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Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

„Ni Français, ni Breton, Malouin suis“: „Weder Franzose, noch Bretone, Einwohner von Saint-Malo bin ich!“ lautet der Leitspruch in Saint-Malo. Stolz dürfen die Malouins auch sein. Die einst berühmte Seefahrerstadt ist der bedeutendste Hafen an der bretonischen Nordküste und wegen der von drei Seiten vom Wasser umspülten Altstadt einer der meistbesuchten Orte der Bretagne.


Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste ♥ Lesezeit: 8 Minuten


Schon die Lage ist speziell. Saint-Malo – auf Bretonisch Sant-Maloù – ragt im Norden der Bretagne auf einer felsigen Halbinsel an der Mündung der Rance empor. Auf der imposanten Landzunge thronen Häuser und Mauern aus grauem Granit über dem Wasser. „Steinerne Krone über den Fluten“ bezeichnete der Dichter Gustave Flaubert die von Wasser umspülte und ummauerte Altstadt im 19. Jahrhundert treffend. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Saint-Malo wurde Mitte des zwölften Jahrhundert gegründet. Die Hafenstadt war einst ein Zentrum des Fischfangs, des Handels und sogar der Piraterie. Zahlreiche Seefahrer und Kaufleute brachen von Saint-Malo in Richtung Indien, China, Afrika oder Amerika auf. Deshalb entwickelte sich Saint-Malo im 17. und 18. Jahrhundert zu einer wohlhabenden Korsarenstadt. Heute leben knapp 48.000 Menschen in Saint-Malo.

Eine „cité corsair“ hatte einen besonderen Status: Die Städte wurden häufig von Regierungen unterstützt, die sich an den erbeuteten Schätzen bereicherten. So war es den Korsaren auch erlaubt, Kriegsgegner zu überfallen. Noch heute sind der in Saint-Malo geborene Freibeuterkapitän René Duguay-Trouin oder der „König der Korsaren“ Robert Sureouf sehr bekannt. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Altstadt

Die Ville-Close – die Altstadt von Saint-Malo – entstand bereits im zwölften Jahrhundert. Als damals die Normannen wiederholt die Küste überfielen, flüchteten die Bewohner:innen auf die nördlich gelegene Halbinsel, um sich abzuschotten. Sie errichteten Stadtmauern und Verteidigungsanlagen. Noch heute heißt es, dass die gänzlich ummauerte Ville Close die wehrhafteste und rebellischste Stadt des Landes ist.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Der historische Stadtkern der Altstadt von Saint-Malo liegt „intra muros“, also innerhalb der Stadtmauern. Sie macht rund 20 Prozent der Gesamtfläche der Stadt aus und ist an drei Seiten von Wasser umgeben. Hinter den dicken Mauern verbirgt sich ein pittoreskes Labyrinth aus schmalen, verwinkelten Gassen und Häusern aus grauem Granit, dazwischen liegen zahlreiche süße Boutiquen, Bistros und Cafés. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt fast vollständig zerstört, konnte aber originalgetreu wieder aufgebaut werden.

Das Herz der Altstadt ist die Rue du Tertre. In der wohl charmantesten Gasse von Saint-Malo liegen zahlreiche kleine Boutiquen, Cafés und Crêperien zwischen den traditionellen bretonischen Häusern. Als „Eingang“ zur Altstadt gilt der Place Chateaubriand. Benannt nach dem französischen Schriftsteller und Politiker François-René de Chateaubriand ist der Platz von historischen Gebäuden umgeben und ein prima Ort zum Bummeln. Im Haus Nr. 2 wohnte einst die Familie Chateaubriand. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Saint-Vincent-Kathedrale

Inmitten der Altstadt von Saint-Malo erhebt sich die Kathedrale Saint-Vincent, die offiziell als Cathédrale Saint-Vincent de Saint-Malo bekannt ist. Ihre Geschichte ist außergewöhnlich lange: Der Bau begann im 11. Jahrhundert und dauerte bis ins 18. Jahrhundert. Bis der Bischofssitz im Jahr 1790 abgeschafft wurde, war die Kathedrale Saint-Vincent die Kathedrale des 1146 gegründeten Bistums Saint-Malo.

Der Bau vereint romanische und gotische Stile. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die Kathedrale wiederaufgebaut und gilt noch heute als Symbol für den Überlebenswillen Saint-Malos. In der Kathedrale befinden sich die Gräber des französischen Seefahrers Jacques Cartier, der Kanada entdeckte, sowie des Marineoffiziers und Freibeuters René Duguay-Trouin.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Château de Saint-Malo

Eines der imposantesten Gebäude liegt nordöstlich der Stadtmauern: das Château de Saint-Malo, auch bekannt als Schloss oder die Burg Saint-Malo. Die Burg wurde zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert erbaut und ist bekannt für den 35 Meter hohen Bergfried und die vier markanten Ecktürme. Als Bauherren fungierten die Herzöge der Bretagne. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Der große Turm diente frühzeitig als Stadtmuseum, Ende des 20. Jahrhunderts wurden Teile der früheren Kaserne zum Rathaus der Stadt. Seit 1886 steht das Château de Saint-Malo unter Denkmalschutz. Auch wenn man es vermuten möchte: Das Burgensemble ist baulich nicht mit der Stadtmauer verbunden, sondern bildet ein eigenes, freistehendes Bauwerk außerhalb der Mauern.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stadtmauer  

Wie „wehrhaft“ Saint-Malo ist, spürt man, wenn man entlang der Stadtmauer schlendert. „Les Remparts“ wurde wie die Stadt im zwölften Jahrhundert errichtet und ist eine zwei Kilometer lange Stadtmauer, die die Altstadt umgibt. Prägend sind auch die acht Stadttore und drei Ausfalltore. Das „Grande Porte“ ist das älteste Tor und wird von Wehrtürmen und einer Kopie der Statue Notre-Dame de la Grande Porte geschmückt.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Nach einem Brand im 17. Jahrhundert wurde die Stadtmauer stark zerstört, konnte aber auch nahezu originalgetreu wieder aufgebaut werden. Wer sich heute auf einen Spaziergang entlang „Les Remparts“ begibt, hat einen atemberaubenden Ausblick auf das Meer und die vorgelagerten kleinen Festungen von Saint-Malo, darunter das Fort du Petit Bé und das Fort National.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Festungen

Im Meer vor der Altstadt von Saint-Malo liegt viel Geschichte im Wasser: Die Festungen von Saint-Malo erzählen von vergangenen Zeiten. Sie wurden einst auf Felsen ins Meer gebaut und dienten der Verteidigung der Hafenstadt. Vier Forts auf kleinen Inseln vor der Küste machten die Hafeneingänge uneinnehmbar. Im Mittelalter wurden die vorgelagerten Inseln auch als Navigationspunkte genutzt. Wer die Festungen auf den Gezeiteninseln besichtigen will, kann das nur bei Ebbe tun. Bei Flut ist der Weg von den Wellen des Atlantiks überspült.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Fort National: 

Ludwig XIV. ließ im Jahr 1689 das imposante Fort National gegenüber der Stadtmauer errichten, um Saint-Malo vor den Angriffen der Engländer zu schützen. Bei einem Rundgang erhält man einen spannenden Einblick in die mehr als dreihundertjährige Militärgeschichte der Festung. Ist die französische Flagge auf dem Fort gehisst, dann ist die Anlage für Besucher:innen geöffnet. Seit 1906 gilt die Festung als Historisches Denkmal.

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Le Fort de la Conchée: 

Rund vier Kilometer von der Küste entfernt liegt die befestigte Insel Le Fort de la Conchée in der Bucht von Saint-Malo. Das Fort ähnelt einem riesigen Schiff aus Granit: Es ist 65 Meter lang, 32 Meter breit und hatte einst eine Garnison von 200 Mann. Die Festung wurde im Krieg zerstört und ist heute nur zweimal im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit 1989 gehört das Fort dem Verein „La Compagnie du Fort de la Conchée“, der mittlerweile mehr als 80 Prozent des Gebäudes restauriert hat. 

Fort du Petit Bé: 

In der Nähe der Stadtmauern von Saint-Malo liegt das Fort Petit Bé im Wasser, ein Verteidigungswerk aus dem 17. Jahrhundert. Es besteht aus einer massiven Plattform, dreistöckigen Gebäuden und zwei Bastionen. Etwa 150 Soldaten fanden hier einst Platz. Das Fort ging 1885 in den Besitz der französischen Armee und später der Stadt über. Im Jahr 2000 wurde es renoviert und für Besucher:innen geöffnet.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Le Grand Bé: 

Einige hundert Meter vor den Stadtmauern entfernt liegt die unbewohnte Insel Le Grand Bé. Einst wurde die Insel für Quarantänezwecke genutzt, bevor sie im 16. Jahrhundert befestigt wurde. Im Zweiten Weltkriegs besetzten die Deutschen Grand Bé und errichteten zahlreiche Bunker und Verteidigungsanlagen, von denen heute noch einige erhalten sind. Der französische Schriftsteller und Diplomat François-René de Chateaubriand wurde 1848 auf Grand Bé beerdigt. Bereits 20 Jahre vor seinem Tod hatte er den Wunsch geäußert, auf der Insel vor seiner Heimatstadt beigesetzt zu werden. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Strände

Saint-Malo ist berühmt für seine Strände, die zu den schönsten der Côte d’Emeraude zählen. Wer hier am Wasser steht, erlebt auch ein Naturphänomen: Europaweit gibt es in der Bretagne den größten Tidenhub. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut ist in der Region um Saint-Malo besonders hoch. Da beträgt der Tidenhub ganze 12 Meter. Spannend: In der Flussmündung der Rance befindet sich mit der „Usine marémotrice de la Rance“ seit 1966 das weltweit erste und bis 2011 größte Gezeitenkraftwerk der Welt.

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Stolze Seefahrerstadt an der Smaragdküste

Der Plage Sillon ist der größte Strand von Saint-Malo und erstreckt sich über drei Kilometer. Neben Schwimmen stehen vor allem Windsportarten wie Windsurfen und Sandsegeln im Fokus. Ein Wellenbrecher schützt den Deich und mildert die Wellen ab. Toll ist das Panorama: Der weite Sandstrand ermöglicht einen Blick auf die Altstadt, die Festungen und die Stadtmauer. Der Plage de Bon-Secours in Saint-Malo wiederum gilt als der beliebteste Strand der Stadt. Er liegt am Fuße der Stadtmauern und ist auch für sein Panorama berühmt. Wer hier im Sand steht, hat einen tollen Blick auf die Felsen von Grand Bé, Petit Bé, Dinard und Cap Fréhel. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Saint-Servan

Im Stadtgebiet von Saint-Malo liegt das Viertel Saint-Servan, etwa zwei Kilometer südlich der Altstadt. Hier befinden sich die Ursprünge der Stadt: die gallo-römische Siedling Alet bzw. Aleth, die auf einer Halbinsel dem heutigen Stadtteil Saint-Servan vorgelagert war. Erst im Jahr 1967 wurden die Orte Saint-Servan und Paramé eingemeindet.

Heute locken nicht nur der pittoreske Hafen, die maritimen Restaurants und der lebhafte Markt von Saint-Servan Besucher:innen an, sondern auch der Turm von Solidor. An der Mündung der Rance thront der mittelalterlicher Wehrturm majestätisch, der im Jahr 1382 auf Befehl von Herzog Johann V. erbaut wurde. Er sollte die Kontrolle über den Fluss gewährleisten und den Zugang zur Stadt Saint-Malo kontrollieren. 

Bereits im Jahr 1886 wurde der Tour Solidor als „Monument historique“ eingestuft. Der Wehrturm  besteht aus drei Etagen und hat drei 18 Meter hohe Rundtürme an seinen Flanken. Während der Französischen Revolution wurde das Bauwerk als Gefängnis und später auch als Lagerhaus genutzt. Am Fuß des Turms befindet sich ein Kreuz, das an Jacques Cartier erinnern soll, der 1534 von hier nach Kanada ablegte. 

Sehenswürdigkeiten in Saint-Malo: Jacques Cartier Museum

Klar ist: Wer Saint-Malo besucht, kommt nicht an Jacques Cartier vorbei. Deshalb zählt auch das „Jacques Cartier Museum“ zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Museum bietet einen spannenden Einblick in das Leben und die Reisen des berühmten Entdeckers und befindet sich in seinem ehemaligen Herrenhaus. Zu sehen gibt es historische Artefakte, Karten und Exponate, die seine Expeditionen nach Kanada sehr gut dokumentieren. 

Jacques Cartier stammte aus Saint-Malo. Der berühmteste französische Seefahrer der Renaissance landete am 10. Mai 1534 mit seinem Schiff auf der Höhe der Insel Neufundland. Als er in den Sankt-Lorenz-Strom einfuhr, entdeckte er Prince Edward Island, die Chaleur Bay und die Halbinsel Gaspé.


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