Am südlichsten Landstrich Schwedens trifft Lässigkeit auf Langsamkeit. Außerhalb der Hochsaison geht es in Skåne beschaulich zu. Genau dieser sanfte Rhythmus macht einen Urlaub hier so einzigartig. Skåne ist in drei Himmelsrichtungen vom Meer umgeben, bezaubert aber auch mit tiefen Wälder, kristallklaren Seen und endlosen Raps- und Getreidefeldern.
Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Steinkreise, Sandstrände & Superfood ♥ Lesezeit: 7 Minuten
Die Strände sind so leer, als hätte jemand mit einem überdimensionalen Besen alle Touristen zurück in die Städte gekehrt. Zwischen feinen Sandkörnern wachsen grüne Grasbüschel, ein paar Möwen kreischen, und hinter hohen Dünen trotzen ein paar Hagebuttensträucher den herbstlichen Temperaturen.
Malerische Sandstrände sind nicht unbedingt die erste Assoziation, die einem zu Schweden einfällt, doch Skåne ist in drei Himmelsrichtungen vom Meer umgeben. Die südlichste Provinz Schwedens ist durch die Ostsee von Deutschland getrennt, über etwa 150 Kilometer. Die Dimension Schwedens erschließt sich aber in die andere Richtung: Der nördlichste Punkt des Landes ist 1.572 Kilometer entfernt.

Kein Wunder, dass Nils Holgersson so lange brauchte, um auf dem Rücken des Gänserichs Martins bis in den Norden nach Lappland zu kommen. Der schwedische Kinderheld aus der Feder von Autorin Selma Lagerlöf – 1909 erhielt sie für ihr Werk als erste Frau den Nobelpreis für Literatur – startete seine wunderbare Reise am südlichsten Zipfel Schwedens in Skåne und staunte vom ersten Tag an über das „große gewürfelte Tuch“, über das er flog. Gemeint war damit die Landschaft Schonens, die längst nicht nur mit einer malerischen Küste bezaubert, sondern auch mit tiefen Wälder, kristallklaren Seen und endlosen Raps- und Getreidefeldern.




Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Nils Holgersson
„Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ ist kein klassisches Kinderbuch, sondern entstand ursprünglich als Schulbuch. Um das Jahr 1900 herum gab der Verband der schwedischen Volksschullehrer eine Reihe neuer Lesebücher in Auftrag. Eines davon sollte sich um die Geografie Schwedens drehen, um Land und Leute und ihre Geschichte.
Selma Lagerlöf war damals schon als Autorin bekannt und nahm den Auftrag an. Doch anders als beauftragt schrieb sie kein Schulbuch, sondern einen Entwicklungsroman, in dem ihr Held Nils Holgersson sich von einem wilden, frechen Kerl zu einem liebenswerten Jungen mausert – während er auf dem Rücken eines Gänserichs über Schweden fliegt.

Den Nobelpreis erhielt Lagerlöf „auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen“. Denn sie reiht nicht Kapitel an Kapitel über die Geografie Schwedens aneinander, sondern erzählt die Geschichte des Landes in Form von Nils’ Abenteuern und Sagen und Märchen, aber auch wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungen der damaligen Zeit. Das Buch war ein Verkaufsschlager: Schon im ersten Jahr wurden neben den für die Schule bestimmten Ausgaben 100.000 Exemplare verkauft.
Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Vielfalt der Natur
„Das Beste am Leben in Skåne ist die extreme Vielfalt der Natur“, schwärmt Martin Arvebro, der in Skåne aufgewachsen ist. „Von lang gestreckten Stränden, zu wanderfreundlichen Wäldern bis hin zu den offenen Ebenen: Alles ist innerhalb einer 90-minütigen Fahrt erreichbar.“ Unterwegs entdeckt man romantische kleine Dörfer, pittoreske Städte und dazwischen weites Farmland, auf dem große Höfe stehen, die alle eine Farbe eint. Die Häuser sind in Falunrot, auch bekannt als Schwedenrot, gestrichen. Dabei handelt es sich um eine vor allem in Schweden produzierte rote Dispersionsfarbe, die nach dem Ort Falun und dessen ehemaliger Kupfermine benannt wurde.

Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Österlen
Eines der schönsten steht in Vitemölla. Das Haus mit dem Namen Lindgrens Länga (hat nichts zu tun mit Astrid Lindgren) ist das am häufigsten fotografierte in Südschweden. Hier erreicht man auch die hippste Region von Skåne: Österlen. Die Region liegt zwischen Brösarp im Norden, Simrishamn im Osten, Mälarhusen im Süden und Tomelilla im Westen und wird als „die Toskana Schwedens“ bezeichnet.
Reiche Stockholmer haben Ferienhäuser, die Sandstrände sind im Sommer voller Touristen. Es sind aber auch zahlreiche Künstler:innen, die wegen des besonderen Lichts und der intensiven Farben kommen. Rund 250 arbeiten in Österlen. Jedes Jahr zu Ostern findet eine „Kunstrunde“ statt, bei sie ihre Werke in verschiedenen Dörfern ausstellen.

In der Nebensaison geht es in Österlen gemächlich zu und man lernt die ehrliche Seite der Gegend und ihrer Einwohner:innen kennen. Egal ob auf dem Land, den Stränden von Österlen oder in schonischen Städten wie der jungen Universitätsstadt Lund oder dem malerische Ystad mit seinen pastellfarbenen Fachwerkhäusern. Es ist ruhiger als im Sommer und damit auch authentischer.
Wobei: Ystad – bekannt als Heimat des schwedischen Kommissars Kurt Wallander aus der Feder von Autor Henning Mankel – gehört nicht zu dieser Gegend. Allerdings vermarkten sich Ystad und Österlen oft zusammen. Das Zentrum von Österlen ist das Hafenstädtchen Simrishamn – größere Städte gibt es gar nicht.




Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Hofläden und Farmshops
„Die Leute sind locker in Skåne“, sagt Martin. „Man kommt easy ins Plaudern. Du kannst eine gute Unterhaltung mit jemandem führen, der irgendwo neben dir in einer Schlange steht, während du in Stockholm komische Blicke kassieren würdest, wenn du einen Fremden ansprichst.“ Was zählt, sind die einfachen Dinge „wie ein gutes Essen“. Denn die Foodkultur spielt eine große Rolle.
In der Region fand in den letzten Jahren eine Food-Revolution statt, die Starköche aus aller Welt angelockt hat. Kein Wunder, dass es Skåne auf der Liste der weltweit spannendsten Food-Destinationen der „New York Times“ steht. Am südlichsten Zipfel Schwedens wird Kulinarik zelebriert. Es dreht sich aber längst nicht nur um Sterneküche in Südschweden. Im Gegenteil: Vielerorts ist die Kulinarik geerdet, im wahrsten Sinne des Wortes. In Hunderten Hofläden und Farmshops gibt es Biospezialitäten aus lokalem Anbau, Restaurants kochen fast durchwegs regional und saisonal.




Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Äpfel aus Kivik
Grund dafür sind kleine Orte wie Kivik. Gerade mal 1.000 Menschen leben hier, doch Kivik ist weit über seine Grenzen hinaus bekannt: Rund um die Stadt werden Unmengen an Äpfeln angebaut. Etwa 80% aller schwedischen Äpfel wachsen hier auf Plantagen über dem Meer. Besonders spannend ist ein Abstecher zu „Kiviks musteri“ (Karakåsvägen 45), einer familiengeführten Mosterei. Auf dem Gelände gibt es einen riesigen Shop, in dem man unzählige Produkte aus Äpfeln kaufen kann, und ein Restaurant mit einem großartigen Mittagsbüffet, inklusive Apfelsaft, Cider, Wasser und Kaffee.
Ganz in der Nähe dreht sich bei „Buhres fiskrökeri“ (Brogatan 7) alles um Fisch. Der Mix aus Fischladen, Räucherei und Restaurant ist eines der besten Fischgeschäfte ganz Schwedens – und extrem hip, wie viele der Hofläden, Farmshops und Kunsthandwerksläden, die den Lifestyle von Skåne ausmachen.




Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Ales stenar
„Ich stehe vor allem auf die kleinen Kunsthandwerksläden in Kåseberga unterhalb von Ales stenar im Süden“, sagt Martin und bringt den nächste Punkt auf die Bucketlist. Auf einem Hügel im Ort Kåseberga steht mit den geheimnisvollen Steinformationen Ales stenar einer der größten erhaltenen Schiffssetzungen in Skandinavien. 59 Steine auf einer Länge von 67 Metern und einer Breite von 19 Metern thronen hoch über dem Meer.
Die Brocken stammen wahrscheinlich aus 5.000 Jahre alten Megalithgräbern in der Umgebung. Warum genau die bis zu drei Meter hohen Steine genau errichtet wurden, darüber sind sich Experten nicht einig. Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass es sich um eine Grabanlage handelt, die etwa 600 nach Christus angelegt wurde. Die schiffförmig angeordneten Steine dienten auch lange als Orientierungspunkt für die Schifffahrt.




Sehenswürdigkeiten in Südschweden: Nationalgericht Köttbullar
Die Geschichte ist auch schuld, dass der Dialekt in Skåne besser von Dänen verstanden wird als von Nordschweden. Denn Schonen gehörte bis 1658 zu Dänemark. Nach dem Zweiten Nordischen Krieg, der im Frieden von Roskilde endete, musste Dänemark seinen Besitz in Skåneland (dem heutigen Südschweden) räumen. Sprachliche Spuren zeugen noch heute von dieser Geschichte. Der regionale Dialekt heißt Skånska und wird in Malmö und Skåne gesprochen.
„Wir können uns mit unserem Dialekt für Stockholmer völlig unverständlich machen“, erklärt Martin. Sein Lieblingswort? Fubbick, „kein Idiot, aber eine Person, die sich wie ein Idiot benimmt“, erklärt er lachend. Das K im schwedischen Nationalgericht Köttbullar wird übrigens wie „Sch“ ausgesprochen. Aus Kött wird also „Schött“, und bullar klingt auf Schwedisch wie „büllar“, also: Schöttbüllar. Wer das richtig ausspricht, ist definitiv kein Fubbick.

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♥ Weiterreisen in Südschweden ♥
Skåne in Südschweden: Eine wunderbare Reise zu Nils Holgersson nach Schonen
„Es war einmal ein Junge. Er war vielleicht vierzehn Jahre alt, lang und schlaksig, mit weißblondem Haar. Viel taugte er nicht: Am liebsten schlief oder aß er, und am zweitliebsten trieb er Unfug.“ Als Selma Lagerlöf 1902 jene Worte schrieb, ahnte sie nicht, was ihr Buch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ bewegen würde – und viele Urlauber heute nach Skåne in Südschweden reisen, um Nils Holgersson zu treffen.
Krimis, Kunst & Köttbullar: 15 Insidertipps für Ystad in Südschweden
An Schwedens äußerster Südküste in Skåne liegt die malerische Kleinstadt Ystad, die weit über die Grenzen Schwedens bekannt ist – für eine mit Fachwerkhäusern gesäumte mittelalterliche Altstadt, charmante Kunstgalerien mit Werken lokaler Künstler und als Schauplatz der düsteren Kriminalromane rund um den eigenbrötlerischen Kurt Wallander.
Wallander-Drehorte in Südschweden: 15 Orte in Ystad, wo man Kurt Wallander begegnet
Kaum ein Kommissar ist im Norden bekannter als der eigenbrötlerische Kurt Wallander aus der Feder von Autor Henning Mankell. Schauplatz der düsteren Kriminalromane ist die malerische Kleinstadt Ystad in der südschwedischen Provinz Skåne. Zwischen pittoreskem Fachwerk, bunten Steinhäusern und schmalen Altstadtgassen gehen Touristen hier gerne auf Krimi-Tour.
Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der Fleischbällchen aus Schweden
„Fleischklöße, kleine gute Fleischklöße ess ich gerne“: 1955 setzte Astrid Lindgren Köttbullar ein Denkmal. Im Kinderbuch „Karlsson vom Dach“ waren die schwedischen Fleischbällchen Karlssons Leibgericht. Als ab 1985 die kleinen Klopse bei IKEA serviert wurde, war klar: Köttbullar haben Kultstatus. Und einen eigenen Feiertag: Am 23. August feiert Schweden den „Köttbullens Dag“.
Offenlegung
Visit Skane hat mich eingeladen, nach Schonen zu reisen.