„Wien am Meer“, „Königin der Adria“, „Badewanne von Wien“ oder „Grande Dame der Seebäder“: Opatija trägt zahlreiche Kosenamen. Die kleine Küstenstadt an der Kvarner-Bucht in Kroatien ist seit dem 19. Jahrhundert ein beliebter Kurort des österreichisch-ungarischen Adels. Noch heute lockt ein Urlaub mit dem Flair der einstigen altösterreichischen Donaumonarchie.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Kaiserliches Flair an der Kvarner-Bucht in Kroatien ♥ Lesezeit: 8 Minuten
Früher lag Österreich am Meer. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zerfall der Doppelmonarchie im Jahr 1918 gehörte der Begriff „Österreichische Riviera“ zum allgemeinen Vokabular. Mittelpunkt der beliebten Küste des österreichisch-ungarischen Adels waren die Stadt Triest und Badeorte wie Brioni, Duino, Grado, Portorož und Abbazia, die sogenannte „Perle der österreichischen Riviera“.

Aus dem italienischen Abbazia wurde später das kroatische Opatija, das im Nordosten der Halbinsel Istrien liegt: am Fuße des Učka-Gebirgsmassivs, direkt am Nordwestufer der Kvarner-Bucht. Einst ein verschlafenes Fischerdorf, begann der Aufstieg der kleinen Küstenstadt Opatija im 19. Jahrhundert. Als 1884 die österreichische Südbahngesellschaft die Eisenbahnlinie Wien-Rijeka eröffnete, dauerte die Reise von der Kaiserstadt Wien an die Adriaküste nur mehr einen halben Tag.

Im Jahr 1989 adelte Kaiser Franz Josef I. Opatija zum „Curorte“ – und der Erfolg des mondänen Seebades war nicht mehr zu stoppen. Schnell mauserte sich das Städtchen zum zweitgrößten Kurort der Monarchie, lediglich übertroffen vom tschechischen Karlsbad. Die Kaiserfamilie, der Adel, das Wiener Großbürgertum, Künstler und Kreative: Sie alle kamen nach Opatija und machten Urlaub an der klimabegünstigten Opatija-Riviera mit dem kaiserlich-königlichen Flair der altösterreichischen Donaumonarchie.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Lungomare
Opatija wird nicht grundlos als „Grande Dame“ unter den einstigen Seebädern der Kaiserzeit bezeichnet. Die Küstenstadt ist berühmt für ihren Uferpromenadenweg Lungomare aus der k. u. k. Zeit. Hier dreht sich alles um das Gehen, Sehen und Gesehen werden. Benannt nach Kaiser Franz Josef I. führt der „Lungomare Obalno šetalište Franza Josefa I.“ von Volosko über Opatija bis nach Lovran – über stolze zwölf Kilometer.

Unterwegs auf der Franz-Joseph-Promenade kommt man an zahlreichen Villen und Hotels der altösterreichischen Donaumonarchie und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei: der Villa Angiolina, der Kirche Sv. Jakova, dem kleinen Hafen von Opatija oder der Statue „Mädchen mit Möwe“ des Bildhauers Zvonko Car, dem Wahrzeichen von Opatija.




Sehenswürdigkeiten in Opatija: Architektur
Das nostalgische Flair in Opatija kommt nicht von ungefähr. Zahlreiche Villen und Grand Hotels sorgen für das mondäne Ambiente, für das der Küstenort berühmt ist. Die Geschichte vieler opulenter Gebäude reicht bis in die Habsburger Zeit zurück. Denn es waren die Architekten der Donaumonarchie, die an der Küste von Opatija zuerst bauten.





Deshalb wirken viele Bauwerke wirken, als könnten sie in Wien stehen. Mehrere Wiener Architekten, wie Carl Seidl, waren hier am Werk. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden eine Reihe von Grand-Hotels, Pensionen, Villen, Sommerhäusern, Sanatorien, Pavillons, Badeanstalten, Promenaden und Parks.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Villa Angiolina
Die erste Sommerresidenz in Opatija entstand 1844. Die „Villa Angiolina“ von Iginio Scarpa markiert noch heute den Beginn des Fremdenverkehrs in der Stadt. Der Kaufmann erwarb zu Anfang der 1840er Jahre für nur 700 Gulden das Grundstück und ließ eine prächtige Villa bauen. Rundum liegt ein 3,64 Hektar großer Park mit exotischen Pflanzen aus aller Welt. Mehr als 150 verschiedene Pflanzenarten gedeihen hier.





Schnell avancierte die „Villa Angiolina“, die den Namen der in jungen Jahren verstorbenen Frau von Iginio Scarpa trägt, zum Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft. Illustre Gäste waren unter anderem Kaiser Franz Josef I., Kaiserin Maria und der kroatische Feldherr Ban Josip Jelačić. Mittlerweile wurde das historische Herrenhaus renoviert und beherbergt heute das Kroatische Tourismusmuseum, das wechselnde Ausstellungen zeigt. Im Stadtpark erinnern Mauergemälde an prominente Gäste wie Albert Einstein, Gustav Mahler, James Joyce oder Kirk Douglas.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Hotel Kvarner
Das erste Hotel an der kroatischen Adria eröffnete in unmittelbarer Nähe. Das Hotel „Quarnero“, das heute den Namen „Hotel Kvarner“ trägt, wurde 1884 von der österreichischen Südbahngesellschaft errichtet. Es ist das älteste Hotel in Opatija und an der östlichen Adriaküste. Der Bau dauerte nur neun Monate.



Durch den neoklassizistischen Stil innen wie außen erinnert das Gebäude noch heute mehr an einen Palast als an ein Hotel. Einst trafen sich Persönlichkeiten wie Kaiser Franz Josef I. und der deutsche Kaiser Wilhelm II. im „Hotel Kvarner“. Heute kommen zahlreiche Urlaubsgäste in das Viersternehotel, das direkt am Lungomare und dem Meer liegt. Erst 2019 wurde das historische Haus umfassend restauriert und renoviert.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Hotel Miramar
Eines der geschichtsträchtigsten Hotels in Opatija liegt in einer Bucht der Opatija-Riviera, direkt am Uferpromenadenweg Lungomare. Das „Adria Relax Resort Miramar“ öffnete zwar erst im Jahr 2004, die Historie des Hauses reicht aber weit zurück. Das Herz des Hotels ist die „Villa Neptun“, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand und mit zu den ältesten Häusern in Opatija zählt. Das historische Gebäude mit dem pittoresken Turmbau ist das Zentrum des Viersterne-Hotels und eine jener typischen Villen in Opatija, die einst der österreichischen Adel nutzte.






Die Hotelanlage erstreckt sich über mehrere Gebäude. Rundum liegt ein mediterraner Park mit unter anderem zwei Pools, einem eigenen Hotelstrand und einem Spa mit zahlreichen Anwendungen und Relaxbereich. Das Flair der altösterreichischen Donaumonarchie ist rundum spürbar. Da wundert es nicht, dass 85 Prozent der Gäste auch aus Österreich kommen.




Sehenswürdigkeiten in Opatija: Kirche Sv. Jakova
Oberhalb des Lungomare steht auf dem Gelände der Benediktinerabtei die Kirche des Heiligen Jakob, die eng mit der Geschichte von Opatija verbinden ist und dem Ort seinen Namen gaben. Opatija ist das kroatische Wort für Abtei. Die im 15. Jahrhundert erbaute Kirche, zu der auch ein Kloster gehörte, zählt heute noch zu den bedeutendsten Bauwerken der Stadt.

Ihr heutiges Aussehen hat mit dem Kirchengebäude von einst allerdings nicht mehr viel zu tun. Bereits im Jahr 1506 wurde das Gebäude durch Abt Šimun renoviert, wie eine Inschrift über dem Portal bestätigt. Auch Ende des 18. Jahrhunderts wurde abermals renoviert, im Jahr 1930 wurde der Bau erneut erweitert. Heute finden regelmäßig Messen und Kammerkonzerte statt.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Mädchen mit Möwe
Eines der Wahrzeichen von Opatija und eine der beliebtesten und meistfotografierten Ecken des Küstenortes ist jene Stelle am Lungomare, an der die Statue „Mädchen mit Möwe“ im Meer thront. Die Figur stammt von dem Bildhauer Zvonko Car und wurde im Jahr 1956 installiert – von ihm liebevoll betitelt als „die populäre Opatijerin“.



Das „Mädchen mit Möwe“ ersetzt seither die Statue „Madonna del mare“ des Grazer Bildhauers Hans Rathausky, die von einem Unwetter umgerissen wurde und heute in der „Villa Angiolina“ zu sehen ist. Die Madonna wurde einst aufgestellt, um über die Seele des Grafen Arthur Kesselstadt zu wachen, der 1891 unweit der Landzunge ertrunken ist.
Sehenswürdigkeiten in Opatija: Kleiner Hafen
Nur wenige Schritte weiter liegt der kleine Hafen von Opatija, den die Einheimischen als Portić bezeichnen. Er liegt nahe dem Stadtzentrum und ist von Promenaden und Villen umgeben. Früher war der kleine Hafen die Basis der „Barkajoli“, der traditionellen Bootsführer.

Einst fuhren sie aufs Meer hinaus – erst mit Ruderbooten, später motorisiert –, um ihren Gästen das Meer und die Küste zu zeigen. Ihre Arbeit hat den Fremdenverkehrs von Opatija stark geprägt. Auch heute geht es aufs Wasser: allerdings auf modernen Ausflugsbooten, die entlang der Riviera und zu den nahegelegenen Inseln fahren.

Sehenswürdigkeiten in Opatija: Slatina Strand
In unmittelbarer Nähe liegt mit dem Slatina Strand der zentralste und größte Strand in Opatija. Er erstreckt sich rund um einen flachen, kreisrunden Meerespool. Schönheit ist er allerdings keine: Der Strandabschnitt besteht fast komplett aus betonierten Liegeflächen, von denen man ins glasklare Meer gelangt.

Dafür ist die Lage ideal. Der Slatina Beach liegt direkt an der Strandpromenade Lungomare und ist umgeben von Cafés, Restaurants und Bars. Wer will, kann Wassersport treiben, für Kinder gibt es Spielplätze. Im Hintergrund erheben sich zahlreiche historische Stadtvillen mit Jugendstilfassaden. Vom Strand aus hat man zudem einen tollen Blick auf das „Mädchen mit der Möwe“.

Sehenswürdigkeiten in Opatija: Markthalle
In erhöhter Lage über dem Lungomare erstreckt sich die Hauptstraße Opatijas, die Nova Cesta. Hier reihen sich Cafés und Shops an opulente Bauten wie beispielsweise das „Hotel Imperial“ im Sezessionsstil, das 1885 als zweites Hotel Opatija eröffnete. Als Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Villen und Hotels aus dem Boden gestampft wurden, stieg die Nachfrage nach frischen Lebensmitteln. So begann die Geschichte der Markthalle von Opatija.





Weil auch die Tradition des Straßen- und Hausverkaufs von Lebensmitteln 1895 offiziell verboten wurde, wurde 1898 die Markthalle vom Bauunternehmen Francesco Matiassi errichtet. 1907 folgte der Fischmarkt. Noch heute werden hier frisches Obst und Gemüse aus den Gärten im Hinterland und frischer Fisch aus der Adria feilgeboten.
Volosko
Der Lungomare von Opatija erstreckt sich über zwölf Kilometer von Volosko bis nach Lovran. Wer Zeit hat, sollte die beiden Küstenorte in die Urlaubsplanung aufnehmen. Das kleine Fischerdorf Volosko ist mittlerweile nahezu mit Opatija zusammengewachsen. Der Weg vom Ortszentrum in Opatija entlang der entlang der Franz-Joseph-Promenade dauert gerade mal 30 Minuten. Am kleinen Hafen in Volosko liegen mehrere nette Restaurants und Bars – ideal für ein Dinner am Wasser.

Unterwegs auf der Promenade reicht der Blick weit über das Meer und mehrere herrschaftliche Villen. Hier begegnet man auch einem Gerücht, das sich hartnäckig hält. Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth sollen sich an der österreichischen Riviera gegenseitig betrogen haben. Der Kaiser von Österreich verabredete sich angeblich mehrfach in der Villa Madonna mit der Burgschauspielerin Katharina Schratt. Kaiserin Elisabeth soll den ungarischen Grafen Gyula Andrássy drei Mal in der Villa Minach – wenige Minuten entfernt von Volosko – getroffen haben.




Lovran
Am anderen Ende der Franz-Joseph-Promenade, ungefähr fünf Kilometer südlich von Opatija, liegt der kleine Ort Lovran. Rund 3.600 Menschen leben hier. Im Jahr 1905 wurde Lovran zum Luftkurort erklärt. Als der Ort ab 1908 auch über eine elektrische Straßenbahn von Opatija und dem Bahnhof in Matulji aus erreichbar wurde und 1911 die Küstenpromenade fertiggestellt wurde, fing der Aufstieg von Lovran an.

Der Ort wuchs und erhielt Annehmlichkeiten wie ein Kino, eine Apotheke, eine Bank und mehrere Arztpraxen. Was noch heute viele Gäste anlockt, ist der mittelalterliche Stadtkern. Die denkmalgeschützte Altstadt ist ein uriges Labyrinth aus engen Gässchen und mittelalterlichen Bauten, in denen sich Restaurants, Bars und Geschäfte verbergen.





Moscenicka Draga & Moscenicka
Wer die Schönheit der Kvarner-Bucht von oben betrachten will, sollte unbedingt ins mittelalterliche Städtchen Mošćenice fahren, das hoch auf einem Felsen über dem Meer thront. Einst dienten Bergstädtchen wie Mošćenice oder Brseč als Zufluchtsort für die Küstenbewohner, heute kommen viele Urlauber wegen der Aussicht.

Schon beim Betreten des alten Ortskern von Mošćenice ist die Verbindung zu Österreich sichtbar. Am Tor prangt das Wappen der Habsburger. Der mittelalterliche Ort bezaubert mit engen Gässchen, bunten Häuschen und viel Geschichte, unter anderem einer 300 Jahre alte Olivenmühle. Wer will, kann sich in einem Museum über die Geschichte der Region informieren. Zu Füßen von Mošćenice liegt wiederum Mošćenička Draga direkt am Meer. Hier locken mehrere Strände, ein kleiner Hafen mit seiner Uferpromenade und der historische Ortskern mit engen Gassen und alten Steinhäusern.






Offenlegung
Das „Adria Relax Resort Miramar“ hat mich dazu eingeladen, nach Opatija zu reisen.

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