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Felsenkirchen von Lalibela: In den Fels gemeißelte Faszination

Weil der Pilgerweg ins heilige Jerusalem so weit war, ließ König Lalibela um das Jahr 1250 in Äthiopien ein zweites Jerusalem für sein christliches Volk bauen. Heute gehören die elf Felsenkirchen von Lalibela zu den größten von Menschen aus Stein gehauenen Strukturen der Welt. Man muss mit Religion nichts am Hut haben, um die Faszination der Felsenkirchen zu fühlen.


Felsenkirchen von Lalibela: In den Fels gemeißelte Faszination ♥ Lesezeit: 8 Minuten


Nicht mal 9.000 Menschen leben in Lalibela, jährlich strömen aber rund 600.000 Touristen in die kleine Stadt in Nord-Zentral-Äthiopien. Gelegen auf 2.500 Meter Höhe ist Lalibela umgeben von einer hügeligen Landschaft in allen Schattierungen von erdigen Braun- und Grüntönen auf ausgedörrter Erde. Lalibela wirkt auf den ersten Blick wie eine von unzähligen Siedlungen im Hochland Äthiopiens, die über die Jahrhunderte zu einer kleinen Stadt wurde, hätte sich nicht ein großes Stück der Geschichte des Landes abgespielt, das als Wiege des Christentums in Afrika gilt. Äthiopier sind mehrheitlich orthodoxe Christen, Kirchen spielen eine große Rolle. Nach Armenien und Georgien ist Äthiopien eines der ältesten christlichen Länder der Welt. Noch vor Rom wurde der christliche Glaube in Äthiopien zur Staatsreligion. 

In der Mitte der 13. Jahrhunderts sorgte der Zagwe-König Lalibela dafür, dass Lalibela zur weltbekannten Pilgerstätte wurde. Weil der Pilgerweg ins heilige Jerusalem so weit war, ließ er ab dem Jahr 1250 Kirchen bauen. Sein Plan war es, ein Neu-Jerusalem zu errichten. Das Besondere daran: Die Gotteshäuser wurden aus dem umgebenden roten Vulkangestein herausgearbeitet – jede Kirche aus einem einzigen Stück Stein. Über 100.000 Kubikmeter rostroter Tuffstein wurden freigelegt und bearbeitet – angeblich in einem Zeitraum von 26 Jahren. Heute gehören die Felsenkirchen von Lalibela zu den größten von Menschen aus Stein gehauenen Strukturen der Welt, 1978 wurden sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Viele Experten sind jedoch der Meinung, dass die Felsenkirchen von Lalibela eines der Weltwunder sein müssten. Klar ist: Lalibela ist die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit des Landes und das Flair in der kleinen Stadt ganz besonders. Man muss mit Religion nichts am Hut haben, um vom äthiopischen Jerusalem fasziniert zu sein.

Das ist der Stimmung rund um die elf Felsenkirchen von Lalibela geschuldet. Der Ort ist klein, das Erlebnis groß – und trotz dem enormen Touristenaufkommen entdeckt man in Lalibela auch ein Stück authentisches Äthiopien. In Sichtweite der Georgskirche – für viele die schönste der elf Felsenkirchen von Lalibela – spielt sich jeden Samstag ein großartiges Schauspiel ab. Dann findet der Markt von Lalibela statt, der wie jeder große Markt in Äthiopien wie der Blick in ein buntes Kaleidoskop ist. Unzählige Marktstände reihen sich aneinander, viele nur aus Planen, meist liegen Waren auf dem staubigen Boden. Es ist laut, voll, chaotisch – und viele Besucher, die zum ersten Mal einen afrikanischen Markt besuchen, fühlen sich überfordert. Der Trubel ist es aber unbedingt wert!

Das Gegenstück ist der Sonntagsgottesdienst, wo genauso viele Menschen unterwegs sind, aber der Rhythmus ein anderer ist. Schon am frühen Morgen zeichnen sich weiße Pünktchen am Horizont ab, die sich entlang einer staubigen Straße in Zeitlupe zu bewegen scheinen. Hunderte äthiopisch-orthodoxe Christen pilgern jeden Sonntagmorgen in weißer Kleidung zur heiligen Messe, die um sechs Uhr früh beginnt. Ihr monotoner Gesang ist meilenweit zu hören. Bis zum Nachmittag es wird gebetet, gesungen und musiziert. Touristen können die Messe verfolgen und selber eintauchen in den magischen Rhythmus aus Gesängen und Gebeten.


Felsenkirchen von Lalibela: Die wichtigsten Fragen

Wie heißen die elf Felsenkirchen von Lalibela?

Die nördliche Gruppe:
Bet Medhane Alem
Bet Maryam
Bet Golgotha
Bet Denagel
Bet Maskal

Die westliche Gruppe:
Bet Giyorgis

Die östliche Gruppe:
Bet Amanuel
Bet Abba Libanos
Bet Gabriel-Rufael
Bet Merkorios
Bet Lehem

Was kostet der Eintritt?

Der Eintritt für die Felsenkirchen von Lalibela beträgt $50 US, das Ticket ist für 5 Tage gültig.

Wie sind die Öffnungszeiten?

Die Felsenkirchen von Lalibela sind von 6 Uhr bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am frühen Morgen ist am wenigsten los. 

Wann ist der beste Zeitpunkt, die Felsenkirchen von Lalibela zu besuchen?

Wer kann, besucht Lalibela am Wochenende. Dann erlebt man neben dem Besuch der Felsenkirchen auch den Markt am Samstag und die Gottesdienste am Sonntag. Generell gilt: Je früher am Morgen man zu den Kirchen kommt, umso weniger Touristen sind vor Ort.

Braucht man einen Reiseführer?

Man kann die Felsenkirchen von Lalibela auf eigene Faust erkunden oder sich von einem Guide führen lassen. Es gibt auch einige wenige deutschsprachige Reiseführer in Lalibela.

Wie viel Zeit braucht man, um alle Felsenkirchen von Lalibela zu besichtigen?

Pro Kirchengruppe sollte man etwa drei Stunden Zeit einplanen.

Darf man Fotos machen?

Ja. Wer allerdings in den Kirchen Priester fotografieren möchte, sollte Kleingeld griffbereit haben. Generell gilt: Immer erst fragen, bevor man Menschen fotografiert (und dann damit rechnen, dass ein paar Münzen dafür verlangt werden). Drohnen sind auf dem Gelände verboten.

Was muss man sonst beim Besuch beachten?

Bequeme Schuhe sind ein Muss. Alle elf Kirchen sind durch ein Netz aus Tunneln und engen Gängen verbunden, die Wege sind oft holprig. Vor dem Betreten der Kirchen muss man die Schuhe ausziehen und sollte Kleingeld parat haben: „Schuhwächter“ passen auf, dass man nicht barfuß nach Hause gehen muss.

Was sollte man mitnehmen?

Neben bequemen Schuhen sollte man eine Flasche Wasser einpacken. Wer keine Dunkelheit mag, sollte eine Stirnlampe dabeihaben. Zwischen Bet Maryam und Bet Golgotha geht man zum Beispiel durch einen 15 Meter langen, dunklen Tunnel.

Wie geht man mit bettelnden Kindern um?

Unterwegs stößt man immer wieder auf Trauben von bettelnden Kindern, die einen „Gimmi, Gimmi!“ und „Money, money!“ rufend verfolgen. Am besten reagiert man nicht darauf, denn Geld, das man hier verteilt, bleibt selten bei den Kindern. Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Erde. Wer helfen will, sollte sich über seriöse Spendenmöglichkeiten informieren, damit das Geld da ankommt, wo es am meisten benötigt wird.


Offenlegung

Ethiopian Airlines hat mich im Rahmen einer Pressereise eingeladen, nach Äthiopien zu reisen.

♥ Weiterreisen ♥

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