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Ein Bild, eine Geschichte: Magische Reise zur Chinesischen Mauer

Die Luft ist zäh und schwer und legt sich wie ein Filter über den Asphalt. Der Weg steigt langsam an und führt in sanften Kurven nach oben, doch jeder Schritt fällt schwer, als ob eine unbekannte Kraft nicht wollen würde, dass man diesen Weg geht, der 120 Kilometer nordöstlich von Peking dahin führt, wo Geschichte in epischem Ausmaß spürbar ist: an die Chinesische Mauer.

Es ist noch still in Jinshanling, etwa 120 Kilometer nordöstlich von Peking, wo man der Chinesischen Mauer im Berggebiet des Kreises Luanping langsam immer näher kommt. Das gigantische Monument, das ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. gebaut wurde, ist ein Touristenmagnet, in Jinshanling ist es jedoch ruhiger, da die meisten Touristen die längere Anfahrt von Peking scheuen. Der Mauerteil, den man hier erklettern kann, wurde ab 1570 während der Ming-Dynastie errichtet und verläuft über eine Strecke von 10,5 Kilometer mit 67 Türmen und zwei Leuchttürmen.

Der Weg führt vom Parkplatz vorbei an der Seilbahn, mit der man direkt zur Mauer hochfahren kann, doch das wäre irgendwie unecht. Hier muss man gehen, Schritt für Schritt, und den Moment und jeden Höhenzentimeter so nehmen, wie er ist. Die Luft ist noch immer zäh und schwer und so dicht, dass jeder Schritt ein kleiner Kampf ist. Aber vielleicht muss es so sein, vielleicht muss man sich bemühen und durchkämpfen, wenn man ein Bauwerk wie dieses betreten möchte, das eine solch epische Geschichte in sich trägt.

In der Ferne blitzen die ersten Stufen auf, der Weg nimmt sein Ende und da: ein Schritt, schon stehe ich auf der berühmtesten Mauer der Welt und blicke sprachlos in die Ferne. Unzählige Stufen schlängeln sich vor mir in weichen Wellen nach oben, umgeben von einer satten, grünen Landschaft, die in der milchigen Hitze eines Sommertages verschwimmt. Es ist früh am Morgen, nur wenige Touristen sind schon hier, also erklimmt man nahezu alleine die unzähligen Stufen nach oben. Jeder Schritt verändert die Perspektive und offenbart die Schönheit des chinesischen Bauwerkes in Etappen.

An einem Plateau bleibe ich stehen, atme, verschnaufe, starre schweigend, lasse alles wirken. Die Größe der Welt benötigt an vielen Orten einfach nur Stille.

Ein kleiner, runzeliger Chinese sitzt still an die Mauer gelehnt, vor sich eine Kühltasche. Als ich auf ihn zugehe, lächelt er mich an. „Coke?“ fragt er, „Beer?“ frage ich. Er zückt eine eiskalte Bierdose aus der Kühlbox, nimmt ein paar Münzen an und lächelt wieder. Ich nicke und drehe mich um. Unter mir schlängelt sich die Mauer in die Endlosigkeit, in der Ferne erkenne ich Menschen in Form von kleinen Punkten, die sich in Zeitlupe zu bewegen scheinen.

Hier oben: nichts. Die Stille wirkt surreal an einem Platz, der von der ganzen Welt bepilgert wird, und doch ist niemand hier an jenem Morgen, an dem die Luft langsam erträglicher wird, beinahe so, als hätten die dicken Steine der Mauer mir ihren Segen gegeben und würden mir zuwispern: Du darfst bleiben.

Ich öffne die Bierdose mit einem Zischen, lehne träge an der Mauer, lasse meinen Blick staunend schweifen und nehme den ersten kühlenden Schluck. Ich bin angekommen.


Offenlegung & Infos

Die Reise nach Peking und an die Chinesische Mauer war ein privater Trip mit einer Freundin und wurde daher von mir selbst bezahlt.

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