Bekannter, den ich dort zufällig traf, und ich die letzten Gäste. Nach dem Schlemmen erzählte uns Arthur noch eine Stunde lang Schwänke aus seinem bewegten Leben.

Das am meisten unterschätzte Restaurant in Hamburg?

Wer es kennt, schätzt es: das „Badshah“, das sich in Hauptbahnhofsnähe inmitten von Gammel-Kaschemmen in St. Georg befindet. Es hat eine eher rumpelige Imbiss-Atmosphäre, bietet aber tolles und günstiges indisches Essen. In der gleichen Straße liegt auch das unscheinbare Kellerrestaurant „Mei Moon“, das unter anderem mit guten Dim Sums und ausgefalleneren chinesischen Gerichten lockt, die man nicht überall findet. Am besten mit chinesischen Freund/-innen hingehen, denn an der Wand sind Zettel mit Spezialgerichten ausgehängt, von denen einige nicht mal von Google Translate erkannt werden. Leider ist der Laden bis Ende Februar 2021 wegen Umbaus geschlossen.

Zum Abschluss: Wie sieht der perfekte kulinarische Tag für dich aus? In welchen Top-Restaurants in Hamburg findet man dich zu welcher Tageszeit?

Für einen perfekten Tag reicht mir ein Mittagsmenü im erwähnten „Cristina’s“. Es gab schon Tage, an denen ich mich dort um 13 Uhr mit Freunden traf und bis weit nach 15 Uhr vom kochenden Chef Franco Sinisa mit rund zehn Gängen verwöhnt wurde. Abends reicht es dann nur noch für Cocktails.


Zur Person

Top-Restaurants in Hamburg
Foto: Nicole Krauß

Peter Jebsen ist Chefredakteur eines Wirtschaftsmagazin (Business, nicht Gastro), Blogger auf Sozialgeschnatter, Foodie, Musikliebhaber (speziell P.Funk: George Clinton / Parliament / Funkadelic) und Filmfan (inklusive Bollywood sowie anderes indisches und pakistanisches Kino).

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