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Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten

56 Inseln liegen im türkisblauen Wasser der Ägäis. Weil man in der Antike dachte, die Inselgruppe sähe aus, als hätte jemand kleine Kleckse in einem Kreis um die heilige Insel Delos in den Ozean gemalt, erhielten sie ihren Namen: Kykladen. Im Urlaub auf Naxos, der größten Insel der Kykladen, reist man dorthin, wo die hellenischen Götter einst ihre größten Abenteuer erlebten.


Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten ♥ Lesezeit: 6 Minuten


„Taxi?“ Auf der Kaipromenade herrscht buntes Treiben, als die große Fähre gemächlich anlegt, die von Mykonos kommt. Sie scheint hunderte Passagiere auszuspucken. Menschen wuseln über den steinernen Boden am Kai, ziehen ihre Koffer mit einem Rattern hinter sich her, zwischendrin bieten Fahrer ihre Dienste an: „Taxi?“- „Taxi?“ – „Welcome to Naxos!“ Kommt man mit der Fähre an der Kaipromenade im Urlaub auf Naxos an, ist man sofort mittendrin im Inselleben der Kykladeninsel. Die malerische Altstadt schmiegt sich vom Hafen in sanften Linien an einen Hügel. Weiß gekalkte Häuser mit leuchtendblau gestrichenen Fenstern, Türen und Balkonen prägen das Bild mit der für hier so typischen Kykladen-Architektur und man direkt hat das Gefühl, in einem Bilderbuch für einen Traumurlaub angekommen zu sein.

Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten
Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten

Natürlich könnte man jetzt auf einen der „Taxi?“-Rufe reagieren, aber Naxos-Stadt ist klein und kompakt. Wer nicht gerade zwei Koffer à 20 Kilo bei sich hat, kann ohne Probleme zu Fuß zu seinem Hotel gehen. Zwar geht es direkt nach der Promenade treppauf und treppab, aber so taucht man direkt und unverstellt ein in den Charme der Insel-Hauptstadt mit ihrem putzigen Gassenlabyrinth. Man geht durch enge, sich schlängelnde Gässchen, biegt ständig um die Ecke, geht nach oben, wieder nach unten – und steht womöglich genau da, wo man eigentlich abgebogen ist. Keine Frage, die Altstadt ist wie ein kleiner Irrgarten, allerdings ein Irrgarten, in dem man sich liebend gerne verläuft.

Mitten drin verbergen sich Tavernen, Cafés und Geschäfte – bis nach oben zur venezianischen Burg, kurz Kastro genannt. Kommt man über tunnelartige Wege und verwinkelte Treppenläufe oben an, liegt einem das farbenfrohe Panorama von Naxos zu Füßen. Wer hier, in der Chora, wie die Altstadt genannt wird, eine Adresse sucht, kann das lange machen – denn es gibt so gut wie keine. Man orientiert sich nicht mit Straßennamen oder Hausnummern, man bleibt stets ein bisschen vage. „In der Altstadt“, sagt man, „unter dem Kastro“ oder „an der Promenade“. Und obwohl das alles andere als konkret ist, findet man immer ans Ziel – auch wenn man sich garantiert einmal am Tag verläuft. Dann geht man einfach in eines der vielen Cafés, kostet regionale Spezialitäten oder trinkt einen Café Frappé und lässt sich treiben. Zum Beispiel in die „Bar 520“ (unter dem Kastro), die ein bisschen fancy, aber entspannt ist und eine Terrasse mit Blick auf den Hafen hat, oder ins „Kitron Cafe“ (an der Promenade), wo man in der Sonne sitzen und die Leute beobachten kann – umgeben von Einheimischen, die auch hierherkommen, um zu plaudern, zu essen und sich treiben zu lassen.

Urlaub auf Naxos: Das Inselmeer der Griechen

Das Leben auf einer griechischen Insel scheint langsamer zu vergehen. Das Festland ist weit entfernt, genauso der Rest der Welt. Man lebt in seinem eigenen, kleinen Mikrokosmos. Um das Inselmeer der Griechen zu verstehen, muss man sich das Gesamtwerk genauer anschauen: Ein Fünftel der griechischen Bodenfläche besteht aus Inseln. Sieht man sich das in exakten Zahlen an, kommt man ins Staunen: Griechenland hat 3.054 Inseln, 167 davon sind ständig oder zumindest zeitweise bewohnt – und 56 liegen im türkisblauen Wasser der Ägäis. Im Norden und Westen vom griechischen Festland begrenzt, im Osten von der Türkei, im Süden von Kreta. Und weil man in der Antike dachte, die Inselgruppe sähe aus, als hätte jemand kleine Kleckse in einem Kreis (griechisch: Kyklos) rund um die heilige Insel Delos in den Ozean gemalt, erhielten sie ihren Namen: Kykladen.

Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten
Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten

Heute werden von allen griechischen Inseln vor allem die Kykladeninseln gehypt. Es vergeht kein Tag, an dem nicht unzählige Influencer ihre Fotos von Santorin oder Mykonos auf Instagram posten. Dabei hat die Inselgruppe viel mehr zu bieten, allen voran die größte Kykladeninsel Naxos. Wobei das mit der Größe hier auch relativ ist, denn es leben gerade mal 18.000 Einwohner auf einer Fläche von 428 Quadratkilometern (zum Vergleich: Wien hat eine Fläche von 414,6 Quadratkilometern, hier leben allerdings 1,75 Millionen Menschen).

Urlaub auf Naxos: Die „göttliche“ Insel

Dass Naxos als Mittelpunkt der Kleinen Kykladen ein besonderer Zauber umgibt, wussten nicht nur die alten Griechen, sondern auch die hellenischen Götter. Apollon, Dionysos, Ariadne, Demeter, Artemis: All die großen Namen der Götter- und Heldensagen der griechischen Mythologie kommen einem hier nicht nur in den Sinn, man trifft auch auf die schönsten Abenteuer, die die Götter einst genau hier erlebten. Der wichtigste Name von allen begegnet einem auf Naxos am häufigsten: Der Göttervaters Zeus soll laut Mythos auf Naxos seine Kindheit verbracht und auch später als Herrscher des Olymps innige Liebeserklärungen an seine „göttliche Insel“ gerichtet haben. Da wundert es nicht, dass der höchste Berg der Insel nach Zeus benannt ist – und man auf 1.005 Meter Höhe die schönste Aussicht über die Insel hat.

Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten
Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten
Urlaub auf Naxos: Wo die Götter einst Geschichten erzählten

Ein anderer Gott ist dafür verantwortlich für das Wahrzeichen der Insel: Im Wasser vor der Altstadt, verbunden durch einen Damm, thront auf der kleinen Halbinsel Palatia die berühmte Portara: ein sechs Meter hohes antikes Tor, umgeben vom Rest eines Tempels aus dem 6. Jahrhundert vor Christus, den die Naxioten höchstwahrscheinlich Apollon widmeten, dem Gott der Künste und der Ordnung. Die berühmteste Geschichte der Insel dreht sich jedoch um Ariadne und Theseus, die man aus der Richard-Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ kennt. Held Theseus hat Ärger auf Kreta, die schöne Göttertochter Ariadne hilft ihm, zu fliehen. Die beiden wollen nach Athen, landen aber auf Naxos und lassen sich nieder. Doch die Liebe ist nicht groß genug: Theseus verlässt Ariadne – und die ist so verletzt, dass sie sich aus Kummer ins Meer stürzen will. Doch dann taucht Dionysos auf, der Gott des Weines. Er hält sie vom Selbstmord ab, verliebt sich – und nimmt sie zur Frau.

Urlaub auf Naxos: Das Hinterland der Insel

Es sind aber nicht nur die Geschichten der Götter und von Naxos-Stadt, denen man im Urlaub auf Naxos lauschen sollte. Um die richtig authentische Naxos-Erfahrung zu machen, sollte man sich ein Auto nehmen und ins Landesinnere cruisen. Da gibt es malerische kleine Dörfer, großartige Restaurants und an der Küste natürlich viele Strände, wo man schwimmen und surfen kann. Einer der schönsten und mit vier Kilometern auch einer der längsten Strände der Insel ist übrigens Plaka zwischen Agia Anna und Orkus.

Von der Altstadt in Naxos dauert es gerade mal eine halbe Stunde, bis man die Tragea-Ebene erreicht, von den Einheimischen „Livadia“ – „Wiesenland“ – genannt. Hier entdeckt man die ursprüngliche Insel. Soweit das Auge reicht sieht man hügelige Wiesen, idyllische Weinterrassen, weite Olivenhaine und mittendrin kleine Dörfer, in denen die Zeit ein bisschen langsamer zu vergehen scheint. Orte wie Sangri, Filoti, Chalki und Apiranthos erscheinen einem vielleicht winzig, bergen aber viele Schätze. In Chalki zum Beispiel wird das „Nationalgetränk“ der Insel hergestellt.

Der „Kitron aus Naxos“ ist ein Likör, der nach einem Familienrezept aus den Blättern des Zedratbaums destilliert wird; er hat zwar (auch) eine zitronige Note, die Blätter sorgen aber für den dominanten, bitteren Geschmack. Von Chalki aus kann man auch tolle Wanderungen unternehmen, vorbei an klitzekleinen Kirchen (es gibt rund 140 byzantinische Kirchen auf Naxos!) und verlassenen Häusern, zwischen Dornenbüschen und Rosenhecken, und weiter ins nächste Dorf, auf einen Café Frappé, oder vielleicht doch ein Glas Wein? Die Naxioten nehmen Dionysos durchaus ernst und das, was er war und heute noch vielerortes ist: der Gott des Weines.

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Kykladeninsel Naxos: Urlaub machen, wo Götter einst Geschichten erzählten Kykladeninsel Naxos: Urlaub machen, wo Götter einst Geschichten erzählten

Ein Kommentar

  1. Annemarie & Björn von GreekIslandHopping.de Annemarie & Björn von GreekIslandHopping.de

    Liebe Jasmin,

    wir haben deinen Artikel mit Genuss gelesen.

    Du hast auf wunderbare Weise beschrieben, wie Naxos ist. Welchen Vibe die Insel hat. Genauso wie du haben wir es auch empfunden. Die trubelige Ankunft mit der Fähre. Der direkte Kontakt mit Chora. Die verschlungenen Gassen, in denen man sich verläuft (uns ist das auch so oft passiert).

    Und dann die Dörfer im Landesinneren. Wunderschön. Wir waren besonders fasziniert von Aperathos. Aber auch von Chalki, Filoti und Melanes. Ein Traum. Hätte unsere Vermieterin uns diese Dörfer nicht ans Herz gelegt, hätten wir sie wahrscheinlich nie gesehen.

    Unser Lieblingsstrand auf Naxos ist übrigens der Hawaii Beach – ganz nah bei der Hotelruine Alyko. Falls du mal die Möglichkeit hast dort vorbeizukommen, nutze sie unbedingt 🙂

    Vielleicht sehen wir uns ja auf Instagram? Wir folgen dir jetzt auf jeden Fall und sind gespannt, welche Reportagen du noch über die griechischen Inseln verfassen wirst.

    Ganz liebe Grüße
    Annemarie, Björn und Hundedame Jaune

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