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Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen

ᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ Wo im Norden Oberösterreichs mächtige Burgen in den Himmel ragen, wurde über Jahrhunderte Geschichte geschrieben. Hoch oben, mit weitem Blick über die Täler, verteidigten einst Ritter Land und Leute. Heute ist es friedlich im Mühlviertel. Gekämpft wird nicht mehr, dafür aber gewandert: Der Burgen- und Schlösserweg führt durch die österreichisch-tschechische Grenzregion Mühlviertel und Südböhmen – über 215 Kilometer und vorbei an 19 Burgen, Schlössern und Ruinen.


Burgen- und Schlösserweg: Weitwanderweg im Mühlviertel und Südböhmen ♥ Lesezeit: 10 Minuten
Aufmacherfoto: Veranstaltungszentrum Weinberg – Schneider


Arkadenhof, Diamantgewölbe, Rittersaal: Die Säle, die sich hinter den Mauern der Greinburg verbergen, klingen vielversprechend. Hoch über der Donau thront die Burg, stolz auf ihre Lage und ihre Geschichte. Erbaut von 1488 bis 1493, ist die Greinburg das älteste Wohnschloss Österreichs und gehört zu den ersten derartigen Anlagen im ganzen deutschen Sprachraum. Steht man vor den dicken Mauern der Burg und lässt den Blick ins Tal schweifen, kann man erahnen, wie einst die Ritter hier dasselbe taten, um Feinde zu erspähen. Strategisch günstig gelegen, sieht man von der Greinburg weit über das Mühlviertel. Heute sucht man aber keine Angreifer, sondern vielmehr den Weg, dem man beim Burgen- und Schlösserweg folgen soll. Denn der Ort Grein und seine Burg sind der Startpunkt und nur das erste historische Gebäude, das auf dem Burgen- und Schlösserweg liegt.

Foto: Verband Mühlviertler Alm / Andreas Hunger

Das Mühlviertel in Oberösterreich ist bekannt für seine Burgen. Wie gewichtige Perlen liegen diese seit Jahrhunderten an den Nord-Süd-Handelswegen von einst. Die Nähe zu Südböhmen spielte damals wie heute eine große Rolle, das Grenzland war historisch stets wichtig. Über Jahrhunderte herrschten hier Herzöge und Ritter, kämpfen um Macht, Einfluss und Land. Das Verhältnis zwischen tschechischen und den deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen war in der Vergangenheit nicht immer einfach. Heute ist die Grenzregion Mühlviertel/Südböhmen enorm vielfältig und profitiert vom Zusammenspiel der Länder. Das war auch der Grundgedanke für den grenzüberschreitenden Burgen- und Schlösserweg.

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Stiftung Burg Kreuzen / Riepl
Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Stiftung Burg Kreuzen

Auf über 215 Kilometer markierten Pfaden lädt der Weitwanderweg dazu ein, die einstigen Zentren der adeligen Kultur des Mühlviertels und Südböhmens zu erkunden, von Grein im Mühlviertel bis nach Velešín in Südböhmen. Das Ziel sind 19 Burgen, Schlössern und Ruinen, die die Strecke völker- und länderverbindend zu einem großen Ganzen machen. „Eine erste Variante des Burgen- und Schlösserweges, welche nur Burgen und Schlösser des Mühlviertels einbezog, gab es bereits in den 1980er Jahren. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und im Rahmen eines Interreg-Projektes wurde der Weg grenzüberschreitend gestaltet, indem auch die Burgen von Hrady na Malší hinzukamen“, sagt Dr. Andreas Hunger, Projektmanager des Burgen- und Schlösserweges. Bei der Arbeit an dem grenzüberschreitenden Wanderweg wurden im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen überschritten. „Die Interreg-Projekte basieren auf einem grenzüberschreitenden Zugang. Insbesondere die Wegführung, die Produktion des Audioguides, des Wanderführers, der Beschilderung und der Wanderapps erfordern die Einbindung von Partnern beiderseits der Grenze.“

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen

Die große Gemeinsamkeit und stete Konstante? Die 19 Burgen, Schlössern und Ruinen, die die Strecke zusammenhalten und leiten. Seit der Hochblüte des Wehranlagenbaus entstanden im Mühlviertel viele Burgen. So sicherte man einst den Herrschaftsanspruch und schuf Stützpunkte für die Kolonisation. In Südböhmen wiederum wurden die Festungen in erster Linie zum Schutz der Handelswege errichtet. Was alle eint, ist ihre Geschichte und das Gefühl, unterwegs eine Zeitreise zu machen, wenn man die Burgen und Schlösser erst in der Ferne erspäht und dann besichtigt: völlig intakte, weiterhin bewohnte bzw. genutzte Bauten (wie z. B. Greinburg, Clam, Tannbach, Weinberg, Freistadt), gut restaurierte Burgruinen (Kreuzen, Reichenstein, Prandegg, Ruttenstein, Pořešín, Tichá) bis hin zu verkannten Gebäuden (z. B. Schloss Zellhof). 

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Ruttensteiner Erhaltungsverein / REV – Schneider
Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Verband Mühlviertler Alm / Andreas Hunger

Die Burgen und Schlösser leiten zwar den Weg, dazwischen ist aber die Natur der Hauptdarsteller: Man wandert durch dichte Wälder und romantische Täler, über sanfte Hügel und kleinere Berge, quert wilde Flüsse und streift urige Dörfer – vom Donautal bis in den böhmischen Raum. „Die Hauptorte der durchwanderten Gemeinden sind direkt in den Weg eingebunden. Gerade bei einem Weitwanderweg erscheint es wichtig, dass man regelmäßig eine gute Infrastruktur mit Gastronomie, Beherbergung, Geschäften und Sanitäranlagen erreicht. Auch gelten die Kirchen der Orte allesamt als sehr sehenswertes Kulturgut“, erklärt Dr. Andreas Hunger. Bei insgesamt 215 Kilometer warten unterwegs viele Wunder und stets die Möglichkeit, nur Teilstrecken des Weitwanderweges zu absolvieren.

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Verband Mühlviertler Alm / Andreas Hunger

Für welche Route man sich entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Klar ist nur: „Bei einem so langen Weg kann man sich nur schwer entscheiden“, schmunzelt Dr. Andreas Hunger. Er kennt die Gesamtstrecke wie seine Westentasche. Seine Favoriten? Viele! „Die Strecke zwischen Grein und Gobelwarte eröffnet einen wunderbaren Blick ins Donautal. Der Aufstieg nach St. Thomas und der Rundumblick vom Oberen Burgstall ist herrlich. Der Streckenabschnitt beim Herrgottsitz gibt einen wunderbaren Eindruck zur Kulturlandschaft des Unteren Mühlviertels. Die Wanderung entlang der Aist mit dem braunen, eisenhaltigen Wasser ist insbesondere an heißen Sommertagen eine Wohltat. Der Bereich des Kopenbergs (zwischen Lasberg und Freistadt) bringt mit seinen ausgedehnten Wäldern Ruhe in jede Seele. Das wildromantische Thurital, das Naherholungsgebiet der Freistädter, ist sicherlich ein Höhepunkt. In Tschechien sind die Streckenabschnitte, bei denen man der Maltsch nahekommt, eine Augenweide. Und beim Rundkurs möchte ich persönlich die Strecke zwischen Altenburg und der Burg Saxenegg nicht missen: Ruhige Wälder mit wiederkehrenden Ausblicken in die bäuerliche Kulturlandschaft!“

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen

Die Wegführung auf dem Burgen- und Schlösserweg ist durchaus durchdacht. Die Strecke funktioniert problemlos in beide Richtungen: von Grein im Mühlviertel bis nach Velešín in Südböhmen und umgekehrt. Dazu kommt, dass viele Orte auf dem Wanderweg öffentlich relativ gut erreichbar sind, sodass einzelne Strecken sich prima als Tages- oder Wochenendtouren eignen. „Auf der Homepage www.buschweg haben wir einige Tagesausflüge zusammengestellt. Recht toll finde ich Prandegg oder Ruttenstein als Ziel (auch weil die Ausgangspunkte öffentlich relativ gut erreichbar sind). In Tschechien freue ich mich persönlich schon auf die Burg Ticha. Hier wird aktuell recht umfangreich restauriert und rekonstruiert. Das wird so ca. ab Sommer eine tolle Sache. Mehrtägige Touren lassen sich flexibel zusammenstellen, indem man Tagesetappen addiert“, verrät Dr. Andreas Hunger.

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Verband Mühlviertler Alm / Diesenreither
Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Gemeinde Lasberg

Wem es nicht nur um den Wanderweg geht, sondern um die Burgen und Schlösser auf dem Weg, kann seine Teilstrecken auch rund um die opulenten Anlagen gestalten und so auf Burgen- und Schlösser-Ralley gehen. Jede von ihnen erzählt ihre eigene Geschichte, in einigen gibt es auch spezielle Museen, zum Beispiel in Grein, Clam, Prandegg, Reichenstein, Freistadt und Pořešín. Welche der 19 Burgen und Schlösser ihm besonders am Herzen liegen, will der Experte Dr. Andreas Hunger ungern entscheiden, drei Geschichten faszinieren ihn aber besonders:

„Die Burg Windhaag wurde ab 1642 von Joachim Enzmilner (einem durch die Gegenreformation reich gewordenen Juristen) zu einem Prunkschloss mit Badeanlage und einer 30.000-bändigen Bibliothek (der heutige Grundstock der Nationalbibliothek) ausgebaut. Stolz ließ Enzmilner aufwändige Zeichnungen und Verzeichnisse seines Reichtums anfertigen. Nach 40 Jahren war es mit dem Prunk auch schon wieder vorbei: Seine Tochter war ins Kloster gegangen und hat als Priorin das Schloss bis auf die Grundmauern wieder niederreißen lassen. Nur die „alte Burg“ blieb übrig.“

„In Reichenstein hat der steirische Ritter Christoph Haym die Burg ab 1567 zu einem prächtigen Renaissanceschloss mit Festsälen und prunkvollen Wandmalereine ausgebaut. Er war katholisch und hat die evangelischen Untertanen regelrecht ausgepresst, um den Umbau zu finanzieren. Eine erfolglose Beschwerde der Bauern beim Landeshauptmann folgte. Sigmund Gaisrucker und Koloman Kuenringer brandschatzten darauf hin Hayms Höfe. Haym wollte die beiden schließlich hinrichten lassen, obwohl er die sog. Blutgerichtsbarkeit nicht besaß. 1571 wurde der „Bauernschinder“ hinterrücks vom Bauernführer Gaisrucker erschossen. Das Ganze ging als Reichensteiner Bauernaufstand in die Geschichtsbücher ein.“

„Es geht die Sage um, dass Ruttenstein einst wochenlang belagert wurde. In der Burg gingen die Vorräte aus. In einem Teich im Burghof schwamm der letzte Fisch – eine sogenannte Aalrutte. Den Fisch warf man mit viel Gelächter über die Burgmauern direkt in das Lager der Feinde. Die List ging auf. Die Belagerer zogen im Glauben ab, dass die Burg noch überreichlich mit Vorräten versorgt sei. Die Aalrutte soll fortan der Burg ihren Namen gegeben haben (aber vermutlich geht der Name eher auf das rötliche Gestein der Burgmauern zurück).“

Ob auf dem Wanderweg oder hoch oben in den Burgen und Schlössern: Der Zauber ist allgegenwärtig und das Gefühl, eine Zeitreise zu machen, ein steter Begleiter. Mit jedem Schritt auf dem Weg nähert man sich der Geschichte etwas an und verspürt ein ganz besonderes Flair – und immer wieder mal den Gedanken, dass gleich ein Ritter in seiner glänzenden Rüstung auf dem Horizont auftauchen könnte …

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Veranstaltungszentrum Weinberg – Schneider


Kurz & knapp

Zahlen & Fakten: Der Burgen- und Schlösserweg führt über 215 Kilometer markierten Pfaden. Für diese Strecke berechnet man in etwa 50 bis 60 Stunden reine Gehzeit. Wer den kompletten Burgen- und Schlösserweg gehen möchte, sollte 7 Tage Zeit einplanen; natürlich sind auch kürzere Teilstrecken für Tagestouren möglich.

Wanderführer: Es gibt einen kostenlosen Wanderführer für den Burgen- und Schlösserweg, der sogar in drei Sprachen erhältlich ist: Deutsch, Englisch und Tschechisch. Dieser kann gegen Portoersatz beim Verband Mühlviertler Alm bestellt werden: office@muehlviertleralm.at, +43 (0)5/07263 oder +43 (0)7956/7304.

Beschilderung: Der Burgen- und Schlösserweg ist sehr gut geschildert, sodass sich jeder gut zurechtfindet. Auf dem tschechischen Abschnitt wurde allerdings ein vereinfachtes Beschilderungskonzept umgesetzt. Daher wird die Nutzung einer GPS-Führung (z. B. über den Audioguide) empfohlen.

Audioguide: Zu jeder Burg bzw. jedem Schloss gibt es einen dreisprachigen Audioguide, der kostenlos über eine Handyapp downloadbar ist. Der Guide verfügt zusätzlich über eine GPS-Kartenfunktion: www.hearonymus.at.

Wanderapp: Eine eigene Wanderapp für den Burgen- und Schlösserweg wird aktuell programmiert und befindet sich in der Testphase. Im Juni 2021 wird die App in den gängigen Downloadportalen verfügbar sein.

Burgen & Schlösser: Auf der gesamten Strecke begegnet man insgesamt 19 Burgen, Schlössern und Ruinen.

Museen: In einigen der Burgen und Schlösser gibt es Museen, zum Beispiel in Grein, Clam, Prandegg, Reichenstein, Freistadt und Pořešín.

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen
Foto: Schlossmuseum Freistadt

Hotels & Gastronomie: Im Wanderführer findet man viele Adressen für Stationen unterwegs. Unterkünfte und Gasthäuser sind im Gastronomie- und Beherbergungsverzeichnis aufgelistet.

Einkaufen: Der Burgen- und Schlösserweg führt immer wieder durch Dörfer, in denen es wenigstens einen Supermarkt gibt. Zur Sicherheit sollte man immer vorab die Öffnungszeiten checken.

Anreise mit Bus und Bahn: Die öffentliche Verkehrsanbindung der gewählten Ausgangs- und Endpunkte lassen sich am besten über den Knotenpunkt Linz organisieren. Alle Hauptorte am Burgen- und Schlösserweg sind Teil des OÖ Verkehrsverbundes

Schifffahrt: Von Mai bis September ist Grein von Linz aus an jedem Samstag mit dem Schiff (Donauschifffahrt Wurm+Köck) erreichbar (Ankunft in Grein um 12 Uhr). Das Donauschiff MS Kaiserin Elisabeth fährt von Juli bis August jeden Freitag von Linz nach Grein (Ankunft in Grein um 11:35 Uhr).

Transfer: Wer unterwegs die Wanderung abbrechen muss oder sich für abends einen Transfer buchen möchte, kann dies über diverse Taxis und Transferfirmen tun.

Wanderanstecknadel: Bei den Tourismus-Infostellen Grein, Bad Zell und Freistadt kann man sich eine Wanderanstecknadel des Burgen- und Schlösserweges für den Filzhut oder die Wanderjacke kaufen.

Burgen- und Schlösserweg: Grenzüberschreitender Wanderweg im Mühlviertel und Südböhmen

Praktische Links:
www.burgenundschloesserweg.at
www.buschweg.at 
Detaillierte Karte
GPS-Datei
Burgen- und Schlösserweg auf Bergfex
Burgen- und Schlösserweg auf alpenvereinaktiv.com



Burgen und Schlösserweg

Das Projekt „Natur- und Kulturerlebnis am Burgen und Schlösserweg“ wird vom europäischen Fond für regionale Entwicklung Interreg V-A Österreich – Tschechische Republik unterstützt.

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♥ Offenlegung

Dieser Artikel entstand in einer bezahlten Zusammenarbeit mit dem Burgen- und Schlösserweg Meine Meinung ist aber völlig unvoreingenommen und stets meine eigene.

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