„Willkommen Erdlinge“: Wer ein Abenteuer zwischen Einsamkeit, Eigenbrötlern und endloser Weite sucht, ist in Nevada genau richtig. Der Wüstenstaat im Westen der USA ist berühmt für den „Extraterrestrial Highway“, den weltweit einzigen Alien-Highway. Auf der 158 Kilometer langen Route dreht sich alles um Aliens, die Area 51 und angebliche Sichtungen von Außerirdischen.
Nevadas Süden: Skurrile Stopps auf dem Alien-Highway in Nevada ♥ Lesezeit: 9 Minuten
In Nevada geht es stundenlang stur geradeaus. Der Highway mäandert sich wie ein dünnes Band zwischen Wüste und Bergen, bis der Asphalt am Horizont mit der terrakottafarbenen Landschaft zu verschwimmen scheint. Hinter weiten Ebenen aus trockenem, oft rötlich gefärbtem Sand und Gestein erheben sich dunkle Bergketten und schroffe Hügel. Dazwischen: nichts. Keine Menschen, keine Städte, keine Häuser. Nur dann und wann eine Kuh, die den vorbeifahrenden Autos fast schon verblüfft hinterher zu schauen scheint.

Die Wüstenlandschaft Nevadas besticht mit karger Schönheit, Weite und Einsamkeit. Der Staat im Westen der USA ist von der Mojave-Wüste geprägt und hält einen Rekord: Kein anderer Bundesstaat weist so viele Wüstenflächen auf. Nevada erstreckt sich über eine Nord-Süd-Ausdehnung von 770 Kilometern und eine Ost-West-Ausdehnung von 550 Kilometern. Ohne Zwischenstopps würde man mindestens sieben Stunden benötigen, um von Reno im Westen nach Las Vegas im Süden des Staates zu fahren.



Nevada: „Silver State“
Las Vegas als Glitzermetropole inmitten der Wüste mag zwar die bekannteste Seite Nevadas sein, ist aber nur eine von vielen Facetten des „Silver State“. Das Land mutet wild und rau an, stets mit ein wenig Wüstenstaub auf den Geschichten, die den Bundestaat ausmachen. Als Mitte des 19. Jahrhunderts große Silbervorkommen entdeckt wurden, strömten Goldgräber nach Nevada, um ihr Glück zu finden. Zahlreiche Silberminenstädte entstanden, Eisenbahnlinien wurden erbaut. Das Land wuchs. Der Reichtum aus dem Silberbergbau trug auch wesentlich dazu bei, dass Nevada während des Amerikanischen Bürgerkriegs im Jahr 1864 als Bundesstaat in die Union aufgenommen wurde.

Heute ist vieles davon Geschichte. Als im Laufe der Zeit die Quellen erschöpft waren, ließen die Bewohner alles zurück und zogen weiter. Übrig geblieben sind zahlreiche Geisterstädte aus der Blütezeit der Minenarbeit. Rund 600 davon findet man im Bundestaat. Zwar verlassen und verfallen, aber allesamt voller Anekdoten von einst. Wer ein Abenteuer zwischen Einsamkeit, Eigenbrötlern und endloser Weite sucht, ist deshalb in Nevada genau richtig. Mit einer Fläche von 286.000 Quadratkilometer ist Nevada der siebtgrößte Bundesstaat der USA. Das ist um einiges größer als beispielsweise Großbritannien, allerdings leben nur drei Millionen Menschen in Nevada, zwei Drittel davon im Großraum Las Vegas.

Einzigartig: Alien-Highway in Nevada
Die Highways in Nevada sind eine feste Konstante, manche auch berühmt. Die legendäre Route 50, die von West nach Ost durch den Bundesstaat führt, wurde vom „Life“-Magazin im Jahr 1986 als „einsamste Straße Amerikas“ betitelt. Angeblich, weil es nichts Interessantes auf der 600 Kilometer langen Strecke zu sehen gäbe. Heute ist die Route gut vermarktet und Ausgangspunkt für viele State Parks, Ghost Towns oder Bergbaugemeinden. Unterwegs gilt hier wie auch sonst überall in Nevada: Nichts ist so wie es scheint.

Das betrifft auch Nevadas bekanntesten Highway: den Highway 375. Die Straße führt zwischen Warm Springs und Crystal Springs über 158 Kilometer in die typische Einsamkeit Nevadas – und wurde weltberühmt, weil sie an dem militärischen Sperrgebiet der Nellis Range entlangführt und Hauptzubringer zur sagenumwobenen Militärbasis Area 51 ist. Zwischen Wüste und Bergen gibt es hier den weltweit einzigen Alien-Highway, der auch „Extraterrestrial Highway“, „ET Highway“ oder eben „Highway 375“ genannt wird.




Alien-Highway in Nevada: Rachel
Der einzige und ebenfalls berühmte Ort entlang des „Extraterrestrial Highways“ ist Rachel. Gerade mal 100 Menschen leben in dem winzigen Dorf, das lediglich aus einer Wohnwagensiedlung und dem legendären „The Little A‘Le‘Inn“, einer schräge Mischung aus Restaurant, Motel und Souvenirshop, besteht. Rundum liegt nur Wüstensand – und jede Menge Material für Ufo-Fans.

Seit den späten 1980er Jahren ist der Ort Pilgerziel für Verschwörungstheoretiker und Ufo-Anhänger, die daran glauben, dass hier außerirdische Lebensformen erforscht werden. Auf der Internetseite von Rachel heißt es, dass immer wieder seltsame Sichtungen am Himmel gemacht wurden, auch von Tourist:innen. Da wundert es auch nicht, dass Gäste mit skurrilen Alien-Figuren und „Willkommen Erdlinge“-Schildern begrüßt werden. Die Affinität zu Außerirdischen ist hier Alltag.




Alien-Highway in Nevada: Area 51
Was skurril wirkt, hat einen erstaunlich ernst gemeinten Hintergrund. Rachel ist das letzte bewohnte Dorf vor der sagenumwobenen Area 51, der geheimen Militärbasis der USA, deren Existenz noch bis in die 1990er Jahre geleugnet wurde. Die Siedlung liegt nur 21 Kilometer von der Grenze zum militärischen Sperrgebiet und etwa 43 Kilometer von der Area 51 selbst entfernt. Kaum jemand ahnt, was genau in der Area 51 passiert. Das lässt viel Raum für wilde Theorien.

Rachel wirkt skurril und sympathisch gleichermaßen. Auf den verwitterten Holzbänken vor dem „The Little A‘Le‘Inn“ sitzen ein paar Einheimische umgeben von Alien-Figuren, drinnen baumeln Ufos und andere Figuren aus fernen Galaxien. Treue Begleiter, die einen dabei beobachten, wie man beim einzigen kulinarischen Stopp auf dem „Extraterrestrial Highway“ einen Burger verspeist. Alien-T-Shirts, Alien-Tassen, Alien-Basecaps? Alles da, um sich an den legendären Roadtrip auf dem Alien-Highway zu erinnern.

Alien-Highway in Nevada: Alien Jerky & Alien Research Center
Etwa 30 Kilometer entfernt von Rachel liegt die „Black-Mail-Box“ – ein kurioser Briefkasten mitten in der Wüste. Rundum nur Sand und Staub, und dazu ein Mythos, der zahlreiche Ufo-Fans anlockt. Denn es heißt, dass hier geheime Botschaften von Agenten, Außerirdischen und dem Militär ausgetauscht worden sein sollen. Der Briefkasten ist wild mit bunten Aufklebern und gekritzelten Nachrichten verziert, in seinem Inneren verbergen sich oft „außerirdische“ Gaben von Ufo-Anhängern für ähnlich Gesinnte – von Botschaften bis hin zu Bierdosen.





Das Geschäft mit den Aliens boomt, auch wenn die Stopps auf dem „Extraterrestrial Highway“ eher rar gesät sind. Es gleibt dabei: In Nevada geht es stundenlang stur geradeaus. Unterwegs begegnet man lediglich vereinzelten Farmen und weidenden Rindern, die dann und wann in der Wüstenlandschaft neben der Straße auftauchen. Wer Außerirdische treffen will, geht trotzdem nicht leer aus. Auf dem Weg gibt es den ein oder anderen Souvenirshop, wo man selbst beim Einkaufen in fremden Galaxien zu landen scheint. Denn die Aliens sind überall.





Zum Beispiel bei „Alien Jerky“, einem schrägen Laden inmitten von Wüstensand, der für sein köstliches Beef Jerky in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen und zahlreiche Alien-Souvenirs berühmt ist. Die Mauern zieren Alien-Graffitis, vor dem Gebäude liegen Ufos im Staub. Ähnlich mutet das „Alien Research Center“ an, vor dem eine gigantische Alien-Figur thront. In dem gebogenen Gebäude mit silbernem Wellblechdach wird alles feilgeboten, was ein Ufo-Fan brauchen könnte: Alien-T-Shirts, Alien-Socken und sogar eine Area-51-Hot-Sauce.





Horror: Clown Motel Tonopah
Wer das Außergewöhnliche sucht, muss nicht lange suchen, auch wenn der Alien-Highway in Nevada bereits hinter einem liegt. Der Weg bis nach Tonopah ist nicht weit. Die kleine Bergstadt wirkt auf den ersten Blick unauffällig, doch auch in Tonopah gilt: Hier ist nichts, wie es scheint. Nach einem ersten Silberfund im Jahr 1901 wurde die Stadt gegründet. Die Geschichte von einst wird im „Tonopah Historic Mining Park“ erlebbar. Der Park umfasst Teile von vier der ursprünglichen Bergbauunternehmen und erstreckt sich über mehr als 40 Hektar.




Heute leben rund 2.100 Menschen in Tonopah – und mindestens 600 Clowns. Zumindest als Figuren. Denn die kleine Stadt hat mit seinem skurrilen Clown-Motel „America’s Scariest Motel“. Das „Clown Motel Tonopah“ gilt als Institution und entstand wegen Clarence David und seiner Clownsammlung. Als er starb, hinterließ er diese seinen Kindern, die sie für ihr neu eröffnetes Motel in Tonopah nutzten. Über die Jahre wechselten zwar immer wieder mal die Besitzer, doch die Clowns blieben. Auch die Legende, dass es hier spuken soll, hält sich hartnäckig. Das mag auch an dem „Old Tonopah Cemetery“ liegen, der sich direkt neben dem Motel befindet. Auf dem alten Friedhof von Tonopah wurden Menschen zwischen 1901 und 1911 begraben. Gruselig sind die Grabsteine, auf denen die jeweilige Todesart eingemeißelt wurde.





Geisterstunde: The Mizpah Hotel
Als Legende in Tonopah gilt das „The Mizpah Hotel“ – wegen seiner Geschichte und natürlich auch wegen seiner Gespenster. Das historische Hotel öffnete im Jahr 1907 seine Türen und war zu dieser Zeit eines der ersten Luxushotels in Nevada. Tonopah, damals erst ein paar Jahre alt, war eine boomende Bergbaustadt und weit über die Grenzen des Bundesstaates bekannt. Noch heute ist das Gebäude mit seinen fünf Etagen – ein Novum für die damalige Zeit – eine Legende.





Das Magazin „USA Today“ wählte das Hotel im Jahr 2018 auf den ersten Platz der „Best Haunted Hotels“. Der Geist des Hauses ist die „Lady in Red“. Sie soll einst im fünften Stock die Suite bewohnt haben und von einem Ex-Liebhaber ermordet worden sein. Heute besteht jene Suite aus den Räumen 502, 503 und 504. Es heißt, wer hier eincheckt, kann eine paranormale Nacht erleben. Da wundert es auch nicht, dass an der Rezeption ein Buch liegt, in dem Gäste ihre Begegnungen mit Geistern eingetragen sollen. Abends gibt es auch regelmäßig Geistertouren im Hotel.

Schräg: International Car Forest of the Last Church
Keine Frage: Hier gibt es viel Raum für Skurriles, nicht nur am Alien-Highway in Nevada. Am US-Highway 95 liegt mitten im Nirgendwo bei dem winzigen Ort Goldfield ein Skulpturenpark aus Schrottautos. Einst war Goldfield eine bekannte Goldgräber-Stadt. Als 1902 das erste Gold entdeckt wurde, wuchs der Ort rasant an und war mit 30.000 Einwohnern im Jahr 1906 die größte Stadt Nevadas. Zwischen 1903 und 1940 förderten die Minen in Goldfield Gold im Wert von 86 Millionen Dollar.





Heute leben nur noch etwa 200 Menschen in dem Ort, der berühmt für seinen „International Car Forest of the Last Church“ ist. Die skurrile Open-Air-Kunstgalerie stammt von den Künstlern Chad Sorg und Mark Rippie und besteht aus rund 40 Fahrzeugen, die frontal in den Boden gerammt und bunt besprüht wurden. Auch diese Geschichte endet skurril: Die beiden Künstler arbeiten nicht mehr zusammen, seitdem sie sich angeblich auf einer Party zerstritten haben. Heute kümmert sich eine gemeinnützige Gesellschaft bestehend aus fünf Leuten um das Kunstprojekt. Sie „pflanzen“ jedes Jahr ein bis zwei Fahrzeuge in den „Autowald“ in der Wüste Nevadas.




Kunstvoll: Goldwell Open Air Museum
Kunst in der Wüste ist keine Seltenheit in Nevada. So auch mitten im staubigen Sand im oberen Teil der Mojave-Wüste bei Rhyolite. Hier hat eine Gruppe belgischer Künstler unter der Federführung von Albert Szukalski einen einzigartigen Skukpturenpark geschaffen. Das „Goldwell Open Air Museum“ erstreckt sich auf einer Fläche von fast 3,2 Hektar und beeindruckt mit sieben kolossalen Skulpturen. Zwar keine Außerirdischen wie auf dem Alien-Highway in Nevada, dafür aber außergewöhnliche Kunst irgendwo im Nirgendwo in Nevadas Süden.

Mitten in der Wüste stehen unter anderem eine 7,5 Meter hohe Statue im Pixel-Look von Hugo Heyrman, eine Geister-Variante von Da Vincis „Letztem Abendmahl“ von Albert Szukalski, ein geisterhafter Fahrradfahrer, ein Goldsucher und andere Figuren. Jedes Werk wurde im Kontext der Landschaft gestaltet. Der Park ist täglich ganztägig für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum verfügt über ein Besucherzentrum mit regelmäßigen Ausstellungen und Veranstaltungen sowie einen kleinen Souvenirladen.





Ghost Town: Rhyolite
Nur wenige hundert Meter weiter liegt mit Rhyolite ein herausragendes Beispiel für eine der berühmten „Ghost Towns“ Nevadas. Wer durch das weitläufige Gelände vorbei an Ruinen und verfallenen Gebäuden schlendert, spürt wieder: Nichts ist so wie es scheint. Wo heute Stille herrscht, war einst pralles Leben: Rhyolite war eine jener Städte, die entstanden, als zahlreiche Goldgräber nach Nevada strömten, um hier ihr Glück zu finden. Der Ort war einst eine Goldgräbersiedlung und wurde im Jahr 1904 gegründet. Innerhalb kürzester Zeit wuchs die Einwohnerzahl auf 10.000 an. Somit war Rhyolite damals die drittgrößte Stadt Nevadas.




Die Geschichte von Rhyolite dauerte allerdings kürzer als vermutet. Wegen dem Nachlassen der Erträge in den Goldminen verließ bereits im Jahr 1919 der letzte Bewohner die Stadt. Heute ist Rhyolite eine der meist besuchten Geisterstädte des Wilden Westens. Zu sehen gibt es mehrere verfallene Gebäude – vom Bahnhof bis hin zur Bankfiliale. Ein Rekord hat sich gut gehalten: Das „Tom Kelly Bottle House“ besteht aus über 50.000 Bierflaschen und Lehm und ist das älteste und größte bekannte Flaschenhaus der USA.





Offenlegung
Nevada Travel hat mich eingeladen, nach Nevada zu reisen.

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