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Game of Thrones in Nordirland: Das wilde Westeros wartet

Zehn Jahre lang war Nordirland der wichtigste Schauplatz der Dreharbeiten von „Game of Thrones“. Mystische Burgen, raue Klippen und magische Wälder ziehen aber nicht nur „Thronies“ in ihren Bann. Die wilde Schönheit des Landes begeistert und bezaubert Besucher gleichermaßen; da spielt es keine Rolle, ob man das Fantasy-Epos gesehen hat oder nicht.


Game of Thrones in Nordirland: Das wilde Westeros wartet ♥ Lesezeit: 6 Minuten


„What the fucking hell are you doing in my coach?“ dröhnt es laut durch den Bus. Am Mikrofon neben dem Fahrer steht ein Mann: lange Haare, dichter Bart, funkelnde Augen. Er deutet Kopf schüttelnd auf ein Pärchen, das seine Frage, ob jemand im Bus sitzt, der noch nie eine Folge „Game of Thrones“ gesehen hat, gerade bejahte. Kurz zucken alle zusammen und warten, was passiert. Dann lacht er dröhnend auf und deutet dem Fahrer, die Tour zu starten.

Keine Frage: „Game of Thrones“ gilt als erfolgreichste Serie der Welt. Seit im Jahr 2011 die erste Folge ausgestrahlt wurde, entwickelte sich weltweit ein Kult. Gedreht wurde in Kroatien, Marokko, Spanien, Island – aber vor allem in Nordirland. Rund 80 Prozent der Serie entstanden im Hauptstudio des TV-Senders HBO in Belfast genauso wie an unzähligen Orten quer durchs Land. Der Filmtourismus hat die Besucherzahlen in Nordirland in die Höhe getrieben: Über 150 Millionen Pfund (rund 170,8 Millionen Euro) brachte „Game of Thrones“ ins Land, dazu kamen knapp 1.000 Arbeitsplätze im Tourismus und Kreativbereich. Dass es bei der aufwändigen Produktion von GOT um viel Geld geht, wurde auch bei der achten und finalen Staffel klar: Eine Folge des Fantasy-Epos hat rund 15 Millionen Dollar gekostet (etwa 12,7 Millionen Euro). 

Game of Thrones in Nordirland: Bustour zu den Drehorten

Belfast ist eine bunte, trubelige Stadt, die mit vollen Pubs, lässigen Vintage-Stores und einem hippen Nachtleben punktet – und vor allem ein prima Ausgangspunkt, um auf „Game-of-Thrones“-Tour zu gehen. Anbieter gibt es einige, am besten fährt man mit gameofthronestours.com. Denn hier ist jeder Guide ein wirklicher Insider und hat bei GOT mitgespielt. So wie Eric Nolan, der Schauspieler, Tour-Guide und vor allem Game-of-Thrones-Experte ist.

„Man kann eine Behind-the-scenes-DVD anschauen und lernen, wie die Show gedreht wurde. Oder man macht eine Game-of-Thrones-Tour mit mir und erfährt, wie es ist, wenn man in den größten Momenten der Serie wirklich dabei war. Ich habe grundlegende Mathematik-Kenntnisse und sechs Jahre Französisch-Unterricht aus meinem Kopf gestrichen und ersetzt durch ‚Game-of-Thrones’-Fakten, die man sonst nirgends bekommt.“ Zum Beispiel, dass jeder zweite Einwohner Nordirlands irgendwann mal Statist in GOT war. Dass sich unzählige Männer einen Bart wachsen ließen, um durchs Casting zu kommen. Oder dass der charakteristische, heruntergekommene Look durch Kokosöl entsteht, das in Haare und Bärte geschmiert wird.

Eric und seine Kollegen sind das lebendige Wikipedia von „Game of Thrones“. Sie scheinen alles zu wissen und entertainen mit Humor und Herzlichkeit. „Der beste Weg, um die Menschen in Nordirland zu beschreiben, ist definitiv der Charakter. Jeder von uns ist auf seine Weise einzigartig. Die Leute sind gesprächig, nett und hilfsbereit.“ Die Touren führen entlang unterschiedlicher Routen, sie haben aber alle eines gemeinsam: Man sieht die schönsten Orte Nordirlands und bekommt die besten Insights in die Serienproduktion. Zum Beispiel in der magisch anmutenden Cushendun-Höhle, wo in der zweiten Staffel die Zauberin Melisandre in einer dramatischen Szene vor den Augen von Davos Seewert das mörderische Schattenkind gebärt. Was man auf dem Bildschirm nicht sah: Gedreht wurde abseits der Saison im Winter und Schauspielerin Carice van Houten musste stundenlang nackt bei wenigen Graden über null auf dem Boden liegen.

Game of Thrones in Nordirland: Tollymore Forest & Dark Hedges

Noch mehr Aufwand wurde im Tollymore Forest betrieben. Hier wurden viele Szenen gedreht, die in Winterfell spielen. Für die richtige „Winter is coming“-Stimmung wurde das Areal wurde mit Plastikplanen ausgelegt, um darauf Kunstschnee ausbreiten zu können. Die Vorbereitungen dauerten zehn Wochen, gedreht wurde nur drei Tage. Schnee sieht man hier heute keinen, dafür einen mystischen Wald. „Da ich das Glück hatte, Teil der Show zu sein, gibt es einige Sets, die mir sehr am Herzen liegen. Mein Lieblingsplatz ist auf jeden Fall Tollymore Forest. Jedes Mal, wenn ich dort hin, wirkt die Umgebung anders, das Licht, das Wetter, der Fluss und das Laub verändern sich ständig“, schwärmt Eric.

Der am häufigstem fotografierte Ort ist eine einfache Buchenallee, die in der zweiten Staffel genau 18 Sekunden lang als Königsweg zu sehen ist. Die Buchenallee Dark Hedges in dem kleinen Dorf Stranocum wurde für die Dreharbeiten zwei Wochen lang gesperrt und mit Schlamm überflutet. Wer ein Foto machen möchte, ohne Hunderte Touristen um sich zu haben, sollte unbedingt schon im Morgengrauen da sein. Als einige der Bäume 2015 Winterstürmen zum Opfer fielen, ließ die irischen Tourismusbehörden aus dem Holz zehn Türen schnitzen, die jeweils eine Folge der sechsten Staffel repräsentierten. Die Türen sind überall im Land verteilt und frei zugänglich. Sie zieren Pubs und Hotels, die sich in der Nähe eines GOT-Drehortes befinden, zum Beispiel in Strangford im „Cuan Inn“. In dem urigen Pub übernachteten nicht nur viele der GOT-Schauspieler, hier gibt es eine weitere Besonderheit, nämlich das GOT-Bier Hodoor und das King’s-Gold-Met.

Game of Thrones in Nordirland: Winterfell & Battle of The Bastards

Von Strangford dauert es auch nur wenige Minuten mit dem Auto, bis man Castle Ward erreicht, bekannt als „Winterfell“ in GOT. Das Haus der Starks im Norden ist einer der wichtigsten Schauplätze von Staffel 1 und die Kulisse für über 20 weitere Drehorte. Besonders beeindruckend waren stets die Schlachtszenen bei GOT, auch eine der schönsten Erinnerungen für Eric. „Für den Battle of The Bastards vorbereitet zu werden, war ein Wahnsinn. 500 Männer wurden trainiert, mit einem Schwert zu kämpfen, mit Pfeil und Bogen zu schießen und dabei noch schauspielerische Fähigkeiten zu zeigen in einer solche chaotischen Szene.“ Jene Szene soll übrigens die einzige sein, die ansatzweise an das herankommt, was uns in der finalen Staffel erwartet. Rund 55 Tage soll an der größten zusammenhängenden Schlachtszene gedreht worden sein.

Ein kleines bisschen Schlacht-Feeling kommt auch bei der GOT-Tour auf. Im Kofferraum des Busses werden Kostüme, Schwerter und Schilder transportiert, mit denen man seine ganz persönliche Jon-Snow-Szene nachstellen kann. Der schönste Moment am Set für Eric? „Unmöglich, nur einen zu wählen! Ich habe die meisten Tage in Staffel 8 gedreht, sodass jedes Mal, wenn wir eine Szene drehten, emotionales Gewicht dazukam, weil es die letzte Staffel war. Mein Lieblingsmoment passierte abseits vom Set. Ich traf in meiner Lieblingsbar Jason Momoa, der Khal Drogo spielte. Er ist definitiv ein Vorbild für mich. Wir tranken, lachten, sprachen über GOT und anderes Zeug und beendeten so einen großartigen Drehtag!“

Game of Thrones in Nordirland: Titanic Belfast & Titanic Studios

Der GOT-Tour-Tag geht deshalb in Belfast weiter. Neben dem gigantischen Museum „Titanic Belfast“ – das damals größte Schiff der Welt wurde hier auf der Werft von Harland & Wolff gebaut – sind die „Titanic Studios“. Hier befindet sich das Hauptset des Fernsehsenders HBO und seiner Erfolgsserie Game of Thrones – mit einem Nachbau von King Landing. „Fans der Show sollten auch unbedingt in das ‚Ulster Museum’ gehen. Hier kann man einen handgewebten Teppich anschauen, der alle wichtigen Momente der Serie bis zum Ende der 7. Staffel zeigt“, erklärt Eric. Nachts geht es dann auf ein Pint in eine der vielen hippen Bars rund um Victoria Square oder Cathedral Quarter. Zu Drehzeiten tummelten sich hier abends viele der Schauspieler. „Der Victoria Square war immer ein guter Ort, an dem man die Schauspieler gesehen hat, zum Beispiel im ‚Mumbai 27’ oder im ‚Boojum’.“ 

Im Februar 2022 wurde das GOT-Feeling in Belfast auf das nächste Level gehoben. Mit der offiziellen „Game of Thrones Studio Tour“ wartet auf Besucher ein episches Erlebnis in den Linen Mill Studios. Wer hierher kommt, wirft einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen einer der größten und erfolgreichsten Filmproduktionen. Auf 110.000 Quadratmeter wird es Fans nun möglich, eine Vielzahl von Original-Sets, Kostümen, Requisiten und Kulissen zu besichtigen und in Westeros einzutauchen – in King’s Landing, Winterfell, Dragonstone, The Wall und den Ländern jenseits der Mauer. 

Offenlegung

Tourism Ireland hat mich eingeladen, nach Nordirland zu reisen. Meine Reportagen wurden unter anderem in der Zeitschrift miss und auf reisereporter.de veröffentlicht. 


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