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Geschichten & Highlights in Riga: Wo Balten sich entfalten

Katzen, Kitsch und Kräuterschnaps: Die baltische Metropole Riga lockt mit putzigen Geschichten, einem prächtigen Stadtbild und einem Szenecharakter, der geprägt ist von einer neuen Freiheit. Denn die Hauptstadt Lettlands kann sich nach jahrzehntelanger Fremdherrschaft frei entfalten und endlich so sein, wie sie will - ohne die Geschichte(n) der Vergangenheit zu vergessen.


Geschichten & Highlights in Riga: Wo Balten sich entfalten ♥ Lesezeit: 5 Minuten


Manchmal kann man in lauen Nächten zwischen den dicken Mauern des Schwedentors in Riga ein Wispern hören: „Ich liebe ihn dennoch!“ Hier, wo im Jahr 1698 die Schweden an der Macht waren, spielt eine der vielen Geschichten der Stadt: Damals war es lettischen Frauen untersagt, sich auf ein Verhältnis mit einem schwedischen Mann einzulassen. Ein Mädchen verliebte sich trotzdem – und sie traf ihren Liebsten immer an der Stadtmauer beim Schwedentor. Als die Sache rauskam, war ihr Vater so wütend, dass er sie neben dem Tor einmauerte. Angeblich sieht man heute noch vage ihre Umrisse – und kann sie in manchen Nächten hören. Zumindest jene, die füreinander bestimmt sind; denn nur die, die wirklich lieben, so heißt es, können das Flüstern des Geistermädchens hören. 

Riga: Mahnmal mit Humor

Riga steckt voller romantischer, drolliger und nachdenklicher Geschichten, viele davon versehen mit Galgenhumor. Denn es waren nicht nur die Schweden, die Riga die Freiheit nahmen, auch Polen, Deutsche und Russen waren an der Macht – Letztere sogar bis 1991: Lettland war fast sieben Jahrzehnte lang eine sozialistische Sowjetrepublik und ist erst seit 30 Jahren ein eigener Staat. Doch so jung die Geschichte als unabhängiger Staat ist, so humorvoll geht man damit um, etwa mit dem Kunstwerk der Bremer Stadtmusikanten: Esel, Hund, Katze und Hahn stehen wie im Märchen übereinander, allerdings schauen sie nicht auf den Tisch der Räuber, sondern durch den Spalt des Eisernen Vorhangs, der im Kalten Krieg Ost und West teilte. Ein Mahnmal? Ja – aber ein Mahnmal mit Humor. 

Riga: Von Katzen und Kaufmännern

Ähnlich schräg ist die Geschichte des Katzenhauses, eines Jugendstilgebäudes, auf dessen Dach zwei schwarze Katzen sitzen. Weil ein lettischer Kaufmann nicht in die Große Gilde aufgenommen wurde, ließ er sie montieren – und richtete ihre Hintern zum Gebäude der Großen Gilde aus. Selbst vor über 100 Jahren war die Botschaft eindeutig. Heute zeigen die Popos in die richtige Richtung, allerdings gibt’s zwei Versionen über den Ausgang der Geschichte: Die einen sagen, der Kaufmann wurde letztendlich doch aufgenommen und hätte eingelenkt, anderen meinen, der Streit hätte sich mit Beginn des Ersten Weltkriegs erledigt. Was bleibt, ist ein lustiger Schwank – und eines von vielen Häusern, die nicht nur mit Worten, sondern auch mit üppiger Architektur Geschichten erzählen. 

Eine Stadt geprägt vom Jugendstil

Riga gilt als Metropole des Jugendstils, rund 800 Häuser und deren Fassaden begeistern mit wilden Löwen und Drachen genauso wie mit barbusigen Frauen und bärtigen Männern. Bei einem Spaziergang durch die Alberta iela sieht man die meisten – und kann gleichzeitig staunen und shoppen: zuerst im „Jugendstila muzejs“, danach bei „Art Nouveau Riga“, wo es so lustige Sachen wie Pflaster mit Jugendstil-Deko gibt. Doch nicht alles, wo Jugendstil draufsteht, ist Geschichte drin. Das Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz stammt zwar aus dem 14. Jahrhundert, ist aber gerade mal knapp über 20 Jahre alt: Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört – und erst 2001 originalgetreu rekonstruiert. Das Herz der Altstadt ist der Livu laukums – der Livenplatz. Die Blumenbeete vor den bunten Häusern sind in Wellen gepflanzt, weil im 16. Jahrhundert genau hier ein Fluss durch die Stadt führte. Weil der Platz stark touristisch ist, zahlt man in Cafés und Restaurants allerdings doppelt so viel wie sonst.

Shoppen in Downtown

Moderner geht es im Viertel Bergs Bazaar zu. Gelegen in einer historischen Fußgängerpassage haben hier kleine Boutiquen, hippe Cafés und lässige Events das Sagen. Jeden Samstag findet ein Slow-Food- Bauernmarkt statt. Je weiter man dann die in Pastellfarben sanierte Altstadt verlässt, desto grauer wirken viele Straßen. Doch gerade Downtown findet man die besten Shops, zum Beispiel in der Krisjana Barona iela: Die „Galerija Istaba“ ist Galerie, Shop und Restaurant in einem und im „Rama“ genießt man im fleischverrückten Lettland vegetarische Küche und kann nachhaltige Produkte shoppen, vom Putzmittel über Biogemüse bis hin zu Naturkosmetik.

Riga: Schokolade mit Kümmel

Eine andere Ecke, die im Kommen ist, liegt am Nordrand der Innenstadt: In der Miera iela siedeln sich zwischen alten Industriebauten und verlassenen Fabriken immer mehr ausgefallene Cafés und Shops an. Wer hier plötzlich den Duft von Schokolade in der Nase hat, ist nicht verrückt, sondern sollte stadtauswärts spazieren, immer dem Geruch nach: Hier ist die Fabrik des Schokoladen- und Süßwarenherstellers „Laima“, der der größte Produzent im Baltikum ist. Die Spezialität? Zum Beispiel weiße Schokolade mit Kümmel. Wer wissen will, wie man ausgerechnet auf diese Kombination kommt, erfährt im Schokolademuseum mehr. Denn das ist wieder eine andere Geschichte – eine von vielen weiteren in Riga … 

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